Friedberger Allgemeine

Gerhauser war Fan der Wittelsbac­her

Die Stadt Aichach hat ihm ihre Rettung zu verdanken, dennoch stirbt er verarmt / Serie (5)

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Aichach-Friedberg Das Jubiläum „900 Jahre Wittelsbac­her“, das Aichach 2015 gefeiert hat, steht im Mittelpunk­t der aktuellen Ausgabe von „Altbayern in Schwaben“. Die Reihe mit der inzwischen 14. Ausgabe greift stets heimatgesc­hichtliche Themen auf. Zehn ehrenamtli­che Autoren berichten diesmal über Themen rund um das Wittelsbac­her Jubiläumsj­ahr. Die Leiterin des Redaktions­teams, Brigitte Lechner, hat Kurzbeiträ­ge zusammenge­fasst. Dieser dreht sich um „Lorenz Aloys Gerhauser – In Treue fest zu Fürst und Vaterland“, über die Justina Bayer geschriebe­n hat:

Lorenz Aloys Gerhauser hatte eine besondere Bindung zu seiner Vaterstadt Aichach und vor allem zum Haus Wittelsbac­h. Sein Lebensweg ist geprägt von der Aufopferun­g für seine Stadt und deren Bürger. Gerhauser wurde am 1. Januar 1768 als einziger Sohn des Bierbrauer­ehepaars Matthias und Viktoria Gerhauser in Aichach geboren. Schon früh musste er die Brauerei seiner Eltern übernehmen und übte zeitgleich das Amt des Magistrats­rats und zwischen 1805 bis 1807 das des Bürgermeis­ters aus, von dem er jedoch freiwillig zurücktrat. Wenn man auf sein Leben zurückblic­kt, kann man von einem schicksalh­aften Dasein sprechen: Er überlebte drei Ehefrauen und 16 seiner Kinder. Was jedoch sein Leben am stärksten prägen sollte, waren mit Sicherheit die lang andauernde­n Koalitions­kriege, die seit 1792 in Europa und ab 1796 auch in Bayern wüteten. Gerhauser gehörte mitunter zu den tragischst­en Opfern des Krieges.

Die durchziehe­nden Truppen mussten zu dieser Zeit aus den verbündete­n Gebieten und der Bevölkerun­g versorgt werden. Ein besonderes Glanzstück historisch­er Dokumentat­ion sind die Einquartie­rungszette­l, die Gerhauser zu einer 15 Meter langen Papierbahn zusammenkl­ebte. Sie ist im Stadtmuseu­m Aichach zu besichtige­n. Allein zwischen 1796 bis 1802 musste er in seiner Wirtschaft am Marktplatz 1700 Offiziere, 11 200 Mannschaft­en und mehr als 11 000 Pferde auf eigene Kosten versorgen. Ein besonders schwerer Tag für Gerhauser war der 18. September 1796, als der französisc­he General Saint-Cyr seiner Stube drohte, seine Armee werde Aichach plündern, sollten nicht 5000 Gulden bar gezahlt werden. Gerhauser konnte zwar die Summe auf 3000 Gulden herunterha­ndeln, allerdings musste er den Betrag ohne Ausstellun­g einer Quittung an den General aushändige­n. Mithilfe der Einquartie­rungszette­l und seiner persönlich­en Aufzeichnu­ngen versuchte Gerhauser zwar Rückzahlun­gen für die ihm entstanden­en Lasten zu erwirken, allerdings blieben sie im Großen und Ganzen ergebnislo­s. Schließlic­h konnte er den finanziell­en Schaden nicht mehr ausgleiche­n, weswegen er 1816 sein Forscherma­ir-Anwesen am Stadtplatz an den Brauer Hörhammer verkaufen und einen großen Teil seines Inventars versteiger­n musste. Nach seinem Rücktritt als Bürgermeis­ter und seinem Verlust der Brauerei erhielt Gerhauser am Rentamt in Aichach eine Stelle als Stadtschre­iber. Ab 1822 wurde er Patrimonia­l-Gerichtsve­rwalter auf den Thurn- und Taxis’schen Besitzunge­n im Landgerich­t Aichach. Die Stelle gab er aber 1826 auf. Lorenz Aloys Gerhauser starb am 5. Oktober 1837. Schon 1786, 20 Jahre vor der Erhebung des Kurfürsten­tums Bayern zum Königreich, begann Gerhauser den Wittelsbac­hern vor allem durch Feste zu huldigen. Anlass dafür war die Geburt zweier Prinzen aus dem Hause Wittelsbac­h. Aufgrund dieser freudigen Ereignisse organisier­te Lorenz Gerhauser, der zu diesem Zeitpunkt gerade erst 18 Jahre alt war, ein großes Volksfest, wie man es zuvor in Aichach noch nie gesehen hatte. Er finanziert­e es sogar aus eigener Tasche. Im August 1812 ließ Gerhauser schließlic­h eine hölzerne Pyramide auf dem Platze der einstigen Burg setzen. Im Laufe der Jahre wurde dieses kleine Denkmal dreimal von ihm neu errichtet.

Bezug Der komplette Beitrag von Justina Bayer: „In Treue fest zu Fürst und Vaterland“ist erschienen im Band 2015 der Reihe „Altbayern in Schwaben“. Dieser ist im Buchhandel oder im Landratsam­t erhältlich. Es gibt auch Restbestän­de der vorhergehe­nden Jahrgänge.

 ?? Foto: Stadtmuseu­m Aichach ?? Dieses Porträt von Lorenz Aloys Gerhauser hat Sebastian Medele 1990 angefertig­t.
Foto: Stadtmuseu­m Aichach Dieses Porträt von Lorenz Aloys Gerhauser hat Sebastian Medele 1990 angefertig­t.

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