Stadt stoppt Pläne für Asyl-Unterkunft
Der Landkreis hat derzeit genügend andere freie Kapazitäten. Aber wer übernimmt die hohen Kosten, die bisher schon angefallen sind?
Friedberg Es war einer der großen Aufreger im vergangenen Herbst – jetzt wurde das Projekt offenbar still und heimlich beerdigt: Die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Seestraße in Friedberg kommt doch nicht, kündigte Landrat Klaus Metzger im Gespräch mit unserer Zeitung an.
Rückblende Sommer 2015: Der Landkreis Aichach-Friedberg ächzt unter dem Andrang der Asylbewerber, kurzfristig muss sogar die Sporthalle des Friedberger Gymnasiums als Erstaufnahmeeinrichtung herhalten. Händeringend suchen die Politiker nach geeigneten Räumen, in denen die Flüchtlinge während ihres Asylverfahrens wohnen können. In Friedberg schlägt Bürgermeister Roland Eichmann den Bau einer Sammelunterkunft an der Seestraße vor. Sie soll südlich des ehemaligen Kegelzentrums Platz für 200 Menschen bieten..
Die Kritiker – allen voran die Grünen im Stadtrat – fürchteten angesichts dieser Größe einen sozialen Brennpunkt. Bürgermeister Eichmann hielt den Standort an der Seestraße hingegen für geeignet, weil die nötigen Versorgungsleitungen vorhanden, die Bus- und Tramhaltestelle nicht weit und auch Geschäfte in der Nähe seien. Er wolle zudem vermeiden, dass Flüchtlingsunterkünfte auf Bauland entstehen, das für die einheimische Bevölkerung dringend benötigt werde, sagte er: „Glauben Sie doch nicht, dass wir da aus irgendeinem lustigen Grund hingehen.“Ende des vergangenen Jahres ging man noch davon aus, dass bis Mitte 2016 rund 1000 Flüchtlinge in Friedberg untergebracht werden müssten (wir berichteten). Derzeit leben rund 260 im Stadtgebiet, das Abkommen zwischen EU und Türkei hat den Strom weitgehend versiegen lassen.
Gegen Stimmen von Grünen und SPD leitete der Stadtrat darum ein Bebauungsplanverfahren ein, das jedoch zwischenzeitlich im Sande verlief. Nachdem der Zustrom der Flüchtlinge nachgelassen hat und der Landkreis noch über ausreichend freie Kapazitäten in den vorhandenen Unterkünften verfügt, glaubt der Landkreis, auf die 200 Plätze verzichten zu können. Zumal der Standort auch aus Sicht von Landrat Metzger nicht unproblematisch ist. „2015 hätten wir alles genommen“, sagt Metzger im Rückblick auf die kritischen Monate am Ende des vergangenen Jahres.
Jetzt dagegen sollen nur noch Unterkünfte neu entstehen, die weniger problembehaftet und auch kostengünstig zu verwirklichen sind. So wie auf dem stark eingewachsenen Grundstück zwischen Altstadttangente und Afrastraße zum Beispiel, wo die Stadt weiterhin das Bebauungsplanverfahren für eine Unterkunft mit circa 30 Plätzen vorantreibt. Dort laufen die Planungen weiter.
Endgültig abgehakt ist das Thema Seestraße für Friedberg dennoch nicht. Derzeit laufen nach Angaben von Landrat Metzger Verhandlungen mit dem Freistaat, wer denn nun die bislang angefallenen Planungskosten übernimmt. „Das war superteuer“, sagte Metzger im Gespräch mit unserer Zeitung. 360 000 Euro soll die Staatsregierung darum erstatten.