Auf die Plätze, fertig, los
Die Stadt hat zuletzt viel in eine attraktive Gestaltung öffentlicher Flächen investiert. An vielen Stellen hat sich dies bereits bezahlt gemacht. Warum die Arbeit trotzdem noch nicht getan ist
VON MICHAEL HÖRMANN
Drehen wir das Rad ein wenig zurück: Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als der Königsplatz alles andere als einladend wirkte? Wer wollte sich im Park freiwillig niederlassen? Oder an den holprigen Elias-Holl-Platz, der zur Stolperfalle verkam? Ebenfalls alles andere als schön war der schwer zugängliche Theodor-Heuss-Platz, der teils auch noch richtig verwildert war. Heute präsentieren sich diese drei Plätze ganz anders. Nach Umbauten, in die die Stadt Millionen investiert hat, besitzen diese Plätze eine hohe Aufenthaltsqualität. Städtebaulich setzt der nunmehr weitaus offener gestaltete Königsplatz einen Akzent. Mit der Neugestaltung der meisten ihrer Plätze in der Innenstadt hat die Stadt zweifellos gepunktet.
Wer das Kontrastprogramm dazu erleben möchte, muss nur eine Zeit lang am Moritzplatz verweilen. Das Areal zwischen Schranne und Modehaus Wöhrl hat keinerlei Charme. Die meisten Besucher verlassen den Platz nahezu fluchtartig. Das Angebot an Veranstaltungen, die hier zuletzt stattfanden, und Verkaufsstände steigern eher noch die Tristesse. Gerade an dieser Stelle lässt die Vergangenheit mit einer wahrlich nicht ansprechenden Platzgestaltung grüßen.
Etwa 100 Meter davon entfernt liegt Augsburgs gute Stube. Der Rathausplatz ist gerade jetzt im Sommer ein beliebter Treffpunkt. Die zusätzlichen Lokale mit ihrer Außengastronomie haben das Ihre dazu beigetragen. Doch viele junge Menschen benötigen gar keinen Sitzplatz auf einem Stuhl oder einer Bank, sie machen sich auf dem Boden des Rathausplatzes breit. Gerade hier vor dem Rathaus hat sich ein abwechslungsreiches innerstädtisches Leben entwickelt.
Doch schöne Plätze haben ihre Schattenseiten. Wo viel geboten ist, kommen teils Gäste, die ungern gesehen sind. Am Königsplatz trifft sich die Drogen- und Trinkerszene. Am Rathausplatz lässt sich die Punkerszene nieder. Am nicht weit davon entfernten Elias-HollPlatz waren es in den Sommernächten krakeelende Jugendliche mit teils ohrenbetäubender Musik, was speziell an diesem Ort die Anwohner gehörig nervte.
Der Umgang mit den aufgeführ- ten Personengruppen ist zu bereits jetzt zu einer großen Herausforderung für die Verantwortlichen der Stadt geworden. Eingebunden ist hier die Polizei, die immer wieder zu Einsätzen ausrücken muss. Das Problem ist erkannt, jetzt will die Stadt handeln. Nicht zwingend mit Strafen, sondern mit einem sozialen Ansatz. Ein Streetworker des Stadtjugendrings soll sich um die Klientel kümmern, die vielen anderen ein Dorn im Auge ist. Es ist ein Versuch, der die jetzige Situation durchaus verbessern kann. Es wäre jammerschade, wenn die neu gestalteten Plätze von Gruppen dominiert werden, die mitunter wenig Toleranz für Andersdenkende aufbringen. Tatenlos zusehen, wie die Plätze verunstaltet werden, kann die Stadt nicht. Notfalls muss es Strafen geben. Platzverweise sind eine Möglichkeit.
In der Innenstadt hat sich aber bislang eindrucksvoll gezeigt, welch positiven Sog attraktive Plätze auf die Bevölkerung ausüben. Das gerade fehlt in manchen Stadtteilen. Lechhausen als größter Stadtteil ist das beste Beispiel. Es gibt derzeit keinen zentralen Ort, der Anziehungskraft ausstrahlt. Zumal sich auch beim Flößerpark am Lech wenig tut. Auch in Hochzoll werden seit Langem Debatten über die Zukunft des Zwölf-Apostel-Platzes geführt. Es wird höchste Zeit, dass hier etwas passiert. Die Hochzoller warten sehnsüchtig darauf. Im Jahr 2017 soll es endlich losgehen mit der Neugestaltung. Die Stadt trägt ihren finanziellen Teil bei.
Dass Privatengagement viel bewirken kann, hat sich dieses Jahr in Oberhausen gezeigt. Der HelmutHaller-Platz am Oberhauser Bahnhof wurde mit zahlreichen Veranstaltungen, die von Gastronom Stefan Meitinger („Bob’s“) initiiert wurden, aufgewertet.
Die Stadt kann nicht tatenlos zusehen