In Merching fühlen sich Leseratten wohl
Mit der Pfarrbücherei und Schulbücherei als Zweigstelle bietet die Gemeinde eine beeindruckende Leseauswahl. Eine Entwicklung findet das Team jedoch schade
Merching Bücherwürmer und Leseratten finden in Merching einiges an Futter: Mit der Pfarrbücherei und der Filialstelle in der Merchinger Schule, die allerdings nur Schüler nutzen können, ist das Leseangebot vor allem für Kinder und Jugendliche für die kleine Gemeinde riesig.
Die Pfarrbücherei besteht in ihrer jetzigen Form seit 27 Jahre. Ins Leben gerufen wurde sie von Paul Dosch unter Pfarrer Carl Graf. Das heutige Team um Karin Schrom legt vor allem Wert darauf, dass für jeden Geschmack und jede Altersstufe „eine Lektüre, für Leute, die gerne lesen“, dabei ist. „Bücher, die zum Nachdenken anregen und Lust auf mehr machen“, unterstreicht Schrom.
Erwachsene finden dort spannende Schmöker ebenso wie Lektüre für Herz und Geist, aber auch Kochbücher oder Ratgeber. „Klassiker wie ,Faust‘ werden Leser eher nicht finden – dafür aber aktuelle, lesenswerte Bücher.“Der Bestand wird jährlich durch großzügige Spenden von Pfarrgemeinde und Gemeinde aufgestockt. Kinder möchten Karin Schrom, Sigrun Remberger-Fabian, Gabi Koch, Gabi Steinbach und Petra Vogrin durch speziell ausgewählte Literatur und CDs zum Lesen locken: typische Buben- und Mädels-Geschichten, teils in Comicform, selbstverständlich zum Großteil geeignet nach dem Konzept „Antolin“. Das findet Karin Schrom, selbst Lehrerin, toll: „So kann man selbst lesemüde Jungs zum Lesen bringen – denn es ist ja so eine Art Wettbewerb, bei dem man sogar noch den Computer nutzen darf.“
Eine Konkurrenz zur Schulbücherei, betont Schrom ausdrücklich, will und könne man aber keinesfalls sein. Vielmehr mache es Sinn, sich zu ergänzen und sich bei künftigen Investitionen für diese Altersgruppe abzusprechen. Der Schwerpunkt liegt in der Pfarrbücherei in jedem Fall auf Büchern für Kindergartenkinder. Mit dem Haus für Kinder findet ein reger Austausch statt, bei dem die jungen Besucher erste Bibliothekserfahrungen sammeln können und nachmittags in den Genuss von Vorlesestunden kommen, zu denen alle von etwa vier bis acht Jahren geladen sind.
Allen Beteiligten fällt auf, dass die kostenfreie Bücherei sehr gut angenommen und die Buchauswahl gelobt wird, wenn viele Gäste zum „Adventsfenster“oder dem Tag der offenen Tür kommen. Schade findet Schrom nur die Leseentwicklung, besonders bei den Erwachsenen: „Tolle Bücher haben sie hier, aber wir lesen nicht mehr“, hörte sie unlängst von einem Bibliotheksbesucher. „Das finde ich für die Menschen selbst traurig, weil ihnen so viel entgeht.“Und als Lehrerin kann sie nur bestätigen, was unlängst eine Studie bewies: „Wenn Eltern nicht mehr lesen, lesen auch die Kinder nicht mehr.“
Auch in der Filialbibliothek, der Schulbücherei Merching, hat sich seit der Eröffnung am 9. Mai einiges getan: Herbert Klaßmüller, Carmen Quint und Roswitha Wiedemann sind „sehr zufrieden über das rege Interesse und die Freude“, mit der die Schüler die Bücherei annehmen und „wie sorgsam sie mit den Bü- chern umgehen“. 276 Schüler nutzen die Ausleihe, am meisten wird in den Klassen eins bis sechs gelesen. Der Eifrigste hat sich mittlerweile 20 Bücher ausgeliehen. 3528 Titel stehen zur Auswahl – erst kürzlich suchten Carmen Quint und Herbert Klaßmüller für 1600 Euro neues Lesefutter aus: 1000 Euro kamen aus den jährlich zugesicherten Mitteln der Schulverbände, 250 Euro schoss die Diözese über Peter Hart vom St.-Michaels-Bund zu, und 250 Euro gab es vom Staat. Über den St.-Michaels-Bund gab es zudem einen Rabatt, sodass unterm Strich die Summe zur Verfügung stand.
Ausgesucht wurde das Lesefutter nach einer Umfrage bei den Schülern. Sie durften angeben, über welches Thema sie besonders gerne leKarin
sen, auch ganz konkrete Buchtitel durften genannt werden. „Diese Wunschzettel haben wir mit nach München zum Einkauf genommen.“Sie erfüllten unter anderem den speziellen Buchwunsch „Herr Glück und Frau Unglück“. Für Jungs kauften sie unter anderem Fußballliteratur aller Art, die oft genannten „Die drei ???“, bei den Mädchen standen Pferdebücher aller Art ganz oben auf dem Wunschzettel. Die beiden Lehrer entschieden sich aber auch, für Erstleser das Angebot aufzustocken, sowie für erste englischsprachige und zweisprachige Literatur. Über aktuelle Schwerpunktthemen – kindgerecht verpackt wie das Thema „Asyl“oder „Missbrauchsprävention“etwa mit dem Titel „Ich geh doch nicht mit Fremden mit“–
finden die Schüler nun auch einiges an Literatur. Die Lehrer haben sich übrigens deshalb freiwillig so manche Ferienaufgabe mit nach Hause genommen: Denn auch diese neuen Bücher müssen außerhalb der Arbeitszeit eingebunden werden.
„Unser Ziel ist, dass die Kinder von Anfang an gerne lesen“, unterstreicht Klaßmüller, der mit seinem Team die Bücherei aus Überzeugung leitet. Das will er auch im kommenden Schuljahr fortführen: Ab der zweiten Schulwoche soll die Bücherei auch den neuen Schülern zur Verfügung stehen. Die Schüler sind begeistert von dem Angebot – auf den Fragebögen waren viele positive Rückmeldungen zu lesen: „Wir sind froh, dass wir so eine tolle Bücherei haben.“