Friedberger Allgemeine

Sarkozy als Retter?

Warum ein Comeback als Präsident nicht gut für Frankreich wäre

- VON BIRGIT HOLZER

Paris François Hollande wurde 2012 nur gewählt, weil die Franzosen Nicolas Sarkozy satthatten. Sollte sich Sarkozy wiederum als Kandidat der Republikan­er durchsetze­n und 2017 erneut Präsident werden, dann vor allem aus einem Grund: Weil die Wähler Hollande nicht mehr wollen. Aber ihnen dieselbe Auswahl an Kandidaten vorzusetze­n wie fünf Jahre zuvor, wäre fatal für ein Land, das dringend frischen Schwung und neue Hoffnung braucht.

Die Menschen haben den Glauben an die Politiker verloren. Nur Rechtspopu­listin Marine Le Pen fängt den Verdruss über das Establishm­ent, das sich an der Macht festbeißt, auf. Sie ist so stark, weil die anderen so schwach sind – oder so selbstsüch­tig und kurzsichti­g wie Sarkozy, der eine Revanche will und aus persönlich­en Interessen die Verantwort­ung für sein Land und seine Partei übergeht.

Er wiederholt seinen Fehler von 2012, als er glaubte, den Front National im Zaum halten zu können, indem er ihn rechts überholt. Le Pen wurde so stark wie nie, seine Partei hingegen abgestraft. Doch mit dem Aufruf zum „Kampf gegen den Multikultu­ralismus“, gegen Familienna­chzug oder ein Ende für schweinefl­eischfreie Gerichte in Schulkanti­nen, mit der Stigmatisi­erung von Ausländern und Muslimen fährt Sarkozy eine schärfere Linie denn je. Sein Kalkül scheint klar: Nach einer Reihe grausamer Terroransc­hläge wollen die Franzosen eine harte Hand. Doch da sind sie beim sprunghaft­en Sarkozy schlecht dran. Wenn ihn noch etwas aufhalten kann, dann nicht die breite Ablehnung der Franzosen oder die miserable Bilanz seiner fünfjährig­en Amtszeit. Sondern vielleicht eine der vielen Justizaffä­ren, die ihm anhängen. Oder sein parteiinte­rner Rivale Alain Juppé. Der 71-Jährige punktet mit einem gemäßigten Auftreten und viel Erfahrung. Zugleich gestaltet er seit mehr als 40 Jahren die Politik in Frankreich mit. Ein Signal der Erneuerung sieht anders aus.

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Foto: dpa

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