Sie lieben ihre Lebensmittel wirklich
Anfang September feiert der Friedberger Wochenmarkt 40. Geburtstag, zwei der Standbetreiber sind schon von Beginn an dabei. Warum die Kunden die Möglichkeiten auf dem Marienplatz so schätzen
Friedberg Bei Mathilde Rieblinger ist die Stimmung bestens. „Mir g’hern zam“, sagt ein Mann, der in der Schlange steht und weist auf die Frau vor ihm in der Reihe. Rieblinger, die Obst und Gemüse verkauft, kontert: „Warten S’, ich hol einen Besen.“Alles lacht, und die Kunden fangen an, ihrerseits Witze zu erzählen. Mathilde Rieblinger, dunkle Kurzhaarfrisur, grüne Schürze über der geblümten Bluse und blitzende Ringe in den Ohren, wendet sich an die nächste Kundin, nimmt einen Fenchel aus einer Kiste, schneidet den Ansatz ab und wiegt ihn.
Es ist ein sonniger Freitag, so wie der erste Markttag vor fast genau 40 Jahren. Mathilde Rieblinger war damals schon dabei, als 14-jähriges Mädchen. „Da war richtig schönes Wetter, ein Sommertag“, erinnert sich Rieblinger an den 17. September 1976. Die Stände waren noch in der Jungbräustraße aufgebaut, erst 2002 zog der Wochenmarkt auf den Marienplatz um. Den ersten Tag in Friedberg verpasste Mathilde Rieblinger allerdings. Sie musste alleine in Aichach auf dem Markt bleiben, während ihr Vater auf dem neuen Markt in Friedberg verkaufte.
Heute ist der Wochenmarkt in der Herzogstadt der kleinste, den die Händlerin aus Schrobenhausen mit ihrem roten Lastwagen anfährt. Sie wünscht sich dort noch etwas mehr Vielfalt, einen Würstelstand zum Beispiel. Begeistert ist Rieblinger aber von der Organisation. „Es ist eine sehr gute Betreuung, wenn man ein Anliegen hat“, lobt sie.
Der Organisator hat die geforderte Vielfalt durchaus im Blick. Bürgerbüroleiter Hans-Jürgen Trinkl fragte beim Kissinger Bäcker Markus Kratzer nach, ob der mit seinem Stand nach Friedberg kommen wolle. Einen Bäcker hatte es auf dem Wochenmarkt zuletzt nicht gegeben, und Kratzer, der ohne Weizenmehl backt und bis dahin vor allem Hofläden beliefert, war gespannt auf das Experiment. „Wir sind zufrieden, die Leute sind zufrieden, die Qualität kommt gut an“, fasst Kratzer zusammen, dessen Stand auf dem Wochenmarkt der neueste ist. Eines seiner Angebote locke auch die anderen Händler an: Er verkauft Kaffee. „Vor allem, wenn’s kalt ist, ist der sehr beliebt“, verrät der Bäcker.
Zu denen, die bei ihm einkaufen, gehört Renate Mayer. Die Friedbergerin erledigt seit 20 Jahren ihre Wocheneinkäufe auf dem Markt. „Das Regionale ist mir wichtig“, erklärt sie. Man könne sich von den Händlern erklären lassen, warum der Lauch bei einem Stand heller ist als beim anderen und warum welcher Dünger verwendet werde. „Die lieben ihre Produkte, das merkt man“, sagt Renate Mayer. Angelika Büchele kauft nicht ganz so regelmäßig auf dem Wochenmarkt ein. Sie arbeitet in Augsburg und nutzt freie Tage für Einkäufe auf dem Marienplatz. „Die Qualität ist hier einfach gut“, erklärt sie.
Nur ein paar Schritte sind es vom neuesten Marktstand des Bäckers Kratzer zu dem, den es schon am längsten gibt. Anders als Mathilde Rieblinger war Konrad Krebold von Beginn an als Händler und nicht nur als Helfer dabei. Der Meringer verkauft ausschließlich Ware, die er selbst anbaut. Vor allem Kartoffeln, aber auch Salat und Zwiebeln. Krebold glaubt, dass er der Einzige ist, der nur eigene Erzeugnisse anbietet.
Krebolds Vater und ihr Vater seien früher erbitterte Konkurrenten gewesen, erinnert sich Mathilde Rieblinger. „Inzwischen sind wir Freunde“, sagt sie. Der Schrobenhausenerin ist wichtig, dass alle Fieranten genügend Umsatz machen. Schließlich sitze man im selben Boot. Dass weitere Markttage den Friedberger Wochenmarkt attraktiver machen könnten, glaubt weder sie noch Krebold. Diese Idee hat der Stadtrat Ende Juli diskutiert und mehrheitlich für gut befunden. Im Gespräch sind Samstagvormittag und Dienstagnachmittag. Rieblinger sagt dazu: „Wenn der Christkindlmarkt gut läuft, macht man ja auch nicht noch einen.“Krebold befürchtet: „Die Kundschaft wird nicht mehr, sondern teilt sich auf.“Die Kunden sind zuversichtlicher. Man müsse das ausprobieren und dem Versuch Zeit geben, meint Renate Mayer. Sie hat Bekannte, die am Freitagvormittag keine Zeit haben, auf den Markt zu gehen. Am Samstag wäre es für diese vielleicht einfacher, sagt sie, packt ihre Einkäufe ein und macht sich auf den Weg zum nächsten Stand.
Jubiläumsfeier Am 16. September will die Stadt eine Feier zum 40. Geburtstag des Wochenmarkts veranstalten. Das Programm wird noch geplant.