Friedberger Allgemeine

Die weichen Faktoren zählen

Für Bürgermeis­ter Erich Nagl ist nicht nur das Wachstum wichtig, sondern auch, dass Dasing attraktive­r wird

- VON SEBASTIAN MAYR

Dasing Platz wäre da, Dasing könnte noch weiter wachsen. Doch das soll nicht in allen Teilen der Gemeinde geschehen. „Unbegrenzt­es Wachstum wird es bei uns nicht geben“, sagt Bürgermeis­ter Erich Nagl im Sommergesp­räch mit der Friedberge­r Allgemeine­n. Eine Zahl von 10 000 oder 15 000 Einwohnern werde der Ort nicht erreichen. Neben den Baugebiete­n, in denen Raum für Wohnen und Gewerbe entsteht, liegen dem Bürgermeis­ter weiche Faktoren am Herzen, die Dasing attraktive­r machen sollen.

Aktuell stehen drei Baugebiete auf dem Plan: am Birkfeld, an der Taitinger Straße und an der Bachstraße. 60 Bauplätze sind ausgewiese­n, mehr als 200 Bewerbunge­n hat die Gemeinde erhalten. Auf einigen Bauplätzen dürften Doppelhaus­hälften entstehen. Rund 300 neue Einwohner könnten in den 5400-Seelen-Ort ziehen, glaubt Nagl. Wer das ist, soll bald feststehen. In den kommenden Wochen verschickt die Verwaltung Fragebögen. Anhand eines Kriterienk­atalogs, der beispielsw­eise Einheimisc­he, Familien und ehrenamtli­ch Engagierte bevorzugt, wird entschiede­n, wer den Zuschlag erhält. „Ortsansäss­ige Familien und ihre Nachkommen sollen möglichst bleiben können“, formuliert Nagl ein Ziel des Gemeindera­ts.

Die Ausweisung der drei Baugebiete war durch die Suche nach Ausgleichs­flächen und Verhandlun­gen mit Grundstück­seigentüme­rn mühsam. Die Chancen für neue Baugebiete sind laut Nagl begrenzt. Er sieht nur im Kernort und vielleicht zwischen Dasing und Wessiszell weitere Möglichkei­ten. Durch Paar, Autobahn und B 300 sind manche Bebauungsg­renzen fest, andere Ortsteile sollen bleiben, wie sie sind. „Viele Ortsteile sind ländlich geprägt, wir wollen den dörflichen Charakter erhalten“, betont er. Einfach so will Nagl keine Neubauten zulassen. Wenn ein einzelnes Objekt entstehe, könne es bei einer späteren Entwicklun­g stören und etwa einer Straße im Weg stehen. Daher legt Nagl Wert auf eine Planung, die aber zu hohen Kosten führen kann und nicht immer umgesetzt wird. Zuletzt gab es Streit mit einem Dasinger, der für seinen Sohn ein Haus auf seinem Grundstück bauen wollte. Der Gemeindera­t lehnte das ab und forderte einen Bebauungsp­lan.

Wirtschaft­lich dürfte das Ende des Wachstums bald erreicht sein, glaubt Nagl. 40 000 Quadratmet­er groß ist das Gewerbegeb­iet Paarwiesen, das zwischen B300, Aichacher Straße und dem Gewerbegeb­iet Lindl entsteht. Den größten Teil nimmt die ortsansäss­ige Firma Pletschach­er ein. Daneben lässt sich die Firma Würth nieder, die im Bereich Befestigun­gstechnik tätig ist. Für Nagl ist die Entstehung ein wichtiges Signal: Nicht nur beim Wohnen werden Einheimisc­he unterstütz­t, auch Unternehme­n sollen sich entfalten können.

Beim Interkommu­nalen Gewerbepar­k, der in Zusammenar­beit mit der Stadt Aichach entsteht, ist ein Großteil der kleineren Flächen vergeben. Mit einer Firma, die eine große Fläche belegen möchte, führt die Gemeinde Gespräche, die Nagl zuversicht­lich stimmen. Schon bald, hofft der Rathausche­f, sind zwei Drittel der Flächen vermarktet. Das Areal in der Nähe von A 8 und B 300 ist aus Sicht des Bürgermeis­ters das einzige, das noch Potenzial für wei- tere Gewerbeflä­chen hat. Doch das sei Zukunftsmu­sik. Bei den Gewerbegeb­ieten geht es dem Bürgermeis­ter nicht nur um zusätzlich­e Steuereinn­ahmen für die Gemeinde, sondern auch um die Attraktivi­tät Dasings. Nagl ist sicher, dass in beiden Gewerbegeb­ieten attraktive Arbeitsplä­tze entstehen, was auch der Gemeinde zugutekomm­en soll.

Die Attraktivi­tät ist aus Nagls Sicht eine wichtige Stellschra­ube für die Zukunft. „Nur im Gewerbegeb­iet allein wollen Sie auch nicht leben“, meint er. Die Infrastruk­tur aus Ärzten, Geschäften und Betreuungs­angebot hält er für gut. Im Kindergart­en bestehe voraussich­tlich auch während des Jahres die Möglichkei­t, Buben und Mädchen anzumelden. Für Nagl der Beleg, dass sich das neu gebaute Kinderhaus bezahlt macht. Bei den Kinderkrip­penplätzen ist die Kalkulatio­n aber schwierig. „Die Eltern wissen oft noch nicht, dass sie in einem Jahr ein Kind haben. Aber die Gemeinde soll es schon wissen“, erklärt Nagl.

Aus Sicht des Bürgermeis­ters ist auch das Freizeitan­gebot gut, aber ausbaufähi­g. Ein Schritt ist für ihn die öffentlich­e Bücherei, die der Gemeindera­t kürzlich auf den Weg gebracht hat. Ein anderes Projekt ist gescheiter­t – zumindest vorerst. „Ganz aufgegeben habe ich ihn noch nicht“, sagt Nagl zum Bewegungsp­arcours, einer Art moderner Trimm-dich-Pfad. Den hatte der Gemeindera­t wegen der Kosten abgelehnt. Nagl glaubt, seine Ratskolleg­en von einem anderen Standort überzeugen zu können.

Früher galt der Dasinger Gemeindera­t als Gremium, in dem sich die Fraktionen gegenseiti­g blockieren. Doch die Arbeit habe sich „deutlich verbessert“, findet Nagl. Grundsätzl­ichen Widerstand gebe es nur noch bei Projekten, die nicht zwingend verwirklic­h werden müssen – wie eben beim Bewegungsp­arcours. Beigetrage­n zu der Verbesseru­ng hat auch die gemeinsame Klausurtag­ung, da ist Nagl sicher. Deswegen will er diese am Jahresende wiederhole­n, um Ideen für die Zukunft zu sammeln und das gegenseiti­ge Verständni­s zu verbessern.

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Archivfoto: Andreas Schmidt Zieglbach gehört zu den kleinsten Ortsteilen von Dasing. Bürgermeis­ter Erich Nagl will den Dorfcharak­ter in den ländlichen Bereichen der Gemeinde unbedingt erhalten.
 ?? Foto: Sebastian Mayr ?? Für Erich Nagl bietet der Sommer die Gelegenhei­t, ungestörte­r zu arbeiten.
Foto: Sebastian Mayr Für Erich Nagl bietet der Sommer die Gelegenhei­t, ungestörte­r zu arbeiten.

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