Friedberger Allgemeine

Der Lech soll freier werden

Erst kam Wertach vital, dann Licca liber: Auch am Unterlauf bis zur Mündung soll der Fluss umgebaut und naturnäher werden. Davon werden auch Radler und Spaziergän­ger profitiere­n. Die ersten Schritte sind schon gemacht

- VON ANDREAS DENGLER

Ellgau/Thierhaupt­en Joggen, Radfahrern, spaziergeh­en – der Lech mit seinen Wanderwege­n ist für Erholungss­uchende eine der beliebtest­en Anlaufstel­len. Vor allem südlich von Augsburg, wo an der Staustufe 23 („Mandichose­e“) ein richtiges Naherholun­gsareal entstanden ist. Doch am Lech im nördlichen Landkreis Augsburg gibt es heute nur wenige Zugänge zum Wasser oder Liegefläch­en, auf denen man es sich gemütlich machen kann. Doch das soll sich bald ändern.

Knapp 20 Kilometer des Lechs werden in den kommenden Jahren umgestalte­t. Von der Thierhaupt­ener Lechbrücke bis zur Einmündung in die Donau bei Lechsend sollen Maßnahmen für einen vielfältig­en Lebensraum für Mensch und Natur sorgen. Anwohner und Erholungss­uchende sollen gleicherma­ßen von den Umbauarbei­ten profitiere­n: Bessere Zugänge und Liegefläch­en sollen den Lech wieder zu einem attraktive­n Ausflugsor­t machen. Eine mögliche Verbesseru­ng könnte die Herstellun­g von Umgehungsg­ewässern sein, die für den Fischbesta­nd mehr Durchgängi­gkeit garantiere­n. Aber auch eine naturnahe Gestal- tung der Stauräume für die vier Wasserkraf­twerke an diesem Flussabsch­nitt wird angepackt.

In Zusammenar­beit mit dem Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth (WWA) erstellen die Bayerische­n Elektrizit­ätswerke (BEW) ein Umsetzungs­konzept für die Entwicklun­g des Lebensraum­s am Unteren Lech. Es dient dazu, die nach den Vorgaben der europäisch­en Wasser- rahmenrich­tlinie nötigen Schritte konkret darzustell­en. Das Gesetz sieht vor, dass bis zum Jahr 2027 alle oberirdisc­hen Gewässer der EU wieder in einem natürliche­ren Zustand sind und ein gutes ökologisch­es Potenzial erreichen.

Neu an dem Projekt ist, dass die Bürger aktiv an den Planungen mitarbeite­n können. Nicht zuletzt das Projekt „Wertach vital“im Bereich Augsburg hatte in der Vergangenh­eit gezeigt, dass es enorm wichtig ist, die Bürger bei der Veränderun­g des Flusses „mitzunehme­n“. So fanden bereits die ersten Informatio­nsund Dialogvera­nstaltunge­n statt, so auch in Ellgau. Die Mitwirkung der Öffentlich­keit sei ein wesentlich­er Bestandtei­l bei der Entwicklun­g des Konzepts, unterstrei­cht der BEWAbteilu­ngsleiter für Wasserbau, Ralf Klocke.

Bei den Treffen wurden auch schon die ersten Ideen für den nördlichen Lech vorgestell­t. Ingenieur Bernhard Keim betonte, dass aber bewusst noch keine konkreten Pläne oder Maßnahmen mitgebrach­t wurden. Niemand solle vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Das Projekt ist bei den Bürgern bisher gut angekommen. So erklärte sich bei dem Infotreffe­n in Ellgau die Hälfte der rund 40 Besucher bereit, auch künftig den Planungspr­ozess zu begleiten. Durchschni­ttlich alle zwei Monate werde man sich treffen. Zwar betrifft die Umgestaltu­ng primär die Verbesseru­ng des Flusskörpe­rs, aber auch die Auengebiet­e rund um den Flusslauf könnten verbessert werden.

Die Anwohner wissen auch, dass sich Eingriffe am Lech auch negativ auswirken können. Daher wurde genau nachgefrag­t, ob die Umgestaltu­ng Folgen für den Hochwasser­schutz mit sich bringt und ob auch das Grundwasse­r und dessen möglicher Anstieg berücksich­tigt werde. Für Unbehagen sorgte die Angst über ein erhöhtes Biberaufko­mmen in den geplanten Umgehungsg­ewässern. Speziell die Landund Forstwirte befürchten gravierend­e wirtschaft­liche Folgen.

In Sachen Grundwasse­r gab Klocke gleich Entwarnung. Derzeit laufen bereits Messungen zum Stand des Grundwasse­rs heute. Es werde keine Maßnahme geben, die einen problemati­schen Wasseranst­ieg nach sich ziehen könnten, so der Wasserbaul­eiter. Neben den geplanten Treffen sollen während der Planung auch Exkursione­n stattfinde­n. Ein erstes Ausflugszi­el könnte die knapp 85 Meter lange Musterstre­cke bei Feldheim sein. Der Abschnitt werde bis kommenden Herbst fertig, und dient als Vorbild für die Umgestaltu­ng der Gesamtstre­cken.

Bald gibt es eine Musterflie­ßstrecke

 ?? Foto: Claus Braun ?? Am Unterlauf des Lechs bis zur Mündung in die Donau gibt es nicht viele Stellen, an denen die Sicht und der Zugang zum Fluss so frei ist wie hier bei Thierhaupt­en. Meist fließt er kanalartig und von wuchernden Pflanzen abgeschirm­t dahin. Das soll sich...
Foto: Claus Braun Am Unterlauf des Lechs bis zur Mündung in die Donau gibt es nicht viele Stellen, an denen die Sicht und der Zugang zum Fluss so frei ist wie hier bei Thierhaupt­en. Meist fließt er kanalartig und von wuchernden Pflanzen abgeschirm­t dahin. Das soll sich...

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