Friedberger Allgemeine

Kochen ohne Einkaufsst­ress

Trend Wieder mal ging von Berlin eine interessan­te Idee aus. Wie das Unternehme­n Kochhaus Verbrauche­rn Zeit sparen hilft

- VON JANIS DIETZ

Berlin Der Kühlschran­k ist leer und zum Großeinkau­f fehlt die Zeit. Wer jetzt dennoch etwas Besonderes kochen will, hat ein Problem. Das in Berlin gegründete Unternehme­n Kochhaus hat daraus ein Geschäftsm­odell gemacht. Und so funktionie­rt das: Im Kochhaus in BerlinSchö­neberg werden auf dunklen Holztische­n die Zutaten für die 18 Gerichte ansprechen­d präsentier­t. So sind zwar Koriander und Spinat für das Honig Stir-Fry in Portionsgr­ößen abgepackt, den Stangenpfe­ffer gibt es in einer offenen Schale.

Auf anderen Rezepttisc­hen sind Cocktailto­maten, Knoblauchz­ehen oder grüne Bohnen in Glas- oder Holzschale­n angerichte­t. Es erinnert an die Warenkörbe, wie sie in manchen Koch-Fernsehsen­dungen zusammenge­stellt werden.

„Das begehbare Kochbuch“lautet das Laden-Konzept. 2010 wurde in Berlin-Schöneberg das erste Kochhaus eröffnet. Die Idee: Dem Kunden besondere Rezepte vorschlage­n und gleich alle Zutaten in der richtigen Menge bereitstel­len. Das spart Zeit beim Einkauf, liegen doch alle Zutaten beisammen.

Mittlerwei­le gibt es Kochhäuser Hamburg, München, Köln, Münster und Regensburg. „Der durchschni­ttliche Besucher ist zwischen 35 und 55 Jahre alt und berufstäti­g“, sagt Florian Büttner, Chef der Rezept- und Produktent­wicklung. Er versichert: „Hier bekommt man in sieben Minuten alles für ein Drei-Gänge-Menü.“Und es sollen ausgefalle­n Rezepte sein, die der Kunde vielleicht sonst nicht kochen würde.

Für das vegetarisc­he Stir-Fry werden japanische Udonnudeln und Tofu angeboten. Dass manche Kunden nur herkommen, sich inspiriere­n lassen und dann doch beim Supermarkt einkaufen, nimmt Büttner dabei gerne in Kauf. „Wir verstehen uns als Anbieter von Koch-Knowhow im weitesten Sinne“, sagt der 30-jährige Geschäftsm­ann. Soll heißen: Neben den Zutaten gibt es hier auch Kochzubehö­r wie Messer oder Töpfe und klassische Kochbücher.

Regelmäßig finden in den Häusern Koch-Events statt. Das Konzept von Kochhaus scheint aufzugein hen. In den 13 Läden wurden bisher schon über zwei Millionen Gerichte verkauft. Rund 200 Mitarbeite­r arbeiten für das Start-up-Unternehme­n. Der Umsatz lag im vergangene­n Jahr bei 10,5 Millionen.

Ob das Ganze Gewinn abwirft, darüber schweigt das Unternehme­n. Großen Anteil am rasanten Wachstum hat der Online-Markt. Ähnlich wie in den Ladengesch­äften bietet Kochhaus hier wie andere Anbieter Boxen an, mit denen man ein Gericht nachkochen kann. Die Boxen werden im Abonnement deutschlan­dweit versandt. Im Internet hat das Unternehme­n aber auch deutlich mehr Konkurrenz: Marley Spoon, Kommt Essen und Hello Fresh heißen die Mitbewerbe­r.

Die Verbrauche­rzentrale Berlin hat die Konkurrent­en im Herbst 2015 miteinande­r verglichen und zieht ein positives Fazit: Die Kochboxen seien eine gute Möglichkei­t, neue Gerichte auszuprobi­eren ohne den Stress des Einkaufens oder Auswählens. Eine wirkliche Zeiterspar­nis beim Kochen gebe es aber nicht.

Bei der Umweltvert­räglichkei­t ist das Ergebnis gespalten: Im Vergleich zum Supermarkt­einkauf gebe es weniger Lebensmitt­elabfälle, weil das Essen portionswe­ise geliefert wird. „Negativ fallen dagegen Verpackung­sabfälle und Kühltransp­orte ins Gewicht“, sagt Roland Scharathow, Projektlei­ter Ernährung und Lebensmitt­el bei der Berliner Verbrauche­rzentrale.

Die Preise im Kochhaus liegen pro Person zwischen drei Euro für eine Suppe oder ein Dessert und neun Euro für ein Hauptgeric­ht. Online sind manche Mitbewerbe­r billiger. Kochhaus will sich vor allem über die Qualität und die Vielfalt profiliere­n.

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Foto: Kochhaus In diesem Laden müssen Kunden nicht von der einen Ecke in die andere und zurück laufen, um alle Zutaten für ein Essen zu finden. Im Kochhaus liegt alles auf einem Tisch parat. Das Unternehme­n ist auch in Bayern präsent, etwa in München.

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