Friedberger Allgemeine

526 000 Asylanträg­e noch offen

Kritik am Bundesamt für Migration (Bamf)

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Während sich das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) auf einem guten Weg sieht, den Berg an Asylanträg­en in Zukunft zügiger abzubauen, wird die Behörde von der deutschen Flüchtling­shilfsorga­nisation Pro Asyl heftig kritisiert.

Nachdem erst letzte Woche gemeldet worden war, dass die Verfahrens­dauer bei der Bearbeitun­g von Asylanträg­en wieder angestiege­n sei, sprach der stellvertr­etende Leiter des Bamf, Georg Thiel, auf Anfrage unserer Zeitung von Anzeichen für eine nachhaltig­e Verbesseru­ng. Der Durchschni­tt liege nach den aktuellen Zahlen im Zeitraum von Anfang 2016 bis zum 31. Juli zwar bei rund sieben Monaten. Bei den Neuanträge­n, die seit Januar 2016 gestellt und entschiede­n worden seien, betrage die Bearbeitun­gszeit allerdings nur noch 1,9 Monate. Thiel: „Wir haben jetzt so gut wie allen bereits registrier­ten Menschen, die noch keinen Asylantrag stellen konnten, dies ermöglicht. Dadurch ist die Anzahl der anhängigen Verfahren zunächst gestiegen. Nun gehen wir die Abbauphase an. Im August werden wir bis zu 60 000 Fälle entscheide­n.“Doch die Aufgabe ist weiterhin gewaltig: Stand 31. Juli muss die Behörde noch über 526276 Anträge entscheide­n.

Die Flüchtling­shilfsorga­nisation Pro Asyl erneuerte gestern ihre heftige Kritik an der Arbeit des Bundesamts: Es gebe dort nahezu keine Qualitätsk­ontrolle. Viele Flüchtling­e müssten mehr als anderthalb Jahre auf eine Entscheidu­ng warten. Unter ihnen sei eine große Zahl von Menschen, die eine statistisc­h relativ große Chance hätte, einen Schutzstat­us zu erhalten.

Gleichzeit­ig häufen sich die Berichte über die Angst vor ständiger Überforder­ung unter den Mitarbeite­rn. Ausdruck der Probleme ist ein Rechtsstre­it zwischen der Leitung des Bamf und den Personalrä­ten über Neueinstel­lungen und die Einführung von Schichtdie­nsten.

(mit kna) »Kommentar und Politik

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