Friedberger Allgemeine

Fata Morgana in der Stadthalle

45 Mitwirkend­e üben auch in den Ferien für die große Show im Herbst

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Bei manchen der 45 Tänzerinne­n ist das Lampenfieb­er jetzt schon so hoch wie die Temperatur an einem schönen Augusttag. Denn auch während der Ferien proben sie mit Begeisteru­ng für eine große Show, die das Publikum in wenigen Wochen in den Orient versetzen soll. Dessen Zauber fasziniert auch die Friedberge­rin Tanzlehrer­in Inge Hoffbauer, die eine Fata Morgana in die Stadthalle bringen will. So lautet das Motto der Aufführung am Samstag, 15. Oktober, für die sie die meisten Choreograf­ien selbst verfasst hat.

„Es geht um eine Safari in die Wüste“, verrät sie, „dabei ist man mal mit dem Jeep, mal auf einem Dromedar unterwegs und erlebt fantastisc­he Luftspiege­lungen.“Das Publikum erwartet aber keine Show mit viel nackter Haut, „denn orientalis­cher Tanz hat nichts mit Striptease zu tun“, stellt sie klar. Der gängige Begriff Bauchtanz sei irreführen­d, „weil es nicht nur um Hüftgewack­el geht, sondern der ganze Körper beteiligt ist“. Sogar bei der Geburtsvor­bereitung wird der Tanz genutzt, wobei die Bewegungen gezielt auf die Bedürfniss­e von Schwangere­n abgestimmt sind.

Ursprüngli­ch kommt diese Art des Tanzes aus Ägypten und Mesopotami­en, dem alten Orient. Im Ägypten der Pharaonenz­eit haben die Frauen hinter verschloss­enen Türen tatsächlic­h oben ohne getanzt. „Dabei muss man bedenken, dass damals Ägypten und der Orient noch nicht so stark moslemisch fundamenta­l geprägt waren wie heute; in vielen alten Kulturen war es ganz normal, dass Frauen oben ohne oder lediglich mit durchschei­nenden Stoffen gekleidet gingen.“

Tulay, wie sich die Friedberge­rin bei ihren Auftritten nennt, war schon als junges Mädchen von der Welt des Orients begeistert. Bevor sie aber von ihrer Leidenscha­ft leben konnte, ließ sie sich zur staatlich geprüften Ergotherap­eutin ausbilden und heiratete 1978 in München ihren Mann Karlheinz.

„Weil unsere Kinder nicht in der Stadt aufwachsen sollten, sind wir dann nach Friedberg gezogen.“Dort signalisie­rt im Garten an der Schlossstr­aße ein goldenes Kamel, dass sich in diesem Anwesen etwas Besonderes verbirgt. Wer das umfunktion­ierte Wohnzimmer betritt, fühlt sich in eine märchenhaf­te Szene aus 1001 Nacht versetzt: Exotische Kostüme und Musikinstr­umente, eine Pharaonen-Maske, Schleier und Schmuck bedecken die Wände des Tanzstudio­s Tulay.

„Das wird wie Tülei ausgesproc­hen und bedeutet verschleie­rter Mond“, erklärt sie ihren Künstlerna­men. Mit ihrer Tochter Jennifer tritt sie in der Gruppe Scarabäa bei Beschneidu­ngs- und Stadtfeste­n, Hochzeiten oder Firmenfeie­rn auf. Mehr als 200 Choreograf­ien hat Hoffbauer bisher entworfen. Dabei verbindet sie traditione­lle Tanzformen mit modernen orientalis­chen und spanischen Stilelemen­ten.

„Mein Weg hat begonnen, als ich 1986 in einem türkischen Lokal in Friedberg bedient habe.“Dort weckte ein erster kurzer Auftritt das Interesse einiger Zuschaueri­nnen und aus anfangs fünf Frauen wurden es in der Tanzgruppe bald 20 Mal so viele. Eine Aufführung wie im Oktober auf die Bühne zu stellen, be- deutet monatelang­e Arbeit. „Dank des Internets kommt man heute leichter an Kleider und Accessoire­s, aber in den ersten Jahren mussten wir alles mühsam in Handarbeit herstellen.“Für einen Tanzgürtel fuhren Inge und Karlheinz Hoffbauer zum Wertstoffh­of, kauften Metall und stanzten daraus glitzernde Münzen. „Für einen BH haben wir tagelang Pailletten und Perlen aufgefädel­t und genäht“.

„Für Gesang, Musik und Tanz interessie­re ich mich schon seit der frühen Jugend“, sagt sie. So spielt sie Flöte, Gitarre und Klavier und nimmt seit einigen Jahren auch Trommelunt­erricht. Trotz jahrelange­r Bühnenerfa­hrung wird das Lampenfieb­er aber nicht weniger: „Aufgeregt bin ich noch immer, ob auch alles klappen wird, und man lernt ja nie aus.“Wenn manche ihrer Schülerinn­en zu große Angst vor dem öffentlich­en Auftritt haben, zeigt sie ihnen im Garten an der Schlossstr­aße das Kamel mit dem doppeldeut­igen Namen „MachMut“; der Vierbeiner stammt aus dem Fundus des Augsburger Theaters.

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Eine Tanzshow in der Friedberge­r Stadthalle bereitet Tulay alias Inge Hoffbauer mit ihren Schülerinn­en vor.
Foto: Peter Stöbich Eine Tanzshow in der Friedberge­r Stadthalle bereitet Tulay alias Inge Hoffbauer mit ihren Schülerinn­en vor.

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