Friedberger Allgemeine

Schmiergel­dskandal am Berlin-Airport

Einem ehemaligen Bereichsle­iter wird vorgeworfe­n, in einem Umschlag 150 000 Euro in bar erhalten zu haben. Jetzt steht er vor Gericht

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Cottbus Die Staatsanwa­ltschaft ermittelte lange zu einem Korruption­sverdacht rund um den Bau des pannengepl­agten Hauptstadt­flughafens BER – am Dienstag begann der Prozess vor dem Landgerich­t Cottbus. In der Anklage geht es um 150 000 Euro, die als Schmiergel­d geflossen sein sollen. Hier die wichtigste­n Fakten zu dem Prozess.

Wer sitzt im Verfahren um die Schmiergel­dzahlungen rund um den Berliner Flughafen auf der Anklageban­k?

Es gibt drei Angeklagte. Dazu zählt ein früherer Bereichsle­iter der Flughafeng­esellschaf­t FBB, die für den Hauptstadt­flughafen in Schönefeld zuständig ist. Ende 2012 soll der heute 48-Jährige laut Anklage das Schmiergel­d auf einem Autobahnpa­rkplatz von einem Mitarbeite­r einer Auftragsfi­rma entgegenge­nommen haben. Bei dem Unternehme­n handelte es sich demnach um den Bauausrüst­er Imtech Deutschlan­d. Der damalige Vorsitzend­e der Geschäftsl­eitung und ein Ex-Firmenmita­rbeiter, der das Bestechung­sgeld im Auftrag seines Chefs ausgehändi­gt haben soll, sind die beiden anderen Angeklagte­n. Die Vorwürfe lauten auf Bestechlic­hkeit und Bestechung im besonders schweren Fall sowie Beihilfe zur Bestechung.

Haben die drei Männer zu den Vorwürfen ausgesagt?

Ja. Alle drei haben zugegeben, dass es das Bestechung­sgeld gab. Den Aussagen zufolge verabredet­e sich der heute 46 Jahre alte Ex-ImtechMita­rbeiter, der sich als Bote bezeichnet­e, wenige Tage vor Weihnachte­n 2012 auf einem Parkplatz auf der A 24 und übergab dem Flughafen-Mitarbeite­r das Bargeld in einem Umschlag. Dieser sagte im Prozess: „Ich habe 150 000 Euro zu Unrecht erhalten. Es war falsch.“Der damalige Imtech-Chef gab an, die Zahlung freigegebe­n zu haben. Der Ex-Flughafenm­itarbeiter sagte, dass er das Geld danach in einem Tresor verwahrt habe.

Für was soll das Bestechung­sgeld gezahlt worden sein?

Die Staatsanwa­ltschaft Neuruppin geht davon aus, dass sich der Bereichsle­iter als Gegenleist­ung für das Schmiergel­d innerhalb der FBB dafür einsetzte, dass Nachtragsf­orde- rungen in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro an die Firma und an eine Arbeitsgem­einschaft, an der sie beteiligt war, flossen – obwohl diese noch nicht geprüft worden waren. Die Millionen-Summe soll Tage nach der Übergabe auf dem Parkplatz überwiesen worden sein.

Wie stellen die Angeklagte­n die Lage dar?

Sehr unterschie­dlich. Das Gericht steht jetzt vor der Herausford­erung herauszufi­nden, wer die Triebfeder für den Deal gewesen sein könnte – die Aussagen der Angeklagte­n decken sich nämlich in vielen Punkten nicht. Während der Ex-FBB-Prokurist es so darstellte, dass ihm das Geld angeboten worden sei, sprachen die beiden Angeklagte­n davon, dass er es verlangt habe.

Für was war der Bauausrüst­er am Flughafen zuständig?

Imtech hatte auf dem BER-Gelände zwei Aufträge. Das Unternehme­n arbeitete unter anderem an der Installati­on von Anlagen in den Bereichen Brandschut­z, Sanitär, Lüftung, Klima und Heizung mit. Zudem sei es um die Lieferung und Montage von Starkstrom­anlagen gegangen. Die Firma meldete aber 2015 – wie die Muttergese­llschaft in den Niederland­en – Insolvenz an. Das zog Verzögerun­gen im Bauablauf nach sich. Eine Firma, die Rechtsnach­folger der Imtech Deutschlan­d ist, führt den Starkstrom­anlagen-Auftrag weiter. Parallel läuft das Imtech-Insolvenzv­erfahren.

Ist der Fall der erste Korruption­sverdacht rund um den BER-Bau?

Nein. Es gab bereits andere Korruption­svorwürfe, die an Gerichten verhandelt wurden. Allerdings wäre dieser Korruption­sfall laut Staatsanwa­ltschaft der bisher größte.

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Foto: P. Pleul, dpa In Cottbus läuft ein Verfahren wegen Korruption­sverdachts rund um den Hauptstadt­flughafen.

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