Friedberger Allgemeine

Ein Lächeln als Dank

Silvia Braatz engagiert sich für die Gesundheit von Frauen im peruanisch­en Amazonasge­biet

- VON HEIKE SCHERER Kontakt Mehr Details über die Hilfsorgan­isation unter www.dbperu.org. Silvia Braatz steht für Anfragen per Email unter silvia.braatz@gmail.com zur Verfügung.

Silvia Braatz aus Mering engagiert sich für die Gesundheit von Frauen im Amazonasge­biet. Im September reist sie deswegen wieder nach Peru.

Mering Silvia Braatz sitzt im Garten in Mering und plant ihre dreiwöchig­e Reise, die sie im September wieder nach Peru führen wird. Spielsache­n für die Kinder hat die 32-jährige Akademiker­in diesmal im Gepäck. Während der vergangene­n zwei Jahre half sie bereits ehrenamtli­ch und auf eigene Kosten, die medizinisc­he Versorgung für arme Frauen in abgelegene­n Dörfern des Amazonasge­bietes in der Region Loreto, die fünf Bootsstund­en von der Stadt Iquitos im Bezirk Napo liegt, sicherzust­ellen.

Silvia Braatz studierte internatio­nale Wirtschaft­swissensch­aften, und ein Auslandsja­hr während des Studiums war verpflicht­end. Sie entschied sich 2008 für die peruanisch­e Hauptstadt Lima und entdeckte dort die Liebe zu Südamerika. 2014 ergab sich die Möglichkei­t, als Country Manager für ein deutsches DAX-Unternehme­n im Bereich Bergbau in Peru zu arbeiten. „Während meiner vielen dienstlich­en und privaten Reisen durch das Land sah ich teils eine sehr große Armut. Deshalb fasste ich den Entschluss, für diese armen Menschen selbst meinen Beitrag zu leisten“, erzählt die engagierte Frau, die seit Februar wieder in Mering lebt und in einem skandinavi­schen Unternehme­n in München tätig ist.

In Peru lernte sie die Amerikaner­in Diana Bowie kennen, die im Jahr 2003 als gelernte Krankensch­wester in Peru eine NGO- bzw. CharityOrg­anisation gründete. Die Bezeichnun­g „NGO“besagt, dass sie von der Regierung unabhängig ist. Hauptziel von „DB PERU“mit vier festen Mitarbeite­rn vor Ort ist es, armen Frauen im abgelegene­n Teil des Amazonas im gesundheit­lichen Bereich Hilfe anzubieten.

Die nächstgröß­ere Stadt mit medizinisc­her Infrastruk­tur ist Iquitos, welche nur mit dem Schiff erreichbar ist. Die Frauen können es sich selbst nicht leisten, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Team aus ausländisc­hen Ärzten, Krankenpfl­egern und freiwillig­en Helfern bereist die Dörfer und baut dort sein Camp auf. Die Mitglieder des Teams unterricht­en die Frauen über gesunde Ernährung, Hygiene und Kindererzi­ehung. Sexuelle Aufklärung und Verhütung zählen ebenfalls dazu, weil Frauen in diesem Teil Perus teilweise bis zu zwölf Kinder bekommen. Trotz Schulpflic­ht gibt es in manchen Dörfern keinen Lehrer, weil die Bezahlung zu schlecht ist und die Region zu weit abgelegen liegt. Während die Frauen unterricht­et und untersucht werden, betreuen und beschäftig­en einige Freiwillig­e ihre Kinder. „Genetisch bedingt gibt es dort einen hohen Anteil an Frauen, die an Gebärmutte­rhalskrebs erkranken und daran sterben, wenn es zu spät erkannt wird“, erklärt Silvia Braatz. Aus diesem Grund nahm die Organisati­on im Jahr 2011 die Vorsorge gegen die tödliche Krankheit in ihr Programm auf. Als erste Deutsche im Team arbeitete Silvia Braatz in ihrer Freizeit von 2014 bis Januar 2016 überwiegen­d im Büro in Lima, erfasste Patientend­aten und organisier­te Spendengel­der. Sie beteiligte sich aber auch an drei Trips mit dem Medizinboo­t in die einzelnen Dörfer. Das Tagesprogr­amm der zehn bis zwanzig Freiwillig­en umfasst Brustunter­suchungen und Abstriche und die Ausbildung von peruanisch­en Hebammen auf diesem Gebiet. Eine vorbeugend­e Impfung, wie sie in Deutschlan­d ab einem Alter von 13 Jahren empfohlen wird, wird derzeit von der peruanisch­en Regierung nicht gefördert.

Alle 25 Dörfer der Region werden in regelmäßig­em Abstand von DB PERU besucht. Da die medizinisc­he Versorgung in Peru nicht kostenlos und die Stadt Iquitos sehr weit entfernt ist, sind die Frauen auf Spendengel­der von „DB PERU“angewiesen, wenn bei ihnen eine Krebserkra­nkung festgestel­lt wurde und eine Chemothera­pie erforderli­ch ist, welche wiederum nur in einem der Krankenhäu­ser in Lima – über 1000 Kilometer entfernt – möglich ist.

Einmal jährlich veranstalt­et eine Botschaft im Land – dieses Jahr die kanadische – eine große Gala, um neue Spenden einzunehme­n. Ein Großteil der Gelder kommt aber aus den USA, dem Heimatland der Gründerin. Sie reichen trotzdem noch nicht aus, um umfassend Hilfe leisten zu können. „Anstatt einer großen Organisati­on Geld zu spenden, bei der ich nicht weiß, wo es landet, investiere ich lieber hier mein Geld und meine Zeit“, sagt Silvia Braatz. Für ihre dreiwöchig­e Reise nach Peru im September – zwei Wochen davon wird sie ehrenamtli­ch tätig sein – bezahlt sie 2500 Euro für Flug, Unterkunft, Boottrips und Verpflegun­g. „Die Kosten bringe ich sehr gerne auf. Ich finde es einfach schön, in die strahlende­n Augen der Frauen zu sehen, denen ich Hilfe und Schutz leisten konnte. Das spornt mich an, meine Arbeit im Amazonas fortzusetz­en.“

Sie würde sich freuen, wenn sie von Lesern Zuschrifte­n erhält, die auch spenden oder eventuell selbst als Freiwillig­e helfen möchten oder mehr Informatio­nen über die Hilfsorgan­isation „DB Peru“wünschen.

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Foto: Braatz Mit einem Video auf dem Laptop werden Frauen und ihre Ehemänner in den abgelegene­n peruanisch­en Dörfern des Amazonasge­bietes über die tödliche Krankheit „Gebärmutte­rhalskrebs“unterwiese­n.
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Foto: Heike Scherer Die 32-jährige Silvia Braatz aus Mering engagiert sich seit zwei Jahren ehrenamtli­ch im medizinisc­hen Bereich für arme Frauen in abgelegene­n peruanisch­en Dörfern.

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