Friedberger Allgemeine

Oasen mitten in Europa

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Europa macht sich das Leben schwer, nicht nur mit destruktiv­en Aktionen wie dem Brexit oder der unerträgli­chen Uneinigkei­t in der Frage, wie Flüchtling­e gerecht über den Kontinent verteilt werden. Was vor allem ein Ärgernis bleibt, ist die Tatsache, dass Steueroase­n nicht nur in karibische­n Gefilden wie den Britischen Jungfernin­seln gedeihen, sondern auch mitten in Europa hervorrage­nde klimatisch­e Bedingunge­n bieten.

Dies zieht viele Konzerne an. Dabei lässt sich das steuermini­mierende Unwesen am leichteste­n USRiesen nachweisen. Sie bunkern hunderte von Millionen in Steuerpara­diesen auf dem alten Kontinent, weil zu Hause absurd hohe Unternehme­nssteuern von bis zu 40 Prozent fällig wären. So entwickelt­e sich Irland für den Smartphone­Krösus Apple zur Steuer-Wellnesszo­ne. Dublin hat hier entspannen­de Sonderrege­lungen für den USAnbieter geschaffen. Der Versandhän­dler Amazon fand in Luxemburg einen perfekten Partner, um kaum Mehrwertst­euer zu zahlen. Und die Kaffeehaus­kette Starbucks schwört auf die Niederland­e.

Jeder Fall ist ein Skandal für sich. Wobei immer zwei zum SteuerDrüc­ken gehören: ein gewinnmaxi­mierendes Unternehme­n und ein Land, das sich als Dienstleis­ter andient. Am Ende zahlen exzellent verdienend­e Konzerne kaum Abgaben, was asozial ist. Denn bestens dotierte Manager der Multis nutzen die Annehmlich­keiten von Staaten weidlich aus, ihre Arbeitgebe­r revanchier­en sich dafür aber kaum.

Brüssel kann gegen die Konzerne selbst leider nicht vorgehen, hat aber Chancen, Länder wie Irland wegen der Gewährung unerlaubte­r Staatsbeih­ilfen zu packen. Die tragikomis­che Pointe der Geschichte ist: Wenn die EU gewinnt, müssten Apple & Co. Geld nachzahlen. Das ginge aber an Oasen wie Irland, die Niederland­e und Luxemburg.

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