Was sich hinter der Pforte verbirgt
Die auffallende Tür an der Rabusmühle in Mering ließ Heimatforscher Johann Weber keine Ruhe. Weshalb sie sehr wertvoll ist
Mering Vielfach wird eine Abrisspolitik in Mering kritisiert, historische Gebäude wie etwa das alte Kloster seien in Gefahr. Wer mit offenen Augen durch die Marktgemeinde geht, entdeckt noch viel kunsthistorisch wertvolle Substanz.
Zu den Meringern, die in ihrer Heimatverbundenheit auch immer wieder Recherchen anstellen und in der Ortshistorie forschen, gehört Johann Weber. Bei einer seiner Touren mit dem Fahrrad kam er auch immer wieder mal bei der Rabusmühle an der Straße von Mering nach Altkissing vorbei und sein Blick fiel auf die kunsthistorisch sehr wertvolle Türe.
Der Gutshof ist nicht mehr zugänglich, denn seit gut zehn Jahren befindet sich dort ein umzäunter Reiterhof, doch die Türe mit den schmiedeeisernen Initialen am Oberlicht der Haustüre beschäftigte den Hobbyhistoriker und er machte sich anhand geschichtlicher Unterlagen an ihre Ausdeutung.
Fündig wurde Johann Weber unter anderem in der SchlossmühlenChronik. Demnach vermachte Katharina Groß, Rabusmüllerin in Mering und zweifache Witwe, am 17. November 1820 die Rabusmühle ihrem aus erster Ehe stammenden Sohn Johann Georg Kratzer. Auf ihn deuten die Initialen hin, denn das schmiedeeiserne Monogramm am Oberlicht zeigt die Buchstaben JGK, vermutlich für Johann Georg Kratzer. Dies wird nur bei genauem Hinschauen deutlich, denn die Initialen sind quasi übereinander angeordnet.
Die Haustüre selbst trägt die Jahreszahl 1818. In jenem Jahr wurde die Türe vermutlich in Auftrag ge- Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte Maximilian Freiherr von Boutteville das Gut Rabusmühle und seitdem ist es im Besitz der gleichen Familie. Heute gehört die Mühle Dieter von Grauvogl, der sie an einen Reiterhof verpachtet hat.
Wie wertvoll die Haustüre ist, zeigt ein Gutachten, das Johann Weber von Renatus Scheglmann anfertigen ließ. Der Meringer kennt sich kunsthistorisch sehr gut aus und trat vor allem an die Öffentlichkeit, als wertvolle Teile der alten Krankenhauskapelle in die Kirche von St. Afra umgesiedelt wurden. Laut Renatus Scheglmann handelt es sich bei den Schnitzereien an der dunklen Eichentüre der Rabusmühle um den sogenannten Zopfstil aus der Zeit von 1760 bis 1780, dem Übergang vom Rokoko mit seinen geschwungenen Formen zum Klassizismus mit geraden Ligeben. nien. Charakteristisch sind die zopfförmigen Umrahmungen der Kassetten, die länglichen zungenförmigen Verzierungen am unteren Türbrett, die kleine Rosette sowie der dominante, geometrisch ausgezirkelte Stern im Mittelpunkt.
Gerade im ländlichen Bereich habe man diesen Zopfstil noch lange beibehalten, denn die klassizistischen Formen habe man vielfach als zu nüchtern empfunden, so schreibt Renatus Scheglman in seinem Gutachten. Die Türe könnte von einem Schreiner Siegner aus Hofhegnenberg stammen, so vermutet Scheglmann, der mehrere Türen und Kästchen in dieser Stilart geschnitzt habe.
Dass sie so lange, nämlich gut 200 Jahre erhalten geblieben ist, sei den Geschlechtern Boutteville/Grauvogl zu verdanken, resümiert Johann Weber.