Friedberger Allgemeine

Eine Nachricht von Bonnie und Clyde

Geschichte Das Gangsterpa­ar schrieb einem Ex-Partner in Haft, und zwar nicht gerade nett

- VON CHRISTINA HELLER

Boston Sie sind das bekanntest­e Gangsterpa­ar in der Geschichte der USA und auch heute noch – über 80 Jahre nach ihrem Tod – haben Bonnie und Clyde Fans. Gerade hat das Auktionsha­us RR Auctions aus dem US-Bundesstaa­t New Hampshire einen Brief der beiden im Angebot. Er ist in der Handschrif­t von Bonnie Parker verfasst und unterzeich­net mit Clyde Barrow. Adressiert ist das Schreiben an Raymond Hamilton, einen ehemaligen Komplizen des Duos. Was sie ihm zu sagen haben, ist nicht gerade nett. Das Auktionsha­us geht davon aus, 40000 Dollar für den Brief zu bekommen.

Hamilton war Mitglied in Clydes Bande, der gefürchtet­en Barrow- Gang. Anfang der 30er Jahre überfiel sie Banken, raubte Tankstelle­n aus und ermordete Menschen – vor allem Polizisten. Dennoch fieberten die Amerikaner anfangs mit dem Gangsterpa­ar mit, auch wenn sie auf ihren Raubzügen teilweise brutal vorgingen. Bis zum 16. Januar 1934. Damals brachen Clyde und seine Kumpanen in das berüchtigt­e Gefängnis Eastham Prison Farm ein, um Häftlinge zu befreien, darunter auch Raymond Hamilton. Wieder töteten sie einen Polizisten. Das brachte die Ermittler im Land endgültig dazu, die Jagd auf die zwei zu verschärfe­n. Die Stimmung der Bevölkerun­g drehte sich.

Wie aus dem Brief, der nun versteiger­t wird, hervorgeht, zerstritte­n sich Bonnie und Clyde schon wenig später mit Hamilton. Wahrschein­lich, weil er 4000 Dollar aus einem Banküberfa­ll in Lancaster für sich behielt. Hamilton trennte sich von der Barrow-Gang und wurde am 25. April 1934 verhaftet.

„Es tut mir sehr leid zu hören, dass du gefasst wurdest, aber weil du dich nicht gewehrt hast, fehlt mir jede Sympathie“, so beginnt der Brief, den Hamilton vermutlich am 30. April erhielt. Er schreibe ihm, teilt Clyde mit, um ihn an all die schmutzige­n Tricks zu erinnern, die er abgezogen habe. „Als ich zur Farm kam (gemeint ist die Eastham Farm), um dich zu holen, dachte ich, der Schuppen hat dich vielleicht verändert. Aber bald bemerkte ich meinen Fehler.“Nach der Befreiung habe Raymond vorgeschla­gen, einen Kameraden im Schlaf zu erschießen, und bei Schießerei­en habe er sich feige verhalten, wirft ihm Clyde vor. „Ich hätte dich damals töten sollen, das hätte mir viele Scherereie­n und Geld auf der Suche nach dir gespart.“

Am schlimmste­n wog für Clyde, dass Hamilton sich einfach verhaften ließ. „Ich weiß, dass sie mich eines Tages auch bekommen werden, aber es wird nicht ohne Widerstand sein“, schrieb er. Nicht mal einen Monat nachdem der Brief bei Hamilton eingetroff­en war, starben Bonnie und Clyde im Kugelhagel in einem Hinterhalt – völlig ohne Gegenwehr. Hamiltons Leben endete auf dem elektrisch­en Stuhl. Am 10. Mai 1935, elf Tage vor seinem 22. Geburtstag, wurde er hingericht­et.

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Foto: CSU Archives, Everett Collection, dpa Bonnie und Clyde sind das berühmtest­e Gangsterpa­ar der USA. Nun wird ein Brief der beiden versteiger­t.

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