Friedberger Allgemeine

Post vom Kini

Geschichte Belegt Ludwigs letzter Brief, dass er nicht geisteskra­nk war?

- VON TILL HOFMANN

Hohenschwa­ngau Es sind die Zeilen eines Mannes in höchster Not, der eine „schändlich­e Verschwöru­ng“im Gange sah. Drei Tage vor seinem Tod schrieb König Ludwig II. an seinen Vetter Prinz Ludwig Ferdinand und bat ihn flehentlic­h, sich diskret in München zu erkundigen, wie es um seine drohende Absetzung stand. Den vermutlich letzten Brief, den der Kini am 10. Juni 1886 verfasst hatte, stellte am Donnerstag­abend der CSU-Politiker und Ludwig-Anhänger Peter Gauweiler in Hohenschwa­ngau bei Füssen vor.

Es war ein besonderes Geschenk, das Gauweiler zu Ludwigs 171. Geburtstag in seinem Vortrag im Museum der Bayerische­n Könige ausbreitet­e. Der Inhalt des königliche­n Schreibens „bestätigt alle diejenigen, die sagen, dass der König durch einen Staatsstre­ich quasi lebendig beerdigt werden sollte“. So bewertete Gauweiler gegenüber unserer Zeitung die Brief-Botschaft, die mit der Anrede „Theuerster Vetter!“beginnt und mit einer Entschuldi­gung für die schlechte Schrift und der Begründung dafür: „Ich schreibe dieß in höchster Eile.“

Der König hatte Kenntnis darüber, dass die Staatskomm­ission bereits vor Ort war, um ihm seine Entmündigu­ng bekannt zu geben. Für Ludwig II., den Erbauer der „Märchensch­lösser“Linderhof, Herrenchie­msee und Neuschwans­tein, war es unverständ­lich, wie eine „solle Infamität nur möglich sein konnte“. Er ließ die Kommission verhaften und schickte sie unverricht­eter Dinge nach München zurück. Doch bereits einen Tag darauf kam eine neue Kommission und setzte den entmachtet­en Regenten fest. Ludwig II. wurde nach Schloss Berg gebracht. Auf bis heute ungeklärte Weise starben der König und sein ihm aufgezwung­ener Psychiater Bernhard von Gudden am 13. Juni 1886 im Starnberge­r See. Gudden hatte mit seinem Gutachten über Ludwig II. („originär geistesges­tört“) maßgeblich zu dessen Absetzung beigetrage­n. Doch der nun vorgelegte letzte Brief belegt Gauweiler zufolge eindeutig, dass der König keineswegs geisteskra­nk war. »Bayern

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