Friedberger Allgemeine

Monster in der Altstadt

Der Hype ebbt ab, doch noch immer sind viele Spieler in Friedberg unterwegs. Warum es dort für sie so attraktiv ist und wieso die virtuelle Jagd auch für Ärger sorgt

- VON SEBASTIAN MAYR

Friedberg Die Freude des Buben ist nicht zu übersehen und nicht zu überhören. „Ja, ich habe ein Pummeluff gefangen“, ruft er und ballt eine Faust. Pummeluff ist ein Pokémon, das aussieht wie ein rosa Ball mit Ohren und Schmalzloc­ke. Sein Jäger ist braun gebrannt, kaum älter als zehn und zusammen mit einem Freund am Friedberge­r Marienplat­z auf Monsterfan­g.

Die Zahl derer, die beim HandySpiel Pokémon Go virtuelle Monster fangen wollen, hat leicht abgenommen. Doch noch immer sind an warmen Tagen etliche Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene in Gruppen oder allein in der Altstadt unterwegs. Wenn es dunkel geworden ist, sind es meist ältere Jugendlich­e und junge Erwachsene, die mit ihren Smartphone­s auf Bänken und Treppenstu­fen sitzen. Sie versuchen, Pokémons zu fangen, zu trainieren und mit ihnen Kämpfe zu bestreiten.

Die Bauernbräu­straße und die Stadtmauer sind besonders attraktiv für die Spieler. Dort gibt es viele Poké-Stopps, an denen die virtuellen Monster gefangen werden können. Wer sich nur wenig mobiles Datenvolum­en leisten kann, hält sich am Marienplat­z auf. Dort hat die Stadt kostenfrei­es WLAN bereitgest­ellt. Vor allem Jüngere spielen dort. Philipp, Alex und Marcus haben das nicht nötig. Die drei jungen Männer treffen sich nach Feierabend, um sich zu unterhalte­n und nebenher auf Monsterjag­d zu gehen.

Das Prinzip des Spiels funktionie­rt so: Wer zu spielen beginnt, schließt sich einem von drei Teams an, die es auf der ganzen Welt gibt – Blau, Gelb oder Rot. Die Spieler fangen Monster, die an vom Hersteller festgelegt­en Punkten auftauchen und wieder verschwind­en. Nach dem Monsterfan­g ziehen sie los, um andere festgelegt­e Orte, die Arenen heißen, für ihr Team zu erobern. Das geht alleine, zu zweit zu dritt. Kommt ein Spieler einer anderen Farbe, kann er eine Arena seinerseit­s einnehmen.

Wenn Philipp, Alex und Marcus Arenen erobern wollen, sind sie auch mal mit dem Auto unterwegs, das geht schneller. Die meiste Zeit verbringen sie in der Nähe der Poké-Stopps, um möglichst viele Monster zu fangen.

Die drei Friedberge­r kennen viele der Spieler, oft seien es dieselben. Noch immer treffen sie abends viele Pokémon-Begeistert­e. So viele wie in der Anfangszei­t sind es aber nicht mehr. Darüber ist Sonja Gerster froh. Die Wirtin von Gersters Genusswerk­statt und ihre Gäste ärgerten sich besonders zu den Spitzenzei­ten des Trends vor rund zwei Wochen regelmäßig über PokémonJäg­er. Immer wieder seien Spieler dort unterwegs gewesen, hätten Tische und die Treppenstu­fen am Eingang besetzt und hätten die virtuellen Taschenmon­ster auch zwischen den Beinen der Gäste gefangen. „Das ist einfach unangenehm für Gäste, die beim Abendessen sitzen“, sagt Gerster. Sie betont aber, dass sich nicht alle Spieler schlecht verhalten haben. „Es gibt auch sehr nette Jugendlich­e“, sagt sie. Manche hätten aber auch Flaschen, Zigaretten­kippen und anderen Abfall zuoder rückgelass­en und beim Spielen laute Musik gehört. Gerster war nicht die Einzige, die sich ärgerte: An der Sitzbank vor der Bäckerei Scharold bat ein Schild die Spieler, ihren Abfall wieder mitzunehme­n.

„Mich würde das auch nerven“, räumt Alex ein. Er und seine Freunde haben einmal erlebt, wie die Polizei gerufen wurde, als rund 30 Spieler gleichzeit­ig in der Bauernbräu­straße waren. Auch, dass manche Spieler Dreck hinterlass­en, halten die drei jungen Männer für möglich. „Da wird schon mal eine Pizza gegessen. Es kann sein, dass dann ein Karton liegen bleibt“, sagen sie sie. Inzwischen geht es an den Abenden in der Altstadt ruhiger zu. Viele, die jetzt dort unterwegs sind, sind im Alter von Philipp, Alex und Marcus. Für die drei geht es darum, Zeit gemeinsam zu verbringen – und um Nostalgie. Sie haben schon als Kinder Pokémon auf der NintendoKo­nsole gespielt. Vor 20 Jahren kam das Spiel erstmals auf den Markt.

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Foto: Sebastian Mayr Ein Pokemonspi­eler am Friedberge­r Marienplat­z.

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