Auch sie machen Schluss mit der Politik
Parlament Neben Wolfgang Bosbach verlassen nächstes Jahr einige andere Schwergewichte und Altgediente den Bundestag
Berlin Der langjährige CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach will 2017 nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Damit verliert das Parlament einen Mann mit viel Charisma. Doch nicht nur Bosbach hört auf. Auch einige andere langjährige Abgeordnete verabschieden sich.
Gerda Hasselfeldt Die Tochter eines niederbayerischen Gastwirts und Bürgermeisters rückte 1987 für keinen Geringeren als Franz Josef Strauß in den Bundestag nach und ist bis heute Abgeordnete. Die CSUPolitikerin hatte in ihrer langen Karriere viele Posten, sie war Bauministerin, Gesundheitsministerin und Vize-Präsidentin des Bundestages. Momentan gilt sie als Chefin der CSU-Landesgruppe als Vermittlerin zwischen ihrem Parteichef Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Streit um die Flüchtlingspolitik. Manche halten sie für eine geeignete Nachfolgerin von Bundespräsident Joachim Gauck. Ihre Bundestagslaufbahn ist so oder so beendet.
Johannes Singhammer Der gebürtige Münchner zog 1994 erstmals für die CSU in den Bundestag ein. Wie Bosbach kritisierte auch er immer wieder die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. „Es entspricht demokratischer Übung und meiner persönlichen Auffassung, Mandatsmacht als zeitlich begrenzt zu begreifen“, begründete der 63-jährige Bundestags-Vizepräsident seinen Entschluss, 2017 nicht mehr anzutreten. Künftig will der sechsfache Vater mehr Zeit seiner Familie widmen.
Gernot Erler Der langjährige SPD-Fraktionsvize gehört dem Bundestag bereits seit 1987 an. Erler begründete seinen Rückzug damit, dass er im Alter von 72 Jahren den Weg für eine Verjüngung frei machen wolle. Der Abgeordnete aus dem Wahlkreis Freiburg amtierte von 2005 bis 2009 als Staatsminister im Auswärtigen Amt, seit 2014 ist er Russland-Beauftragter der Bundesregierung.
Klaus Barthel Der einstige Gewerkschaftssekretär aus Bayern gehört dem linken Flügel der Sozialdemokraten an und stellte sich immer wieder gegen die Linie der Parteiführung. Barthel rebellierte gegen die Agenda 2010 der rot-grünen Regierung, auch beim Bundeswehreinsatz in Afghanistan stellte er sich gegen Kanzler Gerhard Schröder. Der 60-Jährige sitzt seit 1994 im Bundestag.
Peer Steinbrück Bereits Ende September will der frühere Bundesfinanzminister und gescheiterte SPDKanzlerkandidat sein Mandat niederlegen. Im Laufe seiner politischen Karriere war Steinbrück Landesminister in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen und zwischen 2002 und 2005 auch nordrhein-westfälischer Ministerpräsident. Mitglied des Bundestags ist der 69-Jährige erst seit 2009.
Marieluise Beck Die 64-Jährige ist das einzige Mitglied der ersten Grünen-Fraktion von 1983, das noch immer im Deutschen Bundestag sitzt. Beck verabschiedet sich am Ende der Legislaturperiode nicht ganz freiwillig: Die frühere Lehrerin bestätigte, dass in ihrem Bremer Landesverband entschiedener Widerspruch gegen eine erneute Kandidatur angemeldet worden sei. Unter Rot-Grün war Beck Ausländerbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium. Zuletzt machte sie sich einen Namen als Außenpolitikerin.
Gabriele Fograscher Die SPD-Politikerin aus Nördlingen wurde 1994 zum ersten Mal in den Bundestag gewählt. Dass im kommenden Jahr Schluss sein soll, hat viele ihrer Parteifreunde überrascht. Irgendwann sei es „eben auch mal gut“, sagte die 59-Jährige, die auch im Kreistag von Donau-Ries sitzt, selbst zur Begründung.