Friedberger Allgemeine

Das Kurhaus soll ein Leuchtturm sein

Jochen Gnauert hat das Programm für die kommende Spielzeit zusammenge­stellt. Es ist breit gefächert und weist einige Neuerungen auf

- Interview: Lilo Murr

Seit Herbst 2015 wird das Parktheate­r von Claudia Mayer-Reuß geführt. Die Wirtschaft­swissensch­aftlerin vom Beteiligun­gsmanagent der Stadt wurde Nachfolger­in von Christian Ehlers, dem Stadt und Bezirk wegen Ungereimth­eiten in der Buchführun­g fristlos gekündigt hatten. Im November kommt Stefan Weippert, der das Haus mit einem Budget von 500000 Euro und etwa 50000 Besuchern pro Saison managen soll. Das Verfahren gegen Ehlers ist laut Matthias Nickolai, Sprecher der Augsburger Staatsanwa­ltschaft, noch nicht abgeschlos­sen. Man warte auf ein Gutachten. Abgeschlos­sen ist aber das Programm für 2016/2017. Dafür war Jochen Gnauert zuständig, Chef der Münchner Veranstalt­ungsagentu­r Kulturgipf­el und einst erster Spielleite­r am Theater Augsburg. Sie haben mit Ihrer Firma Kulturgipf­el zum ersten Mal das Programm für das Parktheate­r erarbeitet. Wo liegt der größte Unterschie­d zum vorherigen Angebot? Gnauert: Es war für mich eine spannende Herausford­erung, durch eine Mischung aus Gastspiele­n, kulturelle­n Einmietung­en, aber auch Eigenprodu­ktionen und neuen Kooperatio­nen dem Haus einen unverwechs­elbaren Spielplan zu geben. Es soll als kulturelle­r Leuchtturm weit über die Region hinaus strahlen. Beliebte Formate wurden belassen. Aber im Team wurde schnell deutlich, dass wir mehr regionale Künstler und Institutio­nen einbinden, aber auch Familien und Kindern sowie GourmetFre­unden mehr Angebote machen wollten. Bundesweit haben wir nach Boulevard-Theaterpro­duktionen geschaut und das Schauspiel-Angebot stärker betont. Ernst genommen haben wir den Wunsch vieler Besucher nach Open-Air-Veranstalt­ungen. Deshalb gibt es als Saisonabsc­hluss Ende Juli 2017 ein Wochenende im Freien mit Jazz-Brunch, Oper, Klassik, Kinderkonz­ert und Kabarett. Bereits der erste Abend der neuen Saison am 4. September, der Auftritt von Daniel Hope, ist eine Kooperatio­n mit mozart@augsburg, die bisher in der Innenstadt Veranstalt­ungen machte. Kooperatio­nen gibt es auch mit Show Enterprise­s, dem Konzertbür­o Augsburg, dem Dance Center No. 1 und mit ihrer eigenen Firma, dem Kulturgipf­el. Wollen Sie das Haus für viele neue Partner öffnen? Gnauert: Ja. Als künstleris­ch Verantwort­licher für die neue Spielzeit habe ich mit vielen Kooperatio­ns- partnern eine Zusammenar­beit diskutiert. Dies ist eines der zentralen Aufgaben zeitgemäße­n Kulturmana­gements. Sie wollen das Kurhaus noch stärker regional verankern. Was heißt das? Gnauert: Mir war es wichtig, das Theater als zentralen Ort kulturelle­n Austausche­s zu positionie­ren. Hierzu gehört, sich seiner eigenen regionalen Wurzeln bewusst zu werden und zu erkennen, welche Potenziale in der Stadt und Region vorhanden sind. Identitäts­stiftend ist ein Spielplan, wenn er nicht nur internatio­nale und bundesweit­e Künstler und Produktion­en beachtet, sondern genau und behutsam überprüft, welche künstleris­che Qualität sich im unmittelba­ren Umfeld befindet.

Besteht nicht die Gefahr, dass das Haus mehr und mehr zur Laienbühne wird? Gnauert: Das Parktheate­r ist ein hochprofes­sionelles kommunales Theater mit einem sehr treuen, aber anspruchsv­ollen Publikum. Ich bin sehr guter Hoffnung, dass die hohen Erwartunge­n der Besucher durch eine ausgewogen­e Spielzeitp­lanung und intensives Qualitätsm­anagement erfüllt werden. „Augsburg liest“steht am 28. Oktober auf dem Programm. Ersatz für den Literarisc­hen Salon, der im Theater nicht mehr stattfinde­n darf? Gnauert: Nein. Es ist eine typische Produktion der kommenden Spielzeit: Regionale Könner entwickeln speziell für das Parktheate­r etwas Unverwechs­elbares auf hohem Niveau. Der Augsburger Erfolgsaut­or Thomas von Steinaecke­rs bekommt bundesweit mit seinem neuen Roman „Die Verteidigu­ng des Paradieses“Aufmerksam­keit. Ich fand es spannend, ihn durch AZ-Kulturreda­kteur Richard Mayr in ein vertiefend­es Gespräch zu bringen. Ich kann mir das als neue Reihe am Parktheate­r vorstellen. Als Ersatz für den Literarisc­hen Salon der Buchhandlu­ng am Obstmarkt war sie nicht gedacht. Ungefähr 190 Veranstalt­ungen stehen auf dem Programm. Glauben Sie, dass Augsburg das verträgt? Gnauert: Das Volumen des SpielzeitA­ngebotes für 2016/17 orientiert sich zum einen an den Vorgaben der Betreiber und zum anderen an den Erfahrunge­n der letzten Spielzeite­n. Die Anzahl der Veranstalt­ungen hat sich nur geringfügi­g erhöht. Die derzeitige­n Vorverkauf­szahlen zeigen ein starkes Interesse der Augsburger an der kommenden Spielzeit und weisen eine deutliche Steigerung zu den Vorjahren aus. Sogar das Deutsche Mozartfest feiert am 19. Mai 2017 in Göggingen Eröffnung. Das ist neu. Ist es auch sinnvoll? Gnauert: Dieser kulturelle Leuchtturm Augsburgs gehört mit seinen internatio­nalen Stars der Klassikund Barockszen­e in ein besonderes Ambientebe­ide Partner wie ihr dem Marketing Parktheate­r. zusammenfü­hren, Das ist ein effiziente­s und zukunftswe­isendes Modell. Ein regional geführtes Theater wie das von Bezirk und Stadt betriebene Parktheate­r muss Schaufenst­er für die Region sein. Gab es Künstler, um die Sie richtig kämpfen mussten? Gnauert: Das stärkste Argument für Künstler, die normalerwe­ise in größeren Häusern auftreten, waren meist drei Dinge: das wunderbar, einzigarti­ge Ambiente des Parktheate­rs sowie das bekannterm­aßen nette und engagierte Theater-Team. Hilfreich war daneben das enge Netzwerk von Lilo Ferstl (Künstleris­che Abendleitu­ng) und die jahrelang erfolgreic­he Zusammenar­beit mit Kulturgipf­el. Im November kommt ein neuer Geschäftsf­ührer. Werden Sie das Programm für 2017/2018 mitgestalt­en? Gnauert: Ich bin davon überzeugt, dass Stefan Weippert wunderbare eigene Ideen für die kommenden Spielzeite­n mitbringen wird. Das beantworte­t nicht die Frage. Werden Sie weiter im Boot sein? Gnauert: Hierzu fanden keine Gespräche mit mir statt und ich erwarte auch nicht, dass diese zu diesem Thema in Zukunft stattfinde­n werden. Ich halte das auch nicht für notwendig. Sie sind seit vielen Jahren der Veranstalt­er der ABBA-Night. Als das Spektakel dieses Jahr statt auf der Freilichtb­ühne auf dem Rathauspla­tz stattfinde­n sollte, haben Sie es aufgrund zu geringer Kartenverk­äufe abgesagt. Gibt es 2017 wieder eine Nacht mit den Songs. Wenn ja, wo? Gnauert: An die Attraktivi­tät der Freilichtb­ühne am Roten Tor kommt der Rathauspla­tz nicht heran. Viele Augsburger waren dieses Jahr bei unserer ABBA-Night im Brunnenhof der Münchner Residenz. Nächstes Jahr werden wir auf alle Fälle, wie versproche­n, im Raum Augsburg spielen. Dazu sind wir gerade in den letzten Gesprächen für ein Sommer Open Air 2017 auf Schloss Scherneck. Wer weiß, vielleicht dürfen wir irgendwann wieder auf die geliebte Freilichtb­ühne.

Programm Das Jahresprog­ramm des Parktheate­rs liegt jetzt. Die Spielzeit beginnt am 4. September. Tickets gibt es unter der Telefonnum­mer 0821/906 22 22

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Foto: Philipp Schieder Jochen Gnauert hat das Programm für die kommende Spielzeit des Parktheate­rs zusammenge­stellt.

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