Vertwittert
Meinung Heiko Maas feiert eine umstrittene linksradikale Band. Jetzt hat er zu Recht Ärger
Augsburg Eines muss man Heiko Maas wirklich lassen: Der Mann stellt sich gegen rechtes Gedankengut und braune Hetze, wo er kann. Erst am Donnerstagabend hat er sich in einer ziemlich bizarren Ausgabe der ARD-Sendung „Donnerstalk“wieder an der überdurchschnittlich anstrengenden AfDFrau Beatrix von Storch abgearbeitet. Auch in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter bezieht der Sozialdemokrat immer wieder Stellung gegen Rechts. Nun hat er sich aber gehörig „vertwittert“.
Am Mittwoch kommentierte der Justizminister einen Artikel, den die „Tagesschau“auf ihrer Internetseite veröffentlicht hatte. In dem Text ging es um ein Konzert gegen Rechts in Mecklenburg-Vorpommern. „Tolles Zeichen gg Fremdenhass u Rassismus“, twitterte Maas. Er bedankte sich unter anderem bei der Punk-Gruppe „Feine Sahne Fischfilet“, die hinter dem OpenAir-Konzert steht. Und jetzt hat Maas eine Menge Ärger.
Denn die Band, die auch schon auf dem Augsburger Modular-Festival zum Aufreger wurde, ist höchst umstritten. Im Verfassungsschutzbericht aus dem Jahr 2012 heißt es, „Feine Sahne Fischfilet“verstehe Gewalt als legitimes Mittel der Auseinandersetzung mit Rechtsextre- misten. Auch die Liedtexte haben es in sich. Darf ein Minister öffentlich eine linksradikale Gruppe loben, die Zeilen wie „Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck!“singt? Das Echo kam jedenfalls prompt. Nicht nur via Twitter ergießt sich die Wut über Maas. Auch die Polizeigewerkschaft ist empört. In einem Stück der Band heißt es schließlich „Die Bullenhelme – sie sollen fliegen“.
Das Justizministerium verweist auf das „Social Media Team“des Politikers. Mit anderen Worten: Maas soll gar nicht selbst getwittert haben. Mag schon sein. Das ändert aber nichts daran, dass er für die Worte verantwortlich ist, die unter seinem Namen veröffentlicht werden. Eine Sprecherin betont, mit seiner Sympathie für das Konzert habe der Minister sich „in keiner Weise jede einzelne Textzeile aller jemals gesungenen Lieder der dort aufgetretenen Musiker zu eigen gemacht“. Das ist sicher richtig. Ein Fehler war es trotzdem. Außerdem erinnert diese Rückzugsstrategie frappierend an jene Stimmungsmacher, die der SPD-Politiker sonst selbst anprangert. Schlagen Sie mal nach unter „Beatrix von Storch“und „mit der Maus abgerutscht“.