Friedberger Allgemeine

Fußball ist für Österreich ein Problemfal­l

- VON WOLFGANG LANGNER wla@augsburger-allgemeine.de

Österreich und Fußball ist eine etwas seltsame Symbiose. Im Grunde genommen ist es sogar eine groteske Valentinad­e nach dem Motto: Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut.

Ja, unsere charmanten Nachbarn unternehme­n immer wieder Anläufe, um ihren Fußball der Weltspitze ein bisschen näher zu bringen. Auch vor ein paar Wochen in Frankreich bei der Europameis­terschaft. Angefangen hat der Spott dann bereits, als in die Österreich­Gruppe Ungarn dazugelost wurde. Österreich-Ungarn gegen wen? In den sozialen Netzwerken wurde der Witz schon fast eine Plage. Dass dann ausgerechn­et die Ungarn ihre früheren Freunde aus der österreich­isch-ungarische­n Monarchie mit aus dem Turnier schossen, brachte das Fass zum Überlaufen. Für jeden Fußball-Fan der Alpenrepub­lik war das eine persönlich­e Beleidigun­g. Dabei hatte man die blöden Sprüche nach der WM 2014 noch nicht einmal verdaut. Warum haben in Österreich die Kinder so große Ohren? Weil die Eltern mit ihnen an die deutsche Grenze fahren, ihre Sprössling­e an den Ohren hochheben und sagen: „Schau, da drüben wohnt der Weltmeiste­r.“Ha, ha, ha.

Fußball ist in Österreich eher ein Problem als ein Sport. Während man mit dem österreich­ischen Nationalte­am noch Mitleid haben kann, ist das mit RB Salzburg aber etwas anderes. Mit dem 1:2 gegen Dinamo Zagreb scheiterte der Klub bereits neunmal hintereina­nder in der Qualifikat­ion zur Champions League. Aber wenn es um die Brauseklub­s von Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz geht, überwiegt in der Regel die Schadenfre­ude.

Mateschitz besitzt mehr Klubs als manch anderer Unterhemde­n. Nicht nur in Österreich oder in Deutschlan­d, sondern auch in Amerika, Ghana oder Brasilien. Seine Vereine nennt er Projekte. Dennoch, wenn es nicht einmal ein Multimilli­ardär schafft, in Österreich ein erfolgreic­hes Projekt auf die Beine zu stellen, dann sieht es düster aus. Aber, liebe Österreich­er, warum weinen und jammern. Sollte der Frust ganz groß werden, einfach das WM-Buch 1978 aus dem Keller holen.

Cordoba – wir wussten es doch. Schon allein bei diesem Wort huscht euch wieder ein Lächeln ins Gesicht.

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Dietrich Mateschitz
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