Attentäter war doch kein Kind
Türkische Regierung korrigiert Erdogan
Ankara Die türkische Regierung ist bekannt dafür, dass sie sich nach Anschlägen sehr schnell öffentlich festlegt, wer hinter der Tat steckt. Auch im Falle der verheerendsten Attacke in diesem Jahr war das nicht anders: Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bereits am Sonntag bei einer Pressekonferenz verkündet, dass sich ein „zwischen zwölf und 14 Jahre alter Selbstmordattentäter“am Samstagabend inmitten einer Hochzeitsgesellschaft in Gaziantep in die Luft gesprengt habe. Das weltweite Entsetzen über eine solch unfassbare Tat war groß.
Unfassbar ist der Anschlag, bei dem 54 Menschen – ein Großteil davon Kinder – getötet wurden, nach wie vor. Allerdings hat die türkische Regierung Angaben, dass es sich bei dem Attentäter von Gaziantep um ein Kind handele, am späten Montagabend zurückgenommen. Der türkische Regierungschef Binali Yildirim persönlich korrigierte die Aussagen Erdogans. In einem anderen Punkt gibt es jedoch keine Widersprüchlichkeiten: Präsident und Regierung sind davon überzeugt, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für die Bluttat in der Millionenstadt an der syrischen Grenze verantwortlich ist.
Die Reaktion des türkischen Militärs ließ nicht lange auf sich warten: Bereits am Montag nahm Artillerie von der türkischen Seite aus Stellungen des IS in Dscharablos unter Beschuss. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereiten dort hunderte syrische Rebellenkämpfer einen Angriff vor, um die Stadt der IS-Miliz zu entreißen. Gleichzeitig feuerte die türkische Armee auch auf Positionen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) nahe der Stadt Manbidsch. Ankara betrachtet YPG und IS gleichermaßen als Terrorgruppen.
Gestern gingen die Gefechte mit unverminderter Härte weiter. Nach dem Einschlag zweier Mörsergranaten im türkischen Grenzort Karkamis, bei dem keine Menschen zu Schaden kamen, antwortete die türkische Armee laut Medienberichten erneut mit Angriffen auf mehrere IS-Stellungen im syrischen Grenzgebiet.