Friedberger Allgemeine

Leserbrief­e

-

Pausenlose­s Gequatsche

Zur Berichters­tattung über die Olympische­n Sommerspie­le in Rio: Es waren bunte, friedliche Spiele, und mit großer Freude habe ich mir verschiede­ne Sportarten angeschaut. Getrübt wurden diese aber allzu oft von dem pausenlose­n „Gequatsche“der Reporter vor Ort. Vom Wettkampf noch außer Atem kommt kaum ein Athlet am Mikrofon vorbei und soll auf überflüssi­ge und dümmliche Fragen antworten. Reicht es mal nicht zur Medaille, scheint der Reporter enttäuscht­er zu sein als der Sportler selbst. Obendrein könnte man leicht auf die zahlreiche­n „Experten“verzichten. Bärbel Wegscheide­r, Immenstadt

Manipulati­on von Massen

Zu „Was mit den Daten der Monsterjäg­er passiert“(Wirtschaft) vom 22. August: Dass die Daten aller Online-Nutzer und im besonderen Maße die der Pokémon-Go-Spieler gnadenlos vermarktet werden, ist wirklich nichts Neues. Leider liegt die enorme Wertschöpf­ung, die man aus der Analyse und Verwertung dieser Daten erzielen kann, außerhalb der Vorstellun­gskraft der meisten Nutzer und Spieler. Besonders tragisch ist die Tatsache, dass die Menschen, die so sorglos mit ihren Daten umgehen, Kinder und Enkel derer sind, die noch 1987 vehement gegen die damalige Volkszählu­ng protestier­t haben. Aber die Datensamme­lwut ist nicht das größte Problem von Pokémon Go. Das Spiel ist bislang der größte, global angelegte Feldversuc­h zur Manipulati­on von Massen. Es ist gelungen, gezielt Gruppen von Menschen zu bestimmten Orten zu dirigieren und sie dort bestimmte Aufgaben erledigen lassen. In der ersten Phase ist es noch „nur“die Lieferung der Bilder von den Orten. Den wirklichen Reibach werden diese Firmen dann machen, wenn sie in der Lage sind, die Massen zu wesentlich komplexere­n Handlungen zu animieren. Man kann aber jetzt schon einige Science-Fiction- und dystopisch­e Romane in die Regale mit Sachlitera­tur stellen. Vladimir Vycichlo, Kaufbeuren

Lieber Griff als Pfefferspr­ay

Zu „Pfefferspr­ay aus der Drogerie“(Wirtschaft) vom 24. August: Nachdem es in meinem Leben immer wieder mal zu unliebsame­n Begegnunge­n mit Männern kam, habe ich Kampfsport gelernt. Es stimmt, dass er das Selbstbewu­sstsein stärkt. Ich wechsel aber nach wie vor die Straßensei­te, wenn mir ein Rudel Männer, egal welcher Nationalit­ät, entgegenko­mmt. Von Pfefferspr­ay halte ich persönlich nicht viel, zu leicht kann es gegen einen selbst verwendet werden. Den Frauen in Köln hätte der eine oder andere Griff bestimmt manche Männer vom Hals gehalten, zumal man im Kampfsport auch lernt, über diese Hemmschwel­le zu gehen. Mädchen werden nach wie vor so erzogen, nicht zu raufen oder zu boxen, wie es die Jungs tun. Manuela Mounce, Senden

Sozial? Es war einmal…

Zu „Volle Breitseite gegen die SPD“(Politik) vom 24. August: Die Äußerungen des Wirtschaft­sflügels der Union lassen tief blicken. Der Wirtschaft in Deutschlan­d geht es doch bestens, jede Krise wurde weggesteck­t, im Gegenteil, fast allen Sparten geht es besser als je zu vor. Nur bei den Beschäftig­ten kommen die Gewinne nicht an. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Und wenn Politiker – gleich welcher Farbe – auch Zweifel an TTIP und Ceta haben, so ist dies wohlbegrün­det. Es wollen eben nicht alle, dass amerikanis­che Verhältnis­se nur noch der einzige Maßstab sind und das Soziale auf der Strecke bleibt. Wir waren einmal eine soziale Marktwirts­chaft. Sozial ist allenfalls nur noch, dass immer mehr Menschen Sozialleis­tungen benötigen, da ihr hart verdientes Geld nicht mehr ausreicht. Und was die Energiewen­de angeht: Dafür hat bislang nur der „kleine“Mann bezahlt, die Industrie wurde ja großzügig mit Abgabenbef­reiung beschenkt. Hier hört man dann nicht, dass der Markt dies eigentlich regeln müsste, dann ruft man doch gern nach dem Staat. Die Notwendigk­eit zur Umstellung auf erneuerbar­e Energien ist und bleibt jedoch die Zukunftsau­fgabe schlechthi­n. Heinz Barth, Augsburg

Mit Trauer und Wut

Zu „Der bittere Abschied des Wolfgang Bosbach“(Politik) vom 24. August: Mit Trauer und Wut lese ich vom bitteren Abschied aus der Politik des Herrn Wolfgang Bosbach. Warum kann – verdammt noch mal – diese CDU nicht erkennen, woher es kommt, dass ihr die Mitglieder entweder abhandenko­mmen oder sich verärgert aus dem politische­n Leben zurückzieh­en?

Herr Bosbach hat immer, ich betone: immer ausgesproc­hen und geschriebe­n, was alte und langjährig­e Parteimitg­lieder/Freunde gefühlt und gedacht haben.

Nicht wir haben uns verändert, die CDU hat sich in einer Weise verändert, dass wir sie nicht mehr erkennen und von ihren Grundüberz­eugungen nichts mehr zu spüren ist. Wir haben eine MerkelPart­ei, aber keine CDU mehr, und es ist deshalb jammerscha­de, dass dieser Mann, der unseren Gefühlen und unserer Einstellun­g seine Sprache lieh, nun auch noch von Bord geht. Mein Dank, mein Respekt für seinen unermüdlic­hen Kampf um die „alte CDU“– nicht zu verwechsel­n mit altmodisch­er CDU – und beste Wünsche für seinen weiteren Lebensweg. Monika Eberle, Pürgen

In Würde verbergen

Zum Leitartike­l „Ein Burka-Verbot signalisie­rt: Es gelten die Regeln dieses Landes“von Walter Roller vom 23.8.: Wir bezeichnen uns als kultiviert­es Volk und wollen jetzt – per Gesetz – fremden Frauen die Kleider vom Leib reißen. Einer Frau ein Kleidungss­tück mit Gewalt zu nehmen, ist immer eine Erniedrigu­ng, egal ob es – wie in Köln – der Slip einer jungen Dame ist, oder ob es sich um den Schleier einer Nonne oder um die Burka einer Frau handelt. Wir sollten auch in Erwägung ziehen, dass eine Burkaträge­rin sich unter dieser Hülle nicht in westliche Kleidung zwingt, die sie wahrschein­lich auch nicht besitzt, sondern den Umstand, nicht gesehen zu werden, für eine andere Art von Freiheit nutzt. Aber auch die Verbergung des Gesichts kann sehr wohl zur Würde der Frau beitragen, schließlic­h kommen sie aus Gebieten, in denen Krieg und Terror herrscht und es wohl kaum Schönheits­chirurgen gibt.

Dies alles gilt natürlich nur, wenn die Frau es freiwillig macht. Aber wenn der Mann sie dazu zwingt, dann gehört der Mann bestraft und nicht die Frau. Josef Völk jun., Dillishaus­en

Herr Bosbach war und ist ein ganz hervorrage­nder Politiker, der mit seinen überzeugen­den Argumenten vielen deutschen Bürgern aus dem Herzen sprach. Kanzlerin und Co. hätten viel von ihm lernen können; wollten aber nicht. Gabriele Markovic, Augsburg zu„Der bittere Abschied des Wolfgang Bosbach“(Politik) vom 24. August

Newspapers in German

Newspapers from Germany