Die weichen Faktoren zählen
Für Bürgermeister Erich Nagl ist nicht nur das Wachstum wichtig, sondern auch, dass Dasing attraktiver wird
Dasing Platz wäre da, Dasing könnte noch weiter wachsen. Doch das soll nicht in allen Teilen der Gemeinde geschehen. „Unbegrenztes Wachstum wird es bei uns nicht geben“, sagt Bürgermeister Erich Nagl im Sommergespräch mit der Friedberger Allgemeinen. Eine Zahl von 10 000 oder 15 000 Einwohnern werde der Ort nicht erreichen. Neben den Baugebieten, in denen Raum für Wohnen und Gewerbe entsteht, liegen dem Bürgermeister weiche Faktoren am Herzen, die Dasing attraktiver machen sollen.
Aktuell stehen drei Baugebiete auf dem Plan: am Birkfeld, an der Taitinger Straße und an der Bachstraße. 60 Bauplätze sind ausgewiesen, mehr als 200 Bewerbungen hat die Gemeinde erhalten. Auf einigen Bauplätzen dürften Doppelhaushälften entstehen. Rund 300 neue Einwohner könnten in den 5400-Seelen-Ort ziehen, glaubt Nagl. Wer das ist, soll bald feststehen. In den kommenden Wochen verschickt die Verwaltung Fragebögen. Anhand eines Kriterienkatalogs, der beispielsweise Einheimische, Familien und ehrenamtlich Engagierte bevorzugt, wird entschieden, wer den Zuschlag erhält. „Ortsansässige Familien und ihre Nachkommen sollen möglichst bleiben können“, formuliert Nagl ein Ziel des Gemeinderats.
Die Ausweisung der drei Baugebiete war durch die Suche nach Ausgleichsflächen und Verhandlungen mit Grundstückseigentümern mühsam. Die Chancen für neue Baugebiete sind laut Nagl begrenzt. Er sieht nur im Kernort und vielleicht zwischen Dasing und Wessiszell weitere Möglichkeiten. Durch Paar, Autobahn und B 300 sind manche Bebauungsgrenzen fest, andere Ortsteile sollen bleiben, wie sie sind. „Viele Ortsteile sind ländlich geprägt, wir wollen den dörflichen Charakter erhalten“, betont er. Einfach so will Nagl keine Neubauten zulassen. Wenn ein einzelnes Objekt entstehe, könne es bei einer späteren Entwicklung stören und etwa einer Straße im Weg stehen. Daher legt Nagl Wert auf eine Planung, die aber zu hohen Kosten führen kann und nicht immer umgesetzt wird. Zuletzt gab es Streit mit einem Dasinger, der für seinen Sohn ein Haus auf seinem Grundstück bauen wollte. Der Gemeinderat lehnte das ab und forderte einen Bebauungsplan.
Wirtschaftlich dürfte das Ende des Wachstums bald erreicht sein, glaubt Nagl. 40 000 Quadratmeter groß ist das Gewerbegebiet Paarwiesen, das zwischen B300, Aichacher Straße und dem Gewerbegebiet Lindl entsteht. Den größten Teil nimmt die ortsansässige Firma Pletschacher ein. Daneben lässt sich die Firma Würth nieder, die im Bereich Befestigungstechnik tätig ist. Für Nagl ist die Entstehung ein wichtiges Signal: Nicht nur beim Wohnen werden Einheimische unterstützt, auch Unternehmen sollen sich entfalten können.
Beim Interkommunalen Gewerbepark, der in Zusammenarbeit mit der Stadt Aichach entsteht, ist ein Großteil der kleineren Flächen vergeben. Mit einer Firma, die eine große Fläche belegen möchte, führt die Gemeinde Gespräche, die Nagl zuversichtlich stimmen. Schon bald, hofft der Rathauschef, sind zwei Drittel der Flächen vermarktet. Das Areal in der Nähe von A 8 und B 300 ist aus Sicht des Bürgermeisters das einzige, das noch Potenzial für wei- tere Gewerbeflächen hat. Doch das sei Zukunftsmusik. Bei den Gewerbegebieten geht es dem Bürgermeister nicht nur um zusätzliche Steuereinnahmen für die Gemeinde, sondern auch um die Attraktivität Dasings. Nagl ist sicher, dass in beiden Gewerbegebieten attraktive Arbeitsplätze entstehen, was auch der Gemeinde zugutekommen soll.
Die Attraktivität ist aus Nagls Sicht eine wichtige Stellschraube für die Zukunft. „Nur im Gewerbegebiet allein wollen Sie auch nicht leben“, meint er. Die Infrastruktur aus Ärzten, Geschäften und Betreuungsangebot hält er für gut. Im Kindergarten bestehe voraussichtlich auch während des Jahres die Möglichkeit, Buben und Mädchen anzumelden. Für Nagl der Beleg, dass sich das neu gebaute Kinderhaus bezahlt macht. Bei den Kinderkrippenplätzen ist die Kalkulation aber schwierig. „Die Eltern wissen oft noch nicht, dass sie in einem Jahr ein Kind haben. Aber die Gemeinde soll es schon wissen“, erklärt Nagl.
Aus Sicht des Bürgermeisters ist auch das Freizeitangebot gut, aber ausbaufähig. Ein Schritt ist für ihn die öffentliche Bücherei, die der Gemeinderat kürzlich auf den Weg gebracht hat. Ein anderes Projekt ist gescheitert – zumindest vorerst. „Ganz aufgegeben habe ich ihn noch nicht“, sagt Nagl zum Bewegungsparcours, einer Art moderner Trimm-dich-Pfad. Den hatte der Gemeinderat wegen der Kosten abgelehnt. Nagl glaubt, seine Ratskollegen von einem anderen Standort überzeugen zu können.
Früher galt der Dasinger Gemeinderat als Gremium, in dem sich die Fraktionen gegenseitig blockieren. Doch die Arbeit habe sich „deutlich verbessert“, findet Nagl. Grundsätzlichen Widerstand gebe es nur noch bei Projekten, die nicht zwingend verwirklich werden müssen – wie eben beim Bewegungsparcours. Beigetragen zu der Verbesserung hat auch die gemeinsame Klausurtagung, da ist Nagl sicher. Deswegen will er diese am Jahresende wiederholen, um Ideen für die Zukunft zu sammeln und das gegenseitige Verständnis zu verbessern.