Friedberger Allgemeine

Ein ganz Lieber, oder?

Am hitzigen Franck Ribéry scheiden sich immer häufiger die Geister. Das war auch in den Tagen vor dem Bundesliga-Start heute Abend so. Was diese Woche sonst noch alles geschah

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Augsburg Die Bundesliga ist zurück. Meister Bayern München gegen Werder Bremen (20.30 Uhr/ARD) Kein Olympia-Fußball, kein DFBPokal, richtiger Bundesliga-Fußball, wie er nun bis zum 20. Mai 2017 den Lebensrhyt­hmus weiter Teile der Bevölkerun­g bestimmen wird. In vielen Köpfen hat diese 54. Saison bereits begonnen. Ein erster Rückblick also auf das, was in dieser Woche geschah.

Montag: Werder empfiehlt sich für den Abstieg

Schockstar­re in Bremen. Werder, dichtet Bild gemein, hat sich wieder einmal „volle Lotte“blamiert. Mit der Pokalschla­ppe gegen den Drittliga-Aufsteiger Sportfreun­de Lotte haben sich die Bremer nachhaltig für den Bundesliga-Abstieg empfohlen und Viktor Skripnik zum Favoriten auf den ersten Trainerrau­swurf gekürt. Das grüne Urgestein ukrainisch­er Herkunft trägt im 20. Jahr die Farben des SV Werder, spricht aber noch immer nur Trappatoni-deutsch. Zur Lotte-Pleite sagt Skripnik: „Das ist natürlich die Sache, wo wir uns freuen nicht so viel. Aber Kompliment auf Lotte.“

* Der FC Bayern hat andere Sorgen. Franck Ribéry ist wieder angeschlag­en. Dieses Mal sind es die Nerven. Wer Ribéry blöd kommt, dem begegnet er auch im fortgeschr­ittenen Fußballer-Alter von 33 Jahren noch mit der Härte des französisc­hen Getto-Kids. Ex-Schiedsric­hter Thorsten Kinhöfer hat Ribéry als „tickende Zeitbombe“identifizi­ert. Kinhöfer ist BamS-Experte. Da lässt man es gerne mal ein bisschen krachen.

* Die stärksten Flüchtling­sbewegunge­n der Bundesliga-Pause verzeichne­t Wolfsburg. Wer konnte, verließ die Autostadt. Schürrle, Naldo und Kruse, um nur die Wichtigste­n zu nennen, sind weg. Julian Draxler, der sich dem Trio gerne angeschlos­sen hätte, muss bleiben, obwohl er andernorts bessere Lebensbedi­ngungen geboten bekäme. Dafür ist Dante dem VfL am Montagaben­d nach Nizza entwischt und mit Luiz Gustavo würde ein weiterer Wolfsburge­r gerne Richtung Juventus Turin aufbrechen. Wenn es sein müsste, wohl sogar zu Fuß.

* Dienstwage­n-Übergabe beim FC Bayern. Die Stars zeigen auf ein Model und Werbe-Partner Audi lässt vorfahren. Franck Ribéry ent- sich für einen RS 7 Sportback in daytonagra­u matt, 4.0 TFSI quattro tiptronic performanc­e mit 605 PS, neu ab 120 000 Euro. Anschließe­nd sperrt er David Alaba in den Kofferraum des Q 7 von Ersatztorh­üter Tom Starke.

Dienstag: Boateng verteidigt Ribery

Anderntags gibt es wieder Rückendeck­ung für Ribéry. Bayern-Kumpel Boateng sagt: „Man muss auch mal schauen, wie die Spieler gegen Franck spielen. Er bekommt viele Tritte und Schläge ab, die man im Fernsehen nicht sieht.“Zu Alaba sagt Boateng nichts.

* Der nächste Tiefschlag für Werder. Der aus Wolfsburg geflohene Max Kruse hat sich schwer am Außenband verletzt. Die nächsten drei Monate wird er die ihm zugedachte Rolle als Bremer Hoffnungss­cheidet träger nicht erfüllen können. Skripnik sagt: „Wenn etwas passiert, passiert immer alles zusammen.“In der Not streicht er den trainingsf­reien Dienstag. Was für die Spieler aber noch schlimmer ist: Er kündigt „Einzelgesp­räche“an.

Mittwoch: Matthäus sagt FCA unruhige Saison voraus

Sportbild-Kolumnist Lothar Matthäus prophezeit dem FC Augsburg eine unruhige Saison. Der Rekordnati­onalspiele­r: „Auch in Augsburg gibt es ein Leben nach Markus Weinzierl – allerdings kein schönes.“Vom Abstiegska­mpf aber bleibe der FCA verschont. Anders als der FC Ingolstadt, Darmstadt 98, der SC Freiburg oder Werder Bremen. Glaubt man Matthäus werden sich aus diesem Quartett die Absteiger rekrutiere­n.

* Dirk Schuster kommt am Vormittag zum Redaktions­gespräch ins Verlagsgeb­äude der Augsburger Allgemeine. Der 48-Jährige plaudert entspannt, verrät zwar keine großen Geheimniss­e, präsentier­t sich aber offener als sein immer etwas unterkühlt­er Vorgänger Markus Weinzierl. In seiner Auffassung vom fußballeri­schen Weg, den Schuster mit den Augsburger­n gehen will, folgt er freilich ganz den Spuren des zum FC Schalke abgewander­ten Weinzierl.

* Hertha BSC hat einen neuen Kapitän. In den vergangene­n drei Jahren amtierte Fabian Lustenberg­er. Ein diplomatis­cher Schweizer. Jetzt übernimmt Vedad Ibisevic. Ein Serbe und Hitzkopf. Der Trainer hat das entschiede­n, was in der Branche so üblich ist, und Sportbild hat es enthüllt. Das besondere des Amtswechse­ls: Pal Dardai ließ dazu einen offenen Brief an seine Spieler verfassen. Warum das? Dardai: „Wörter fliegen weg, geschriebe­ne Wörter bleiben für immer.“

Donnerstag: Hecking schwärmt vom VfL Wolfsburg

Dieter Hecking nervt das bösartige Gerede über seinen Arbeitgebe­r. „Von den Voraussetz­ungen her können nur ganz wenige Bundesliga­vereine das bieten, was wir können“, sagt der Trainer des VfL Wolfsburg. Liegt es demnach an ihm, dass der Klub nicht mehr aus seinen Möglichkei­ten macht, die Enttäusche­n der vergangene­n Saison war, und etliche Spieler mit Verweis auf ihre laufenden Verträge für die bevorstehe­nde Spielzeit zum Bleiben zwingen musste?

* Das Thema „Wolfsburge­r Fluchtbewe­gungen“führt direkt zu Markus Kauczinski. Ingolstadt­s neuer Trainer könnte nach eigener Einschätzu­ng auch „eine Gefängnism­annschaft trainieren. Ich respektier­e Menschen, egal wo sie herkommen oder was sie getan haben“, antwortete Kauczinski auf eine Frage in der Süddeutsch­en

Zeitung. Damit ist der 46-Jährige für ein Traineramt in Wolfsburg prädestini­ert.

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Foto: imago Küsschen für Mama: Franck Ribery begrüßt seine Eltern beim Besuch auf dem Trainingsg­elände des FC Bayern.

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