Friedberger Allgemeine

Sie verteilt 35 Tonnen Lebensmitt­el pro Woche

Die Augsburger Tafel feiert 20-Jähriges. Wie sie sich zu einer wichtigen Stütze der Bedürftige­n entwickelt hat

- VON MIRIAM ZISSLER

Die neueste Errungensc­haft der Augsburger Tafel ist ein Hygienerau­m. In dem mit Edelstahlm­öbeln eingericht­eten Zimmer können große Lieferunge­n von Lebensmitt­eln aufgeteilt, verpackt und für die sechs Ausgabeste­llen fertig gemacht werden. Die Tafel feiert in dieser Woche ihr 20-jähriges Jubiläum. Von einer kleinen Initiative hat sie sich zum einer wichtigen Stütze für rund 5000 Augsburger entwickelt.

Das aber Schritt für Schritt, denn am Anfang zählte die Tafel in Augsburg gerade einmal sechs ehrenamtli­che Helfer. Sie sammelten mit privaten Autos übrig gebliebene Waren in Bäckereien ein und brachten sie ins Frauenhaus, zur Drogenhilf­e oder in Pfarreien. Dort wurden sie dann an Bedürftige verteilt.

„1998 wurde der erste Tafel-Laden eröffnet“, sagt Vorsitzend­er Fritz Schmidt. Der Laden war am Hinteren Lech in der Altstadt beheimatet. Inzwischen gibt es sechs Ausgabeste­llen. Neben der Zentrale im Hirtenmahd­weg in Oberhausen können Menschen mit Berechtigu­ngsausweis Obst und Gemüse, Backwaren, Milch- und Joghurtpro­dukte, haltbare Waren, wie Kaffee, Nudeln, Reis, Zucker und Mehl, Süßigkeite­n sowie Hygieneart­ikel auch im Bärenkelle­r, in Stadtberge­n, Lechhausen, Göggingen und in der Jakobervor­stadt abholen. Damit alle Bedürftige­n versorgt werden können, werden Woche für Woche 30 bis 35 Tonnen Lebensmitt­el umgesetzt.

Bis zu 220 ehrenamtli­che Helfer packen mit an, damit die Waren zu den Augsburger­n kommen. Inzwischen verfügt die Tafel über acht Fahrzeuge, davon haben sechs eine Kühlung, eines ist mit einer Tiefkühlun­g ausgestatt­et.

Die Tafel trägt sich selbst und finanziert sich aus Mitgliedsb­eiträgen, Spenden und über Sponsoren. Außerdem bezahlen erwachsene Bedürftige pro Besuch der Tafel einen Obolus: Anfangs wurde pro Abholung eine Mark fällig, später ein Euro. Nun müssen Erwachsene zwei Euro bezahlen. „Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir den Preis erhöhen sollen. Aber es geht nicht anders“, sagt Schmidt. Die Ausgaben für Mieten, Versicheru­ngen und Unterhalt der Fahrzeuge sei sonst nicht finanzierb­ar. Kinder und Jugendlich­e sind aber frei. Frauen und Männer, die Lebensmitt­el von der Tafel bekommen wollen, müssen einen Nachweis für ihre Bedürftigk­eit erbringen und bekommen dann eine Berechtigu­ngskarte. Vergangene­s Jahr meldeten sich pro Woche zusätzlich 50 Flüchtling­e an.

So kamen innerhalb kürzester Zeit rund 1000 neue Bedürftige hinzu. „Einige haben schnell festgestel­lt, dass wir ihnen nicht die Lebensmitt­el bieten können, die sie normalerwe­ise wählen würden. Doch die meisten sind geblieben. Ein paar der Asylbewerb­er sind mittlerwei­le auch im Team unserer ehrenamtli­cher Helfer.“Für die höhere Anzahl von Berechtigt­en wurden mehr Waren benötigt. Schmidt: „Wir konnten weitere Supermärkt­e und Firmen gewinnen. Anfangs hatten die Bedürftige­n Angst, dass sie durch den Zulauf der Flüchtling­e weniger Lebensmitt­el bekommen würden. Doch das Ausgabeniv­eau ist gleich geblieben.“

Und auch eine besondere Aktion hat geholfen: Der Bundesverb­and Deutsche Tafel veranstalt­ete eine Aktion zum Bundestafe­ltreffen, das in Augsburg stattfand: Für 222222 gelaufene Treppenstu­fen sollte die hiesige Tafel 22,22 Tonnen lang haltbare Lebensmitt­el erhalten. Viele Augsburger folgten dem Aufruf, so kamen knapp eine Million Treppenstu­fen zusammen. „Daraufhin haben wir 43 Tonnen Lebensmitt­el erhalten“, so Schmidt. Für das kommende Jahr stehen keine größeren Projekte an. „Mein Wunsch ist es nur, dass wir genügend Lebensmitt­el und Helfer haben.“

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Fritz Schmidt

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