Ein Debüt mit langem Anlauf
Markus Kauczinski sitzt beim Spiel des FC Ingolstadt beim Hamburger SV erstmals in der Bundesliga auf der Trainerbank. Was sich bei den Schanzern verändert hat
Ingolstadt Seit knapp 20 Jahren ist Markus Kauczinski schon Trainer. Er arbeitete im Jugend- und Amateurbereich, später in der zweiten Liga. Doch in der Bundesliga war er noch nie. Dass der neue Trainer des FC Ingolstadt seine Premiere heute ausgerechnet im Spiel beim Hamburger SV gibt, mutet besonders an. 2015 erlebte Kauczinski den größten und schmerzlichsten Moment seines Trainerdaseins zugleich. Mit Zweitligist Karlsruher SC stand der 46-jährige Gelsenkirchener in den Relegationsspielen gegen den HSV kurz vor der Überraschung. Nach einem 1:1 im Hinspiel in der Hansestadt führte der KSC im Rückspiel bis kurz vor Schluss mit 1:0, ehe der HSV ausglich und in der Verlängerung den Klassenerhalt sicherte.
Revanchegelüste hegt Kauczinski keine. „Das ist kalter Kaffee“, sagt er, „ich habe nur positive Erinnerungen an Hamburg. Das war der bisherige Höhepunkt meiner Trainerkarriere.“Das Besondere für ihn sei nur, „dass es mein erstes Bundesligaspiel ist. Ich hätte mich genauso gefreut, wenn wir nach Mainz oder Bremen fahren würden.“
Auch die Mannschaft des FC Ingolstadt verbindet mit Hamburg eine spezielle Erinnerung. Nach dem 1:1 in der Vorsaison beklagten sich die Hamburger Spieler, unter anderem Lewis Holtby, lautstark über eine zu harte Gangart der Ingolstädter. „Das hat mich schon geärgert“, sagt FCI-Kapitän Marvin Matip zu den damaligen Vorwürfen. „Ich hoffe, dass wir wieder so auftreten, um jeden Meter kämpfen und in die Zweikämpfe gehen.“Mit diesen Tugenden, „nicht überhart oder unfair“, habe man schließlich souverän die Klasse gehalten, ohne jemals in ernsthafte Abstiegsgefahr geraten zu sein.
Insgesamt wird die Gegner dennoch ein leicht veränderter FC Ingolstadt erwarten. Mit Danny da Costa (Leverkusen), Benjamin Hübner (Hoffenheim) und Robert Bauer (Bremen) haben drei Spieler, die in der abgelaufenen Rückrunde fester Bestandteil der Viererkette waren, den Verein verlassen. Da auch Stammtorwart Ramazan Özcan zu Bayer Leverkusen gewechselt ist, ist aus dem so starken Defensivverbund lediglich Matip übrig geblieben. Trotz der Abgänge ist der Kapitän von dem Kader aber überzeugt: „Ich glaube, dass wir mindestens gleichstark sind wie im Vorjahr und wieder für Überraschungen sorgen können.“
Viel Geld in die Hand genommen haben die Verantwortlichen des FC Ingolstadt nicht, um die Abgänge zu ersetzen. Man glaubt an die Weiterentwicklung einiger Akteure, für die die Bundesliga in der vergangenen Saison noch Neuland war, und setzt auf Spieler, die für vergleichsweise geringe Ablösesummen aus der zweiten Liga oder dem Ausland nach Ingolstadt kamen.
Beim glücklichen 8:7-Sieg nach Elfmeterschießen in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligisten Erzgebirge Aue vorige Woche setzte der FCI auf Altbewährtes. Mit Innenverteidiger Hauke Wahl stand nur ein Neuzugang in der Startformation. Der ist zuletzt mit dem SC Paderborn in die dritte Liga abgestiegen, zuvor spielte er für Holstein Kiel. Für Wahl würde die heutige Partie ebenfalls das Bundesligadebüt bedeuten. Und ein besonderes zugleich. Wahl ist gebürtiger Hamburger.