Der Lech soll freier werden
Erst kam Wertach vital, dann Licca liber: Auch am Unterlauf bis zur Mündung soll der Fluss umgebaut und naturnäher werden. Davon werden auch Radler und Spaziergänger profitieren. Die ersten Schritte sind schon gemacht
Ellgau/Thierhaupten Joggen, Radfahrern, spaziergehen – der Lech mit seinen Wanderwegen ist für Erholungssuchende eine der beliebtesten Anlaufstellen. Vor allem südlich von Augsburg, wo an der Staustufe 23 („Mandichosee“) ein richtiges Naherholungsareal entstanden ist. Doch am Lech im nördlichen Landkreis Augsburg gibt es heute nur wenige Zugänge zum Wasser oder Liegeflächen, auf denen man es sich gemütlich machen kann. Doch das soll sich bald ändern.
Knapp 20 Kilometer des Lechs werden in den kommenden Jahren umgestaltet. Von der Thierhauptener Lechbrücke bis zur Einmündung in die Donau bei Lechsend sollen Maßnahmen für einen vielfältigen Lebensraum für Mensch und Natur sorgen. Anwohner und Erholungssuchende sollen gleichermaßen von den Umbauarbeiten profitieren: Bessere Zugänge und Liegeflächen sollen den Lech wieder zu einem attraktiven Ausflugsort machen. Eine mögliche Verbesserung könnte die Herstellung von Umgehungsgewässern sein, die für den Fischbestand mehr Durchgängigkeit garantieren. Aber auch eine naturnahe Gestal- tung der Stauräume für die vier Wasserkraftwerke an diesem Flussabschnitt wird angepackt.
In Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (WWA) erstellen die Bayerischen Elektrizitätswerke (BEW) ein Umsetzungskonzept für die Entwicklung des Lebensraums am Unteren Lech. Es dient dazu, die nach den Vorgaben der europäischen Wasser- rahmenrichtlinie nötigen Schritte konkret darzustellen. Das Gesetz sieht vor, dass bis zum Jahr 2027 alle oberirdischen Gewässer der EU wieder in einem natürlicheren Zustand sind und ein gutes ökologisches Potenzial erreichen.
Neu an dem Projekt ist, dass die Bürger aktiv an den Planungen mitarbeiten können. Nicht zuletzt das Projekt „Wertach vital“im Bereich Augsburg hatte in der Vergangenheit gezeigt, dass es enorm wichtig ist, die Bürger bei der Veränderung des Flusses „mitzunehmen“. So fanden bereits die ersten Informationsund Dialogveranstaltungen statt, so auch in Ellgau. Die Mitwirkung der Öffentlichkeit sei ein wesentlicher Bestandteil bei der Entwicklung des Konzepts, unterstreicht der BEWAbteilungsleiter für Wasserbau, Ralf Klocke.
Bei den Treffen wurden auch schon die ersten Ideen für den nördlichen Lech vorgestellt. Ingenieur Bernhard Keim betonte, dass aber bewusst noch keine konkreten Pläne oder Maßnahmen mitgebracht wurden. Niemand solle vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Das Projekt ist bei den Bürgern bisher gut angekommen. So erklärte sich bei dem Infotreffen in Ellgau die Hälfte der rund 40 Besucher bereit, auch künftig den Planungsprozess zu begleiten. Durchschnittlich alle zwei Monate werde man sich treffen. Zwar betrifft die Umgestaltung primär die Verbesserung des Flusskörpers, aber auch die Auengebiete rund um den Flusslauf könnten verbessert werden.
Die Anwohner wissen auch, dass sich Eingriffe am Lech auch negativ auswirken können. Daher wurde genau nachgefragt, ob die Umgestaltung Folgen für den Hochwasserschutz mit sich bringt und ob auch das Grundwasser und dessen möglicher Anstieg berücksichtigt werde. Für Unbehagen sorgte die Angst über ein erhöhtes Biberaufkommen in den geplanten Umgehungsgewässern. Speziell die Landund Forstwirte befürchten gravierende wirtschaftliche Folgen.
In Sachen Grundwasser gab Klocke gleich Entwarnung. Derzeit laufen bereits Messungen zum Stand des Grundwassers heute. Es werde keine Maßnahme geben, die einen problematischen Wasseranstieg nach sich ziehen könnten, so der Wasserbauleiter. Neben den geplanten Treffen sollen während der Planung auch Exkursionen stattfinden. Ein erstes Ausflugsziel könnte die knapp 85 Meter lange Musterstrecke bei Feldheim sein. Der Abschnitt werde bis kommenden Herbst fertig, und dient als Vorbild für die Umgestaltung der Gesamtstrecken.
Bald gibt es eine Musterfließstrecke