Eine Harley aus Draht
Polizeibeamter Bernd Bichmann lebt in der Freizeit seine kreative Ader aus. Er hat zahlreiche Gegenstände, Figuren und Fortbewegungsmittel aus Draht gefertigt und damit sogar einen Publikumspreis gewonnen
Bernd Bichmann wird vorerst nichts mehr aus Draht herstellen. Nicht, weil er die Lust daran verloren hat. Nein. Er hat keinen Platz mehr dafür. Denn der 47-Jährige hat in den vergangenen Jahren ganz viel aus Drahtgitter geschaffen: Beispielsweise einen Eiffelturm, einen Schlüsselbund, eine Frau an einer Poledance-Stange, eine Vespa und eine Harley – beide in Originalgröße. „Das sind immer so Phasen, in denen ich einen sehr großen Schaffensdrang habe“, sagt er.
Für die Harley benötigte er etwa 265 Stunden, für die Vespa 216. Das alles neben seinem Beruf. Bichmann arbeitet im Polizeipräsidium Schwaben in Augsburg. Der Gersthofer ist dort im Bereich Kriminalitätsbekämpfung tätig. „Die Arbeit macht mir total Spaß. Es ist das, was ich von Kind an machen wollte“, sagt er. Seine künstlerische Ader lebt er privat aus. „Nach der Schule habe ich den Beruf des Schaugewerbegestalters bei Kröll & Nill gelernt. Danach habe ich gleich bei der Polizei angefangen“, sagt er.
Doch den Spaß daran, sich kreativ auszuleben, hat er nie verloren. Zuerst interessierte er sich für Airbrush-Kunst. Später schnitzte und malte er klitzekleine Gegenstände oder Personen auf die Spitze von Zahnstochern. 50 Motive hat er so fertiggestellt – vom Polizeibeamten, über einen Apfelbutzen bis hin zu Mickey Mouse.
Die Disney-Figur brachte ihn schließlich auch zu seiner nächsten kreativen Spielwiese: der Drahtgitterkunst. Ein Bekannter wollte seiner Frau zu einem runden Geburtstag einen Buchsbaum in Form einer Mickey Mouse schenken. „Mit der Idee kam er zu mir, weil er wusste, dass mir solche handwerklichen Tä- Spaß machen.“Zweieinhalb Jahre vor dem Geburtstag kümmerte sich Bichmann um die passende Vorlage, errechnete die Maße und fing an, den Draht so zu verbinden, dass am Ende eine Mickey Mouse daraus entstand. Diese Form wurde über den Buchsbaum gestülpt, der in den darauffolgenden zwei Jahren hineinwachsen und entsprechend beschnitten werden konnte.
Die Comicfigur ist heute noch der Hingucker im Garten seiner Betigkeiten kannten. Doch Bichmann hat seither noch einiges darauf gelegt. Er schuf mit viel Geduld zahlreiche weitere Gegenstände und Figuren aus Draht – teilweise in Originalgröße. Dafür geht er nicht in den Keller oder in die Garage. „Das mache ich alles im Wohnzimmer. Ich habe eine sehr tolerante Frau“, sagt er und lacht. Denn das Knacken, das zu hören ist, wenn der Draht durchschnitten wird, könne auf Dauer schon nerven. Auf ein Kunstwerk folgte das nächste: Neben einem Skorpion und dem Marsupilami, fertigte er einen Büfett-Baum für einen Bekannten und einen Hund, der gerade an einen Hydranten pinkelt. Dafür verwendet er Draht aus dem Fachhandel. „Ich nehme immer die 25-Meter-Rolle. Sonst komme ich zu nichts.“
So viel Mühe wurde belohnt: Mit dem Vesparoller bewarb er sich in diesem Jahr neben weiteren 100 Künstlern um den Gersthofer Kunstpreis. Sein aus Hasengitterdraht gefertigtes Gefährt wurde mehrheitlich zum Publikumspreis gewählt.
Für Bichmann eine wundervolle Anerkennung für seine Kunst. Doch der 47-Jährige würde sich noch mehr wünschen. „Ich will den Menschen meine Kunst zeigen. Aber ich habe schon so viele Museen und Galerien angeschrieben. Von den meisten kam noch nicht einmal eine Antwort“, sagt er.
Bichmann hofft, dass er seine aus Draht geschaffenen Kunstwerke einmal einem größeren Publikum zeigen kann. Erst dann will er damit weitermachen. „Am liebsten würde ich ein Auto in Originalgröße herstellen. Aber dafür bräuchte ich Platz und die sichere Zusage, dass es dann auch gezeigt wird.“
www.drahtgitterkunst.de