Thüringer „Twitterkönig“
Ministerpräsident Ramelow kommt bereits auf tausende Einträge im Kurznachrichtendienst. Damit liegt er im Trend
„Bodo Ramelow, Mensch“– so präsentiert sich Thüringens Ministerpräsident beim Kurznachrichtendienst Twitter. Dass er Regierungschef ist, steht nicht auf der Startseite des Linken-Politikers. Ramelow gilt als „Twitterkönig“unter den Ministerpräsidenten – mit mehr als 38800 Tweets genannten Kurznachrichten, nicht wenige davon mitten in der Nacht verfasst.
Rund 17 900 Menschen interessieren sich dafür. Anders als einige Amtskollegen tippt Ramelow selbst, veröffentlicht Fotos, kommentiert, was andere so schreiben. Und provoziert. „Außer heißer Luft, nichts passiert! Backen aufgeblasen und mit pffffft beendet“, lautet einer seiner Einträge. Er meinte Thüringens AfD-Chef Björn Höcke, der Ramelow verklagen wollte. Wegen eines Fotos, das Höcke mit erhobenem Arm zeigte und das Ramelow per Twitter weiterschickte.
Verbal gefetzt hat sich Ramelow dieses Jahr im Netz auch mit mutmaßlichen Antifa-Aktivisten. In einem Video bei Twitter sagte er: „Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid.“Eine angemessene Wortwahl für einen Ministerpräsidenten? „An bayerischen Stammtischen geht es derber zu als bei mir auf Facebook und Twitter“, sagt Ramelow. Die sozialen Netzwerke seien Teil seiner Kommunikation, die Zugriffswerte so hoch, weil er sich so gebe, wie er sei. Für den Leipziger Kommunikationswissenschaftler Patrick Donges liegt Ramelow damit im Trend. „Die Trennlinie, ob jemand privat oder amtlich kommuniziert, wird zunehmend fließend“, sagt er. Das sei allerdings riskant. Denn Twitter und Co. würden zur Grenzüberschreitung einladen.
Dem Politikberater und Blogger Martin Fuchs zufolge sind nur sechs von 16 Ministerpräsidenten bei Twitter aktiv. Dafür aber mehr als 60 Prozent der Bundestagsabgeordneten und eine ganze Reihe von Länderministern. Schließlich, so Fuchs, helfe Twitter, wahrgenommen zu werden.