Der schnelle Postbote läuft allen davon
Michael Harlacher aus Odelzhausen rennt derzeit von Erfolg zu Erfolg. Warum der Langstrecklenläufer des LC Aichach einen Wechsel zum Triathlon ausschließt. Reizen kann ihn aber die längste olympische Laufdisziplin
Aichach/Odelzhausen 35 Jahre ist er alt, erst seit vier Jahren hat sich Michael Harlacher dem Laufsport verschrieben. Man könnte somit den Langstreckler aus Ebertshausen bei Odelzhausen als Spätstarter einstufen – schließlich haben sich seine Konkurrenten in diesem Alter schon seit über einem Jahrzehnt einen Namen gemacht. Sportlich aktiv war der Leichtathlet aber auch früher schon, nur eben auf einer anderen Ebene: als Radsportler. Beispielsweise als oberbayerischer Meister im Bergzeitfahren.
In diesen Wochen sorgt er in schöner Regelmäßigkeit für Schlagzeilen – vor Kurzem erfolgte die Wahl zum Sportler des Monats Juli der Aichacher Nachrichten. Erstmals nahm er am Stadtlauf in Aichach teil und beendete ihn sogleich als Sieger. Dann machte Harlacher beim Kuhsee-Triathlon mit, zusammen mit Noah Lang (Schwimmen) und Michael Schultz (Rad) bildete er das Team „Die drei Musketiere“, das den Staffelsieg davontrug. Ende Juni wurde er in Aichach schwäbischer Meister über 10000 Meter in 35:40 Minuten. Dann setzte sich der 1,84 Meter große Blondschopf beim Oberilmtaler Hügellauf über zehn Kilometer in 34:50 Minuten durch. Und letztlich gewann er den Hilgertshauser Hügellauf sowie den Indersdorfer Straßenlauf. Man darf davon ausgehen, dass seine Erfolgsserie in diesem Sommer noch nicht zu Ende ist. „Momentan läuft’s gut“, stellt er mit einem gewissen Stolz fest. „Wenn es gut läuft, muss man weitermachen.“
Warum das so ist, dafür gibt es einige Gründe. „Seit knapp drei Jahren bin ich verletzungsfrei“, nennt er einen wichtigen Aspekt. Und dann kommt er gleich auf das Pensum zu sprechen, das er im Training bewältigt und das sich bei den Wett- bezahlt macht. 120 bis 140 Kilometer spult er Woche für Woche ab. Seit knapp drei Monaten ist Michael Harlacher Mitglied beim LC Aichach. Nun kommt er jeden Mittwoch zu diesem Verein, um unter der Anleitung von Josef Oefele seine Fähigkeiten zu stabilisieren und weiter auszubauen. Oefele weiß aus eigener Erfahrung, was erforderlich ist, um über die längeren Strecken den anderen davonrennen zu können. Beim LC Aichach fühlt Harlacher sich ausgesprochen wohl. „Das sind supernette Leute, das Training hier macht mir richtig Spaß“, sagt er.
Harlacher ist in Dachau als Postkämpfen zusteller tätig, dort wurde man in einer Betriebssportgruppe auf ihn aufmerksam. Er qualifizierte sich für das B2run-Finale der Deutschen Firmenmeisterschaft in Berlin. „Vor zwei Jahren haben wir dort die Mixed-Staffel gewonnen“, berichtet er und nennt ein sportliches Ziel: „Jetzt will ich auch bei den Herren dort siegen.“Als spurtstark schätzt er sich selber ein: „Ich bin ein Sprintertyp, ich kann auf den letzten 300, 400 Metern noch mal Gas geben.“Was ihm weniger gefällt, das sind Passagen, die bergab führen. Da kann es schon mal passieren, dass Rivalen an ihm vorbeiziehen.
Beim Kuhsee-Triathlon war Harlacher lediglich als Läufer im Einsatz, ein genereller Wechsel zu diesem modernen Dreikampf steht nicht zur Debatte. „Da hapert’s am Schwimmen“, so der Langstreckler, der jedoch über einen Duathlon mit Radfahren und Laufen nachdenkt. Drei Halbmarathons hat der Postangestellte bereits absolviert. Bescheiden schränkt er ein: „Da bin ich nicht so gut.“Eine Zeit von 1:16 Stunden kann sich aber durchaus sehen lassen.
Wer in der Mitte des vierten Lebensjahrzehntes steht und ganz offensichtlich als Sportler so stark ist wie nie zuvor, der darf sich auch noch ein anderes Ziel setzen. Wie wär’s mit einem Marathon, also mit einem Lauf über 42,2 Kilometer, der längsten olympischen Distanz? Michael Harlacher schüttelt bei diesem Gedanken keineswegs mit dem Kopf: „Das kann ich mir in zwei, drei Jahren in München vorstellen.“
„Im Moment läuft’s gut, und wenn es gut läuft, muss man weitermachen.“
Langstreckenläufer Michael Harlacher