Friedberger Allgemeine

Leere Asylunterk­ünfte kosten Millionen

Die Regierung von Schwaben legt Zahlen zu den Erstaufnah­meeinricht­ungen offen

- VON JENS NOLL

Augsburg Die seit Monaten leer stehenden Erstaufnah­meeinricht­ungen für Flüchtling­e in Schwaben kosten den Freistaat Bayern viel Geld. Auf Nachfrage unserer Zeitung hat die Regierung von Schwaben nun Zahlen zu den Unterhalts­kosten für die Einrichtun­gen im Regierungs­bezirk vorgelegt. Demnach schlagen die zehn Gebäude, von denen sieben die meiste Zeit dieses Jahres bislang nicht genutzt wurden, monatlich mit knapp einer Million Euro zu Buche.

Wie berichtet, bildet die AlfredDelp-Kaserne in Donauwörth das Zentrum der Erstaufnah­me in Schwaben. Dieses Gebäude stellt der Bund der Regierung von Schwaben mietzinsfr­ei zur Verfügung. Für die neun Dependance­n dieses Erstaufnah­mezentrums an den Standorten Augsburg, Bad Wörishofen, Mindelheim, Günzburg, Bad Hindelang, Sonthofen und Wertingen hat die Behörde Gebäude angemietet. Der monatliche Betrag für diese Immobilien summiert sich nach Angaben der Regierung auf rund 425 000 Euro. Hinzu kommen pro Monat etwa 550 000 Euro für die Bewachung aller Erstaufnah­meeinricht­ungen durch Sicherheit­sdienste.

An der Bewachung der leeren Unterkünft­e hält die Regierung von Schwaben aus Sicherheit­sgründen weiterhin fest. Zwei Mitarbeite­r eines privaten Sicherheit­sdienstes behalten zum Beispiel rund um die Uhr eine Tragluftha­lle an der Berliner Allee in Augsburg im Auge. Damit soll nach Angaben des Behördensp­rechers Karl-Heinz Meyer verhindert werden, dass die provisoris­che Konstrukti­on beschädigt wird. Er betont aber auch, dass der Einsatz der Sicherheit­sdienste bei den leeren Unterkünft­en auf ein „vertretbar­es Minimum“zurückgefa­hren worden sei.

In den Erstaufnah­meeinricht­ungen werden neu ankommende Flüchtling­e registrier­t, medizinisc­h untersucht und bis zur Weitervert­eilung untergebra­cht. Laut Gesetz können sie inzwischen bis zu sechs Monate dort wohnen. Auf dem bisherigen Höhepunkt der Flüchtling­swelle im vergangene­n Jahr war so ein langer Aufenthalt dort gar nicht möglich. Weil ständig neue Asylbewerb­er kamen, mussten die Plätze in den Unterkünft­en relativ schnell wieder frei gemacht werden.

Wie berichtet, waren am 11. August nach Angaben der Regierung von Schwaben im Bereich der Erstaufnah­me lediglich 372 von 3050 Plätzen belegt, die meisten davon in der Delp-Kaserne in Donauwörth. Zudem wohnten Flüchtling­e in zwei Unterkünft­en in Augsburg.

Nach den Vorgaben der Bayerische­n Staatsregi­erung soll beim Ausbau und beim Betrieb von Erstaufnah­meeinricht­ungen künftig verstärkt auf Bundeslieg­enschaften wie die Delp-Kaserne zurückgegr­iffen werden. Das Staatliche Bauamt Augsburg schätzt, dass der Umbau dieser Kaserne 4,5 bis 5 Millionen Euro gekostet hat. Trotz der derzeit niedrigen Flüchtling­szahlen will die Regierung von Schwaben als Nächstes unter anderem die ehemalige Artillerie-Kaserne in Kempten zur Erstaufnah­meeinricht­ung umbauen. Für sie müsste der Freistaat auch keine Miete bezahlen.

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Foto: Anne Wall Die Tragluftha­lle in Augsburg wird bislang nicht benötigt.

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