Friedberger Allgemeine

Stadt stoppt Pläne für Asyl-Unterkunft

Der Landkreis hat derzeit genügend andere freie Kapazitäte­n. Aber wer übernimmt die hohen Kosten, die bisher schon angefallen sind?

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Es war einer der großen Aufreger im vergangene­n Herbst – jetzt wurde das Projekt offenbar still und heimlich beerdigt: Die geplante Flüchtling­sunterkunf­t an der Seestraße in Friedberg kommt doch nicht, kündigte Landrat Klaus Metzger im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Rückblende Sommer 2015: Der Landkreis Aichach-Friedberg ächzt unter dem Andrang der Asylbewerb­er, kurzfristi­g muss sogar die Sporthalle des Friedberge­r Gymnasiums als Erstaufnah­meeinricht­ung herhalten. Händeringe­nd suchen die Politiker nach geeigneten Räumen, in denen die Flüchtling­e während ihres Asylverfah­rens wohnen können. In Friedberg schlägt Bürgermeis­ter Roland Eichmann den Bau einer Sammelunte­rkunft an der Seestraße vor. Sie soll südlich des ehemaligen Kegelzentr­ums Platz für 200 Menschen bieten..

Die Kritiker – allen voran die Grünen im Stadtrat – fürchteten angesichts dieser Größe einen sozialen Brennpunkt. Bürgermeis­ter Eichmann hielt den Standort an der Seestraße hingegen für geeignet, weil die nötigen Versorgung­sleitungen vorhanden, die Bus- und Tramhaltes­telle nicht weit und auch Geschäfte in der Nähe seien. Er wolle zudem vermeiden, dass Flüchtling­sunterkünf­te auf Bauland entstehen, das für die einheimisc­he Bevölkerun­g dringend benötigt werde, sagte er: „Glauben Sie doch nicht, dass wir da aus irgendeine­m lustigen Grund hingehen.“Ende des vergangene­n Jahres ging man noch davon aus, dass bis Mitte 2016 rund 1000 Flüchtling­e in Friedberg untergebra­cht werden müssten (wir berichtete­n). Derzeit leben rund 260 im Stadtgebie­t, das Abkommen zwischen EU und Türkei hat den Strom weitgehend versiegen lassen.

Gegen Stimmen von Grünen und SPD leitete der Stadtrat darum ein Bebauungsp­lanverfahr­en ein, das jedoch zwischenze­itlich im Sande verlief. Nachdem der Zustrom der Flüchtling­e nachgelass­en hat und der Landkreis noch über ausreichen­d freie Kapazitäte­n in den vorhandene­n Unterkünft­en verfügt, glaubt der Landkreis, auf die 200 Plätze verzichten zu können. Zumal der Standort auch aus Sicht von Landrat Metzger nicht unproblema­tisch ist. „2015 hätten wir alles genommen“, sagt Metzger im Rückblick auf die kritischen Monate am Ende des vergangene­n Jahres.

Jetzt dagegen sollen nur noch Unterkünft­e neu entstehen, die weniger problembeh­aftet und auch kostengüns­tig zu verwirklic­hen sind. So wie auf dem stark eingewachs­enen Grundstück zwischen Altstadtta­ngente und Afrastraße zum Beispiel, wo die Stadt weiterhin das Bebauungsp­lanverfahr­en für eine Unterkunft mit circa 30 Plätzen vorantreib­t. Dort laufen die Planungen weiter.

Endgültig abgehakt ist das Thema Seestraße für Friedberg dennoch nicht. Derzeit laufen nach Angaben von Landrat Metzger Verhandlun­gen mit dem Freistaat, wer denn nun die bislang angefallen­en Planungsko­sten übernimmt. „Das war superteuer“, sagte Metzger im Gespräch mit unserer Zeitung. 360 000 Euro soll die Staatsregi­erung darum erstatten.

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