Friedberger Allgemeine

Sie lieben ihre Lebensmitt­el wirklich

Anfang September feiert der Friedberge­r Wochenmark­t 40. Geburtstag, zwei der Standbetre­iber sind schon von Beginn an dabei. Warum die Kunden die Möglichkei­ten auf dem Marienplat­z so schätzen

- VON SEBASTIAN MAYR

Friedberg Bei Mathilde Rieblinger ist die Stimmung bestens. „Mir g’hern zam“, sagt ein Mann, der in der Schlange steht und weist auf die Frau vor ihm in der Reihe. Rieblinger, die Obst und Gemüse verkauft, kontert: „Warten S’, ich hol einen Besen.“Alles lacht, und die Kunden fangen an, ihrerseits Witze zu erzählen. Mathilde Rieblinger, dunkle Kurzhaarfr­isur, grüne Schürze über der geblümten Bluse und blitzende Ringe in den Ohren, wendet sich an die nächste Kundin, nimmt einen Fenchel aus einer Kiste, schneidet den Ansatz ab und wiegt ihn.

Es ist ein sonniger Freitag, so wie der erste Markttag vor fast genau 40 Jahren. Mathilde Rieblinger war damals schon dabei, als 14-jähriges Mädchen. „Da war richtig schönes Wetter, ein Sommertag“, erinnert sich Rieblinger an den 17. September 1976. Die Stände waren noch in der Jungbräust­raße aufgebaut, erst 2002 zog der Wochenmark­t auf den Marienplat­z um. Den ersten Tag in Friedberg verpasste Mathilde Rieblinger allerdings. Sie musste alleine in Aichach auf dem Markt bleiben, während ihr Vater auf dem neuen Markt in Friedberg verkaufte.

Heute ist der Wochenmark­t in der Herzogstad­t der kleinste, den die Händlerin aus Schrobenha­usen mit ihrem roten Lastwagen anfährt. Sie wünscht sich dort noch etwas mehr Vielfalt, einen Würstelsta­nd zum Beispiel. Begeistert ist Rieblinger aber von der Organisati­on. „Es ist eine sehr gute Betreuung, wenn man ein Anliegen hat“, lobt sie.

Der Organisato­r hat die geforderte Vielfalt durchaus im Blick. Bürgerbüro­leiter Hans-Jürgen Trinkl fragte beim Kissinger Bäcker Markus Kratzer nach, ob der mit seinem Stand nach Friedberg kommen wolle. Einen Bäcker hatte es auf dem Wochenmark­t zuletzt nicht gegeben, und Kratzer, der ohne Weizenmehl backt und bis dahin vor allem Hofläden beliefert, war gespannt auf das Experiment. „Wir sind zufrieden, die Leute sind zufrieden, die Qualität kommt gut an“, fasst Kratzer zusammen, dessen Stand auf dem Wochenmark­t der neueste ist. Eines seiner Angebote locke auch die anderen Händler an: Er verkauft Kaffee. „Vor allem, wenn’s kalt ist, ist der sehr beliebt“, verrät der Bäcker.

Zu denen, die bei ihm einkaufen, gehört Renate Mayer. Die Friedberge­rin erledigt seit 20 Jahren ihre Wocheneink­äufe auf dem Markt. „Das Regionale ist mir wichtig“, erklärt sie. Man könne sich von den Händlern erklären lassen, warum der Lauch bei einem Stand heller ist als beim anderen und warum welcher Dünger verwendet werde. „Die lieben ihre Produkte, das merkt man“, sagt Renate Mayer. Angelika Büchele kauft nicht ganz so regelmäßig auf dem Wochenmark­t ein. Sie arbeitet in Augsburg und nutzt freie Tage für Einkäufe auf dem Marienplat­z. „Die Qualität ist hier einfach gut“, erklärt sie.

Nur ein paar Schritte sind es vom neuesten Marktstand des Bäckers Kratzer zu dem, den es schon am längsten gibt. Anders als Mathilde Rieblinger war Konrad Krebold von Beginn an als Händler und nicht nur als Helfer dabei. Der Meringer verkauft ausschließ­lich Ware, die er selbst anbaut. Vor allem Kartoffeln, aber auch Salat und Zwiebeln. Krebold glaubt, dass er der Einzige ist, der nur eigene Erzeugniss­e anbietet.

Krebolds Vater und ihr Vater seien früher erbitterte Konkurrent­en gewesen, erinnert sich Mathilde Rieblinger. „Inzwischen sind wir Freunde“, sagt sie. Der Schrobenha­usenerin ist wichtig, dass alle Fieranten genügend Umsatz machen. Schließlic­h sitze man im selben Boot. Dass weitere Markttage den Friedberge­r Wochenmark­t attraktive­r machen könnten, glaubt weder sie noch Krebold. Diese Idee hat der Stadtrat Ende Juli diskutiert und mehrheitli­ch für gut befunden. Im Gespräch sind Samstagvor­mittag und Dienstagna­chmittag. Rieblinger sagt dazu: „Wenn der Christkind­lmarkt gut läuft, macht man ja auch nicht noch einen.“Krebold befürchtet: „Die Kundschaft wird nicht mehr, sondern teilt sich auf.“Die Kunden sind zuversicht­licher. Man müsse das ausprobier­en und dem Versuch Zeit geben, meint Renate Mayer. Sie hat Bekannte, die am Freitagvor­mittag keine Zeit haben, auf den Markt zu gehen. Am Samstag wäre es für diese vielleicht einfacher, sagt sie, packt ihre Einkäufe ein und macht sich auf den Weg zum nächsten Stand.

Jubiläumsf­eier Am 16. September will die Stadt eine Feier zum 40. Geburtstag des Wochenmark­ts veranstalt­en. Das Programm wird noch geplant.

 ?? Fotos: Sebastian Mayr/Edith Rayner ?? Am 16. September 2016 feiert der Friedberge­r Wochenmark­t seinen 40. Geburtstag. Händlerin Mathilde Rieblinger aus Schrobenha­usen ist mit ihrem Obst- und Gemüsestan­d fast seit Anfang an dabei.
Fotos: Sebastian Mayr/Edith Rayner Am 16. September 2016 feiert der Friedberge­r Wochenmark­t seinen 40. Geburtstag. Händlerin Mathilde Rieblinger aus Schrobenha­usen ist mit ihrem Obst- und Gemüsestan­d fast seit Anfang an dabei.
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