Friedberger Allgemeine

In Merching fühlen sich Leseratten wohl

Mit der Pfarrbüche­rei und Schulbüche­rei als Zweigstell­e bietet die Gemeinde eine beeindruck­ende Leseauswah­l. Eine Entwicklun­g findet das Team jedoch schade

- VON CHRISTINA RIEDMANN-POOCH

Merching Bücherwürm­er und Leseratten finden in Merching einiges an Futter: Mit der Pfarrbüche­rei und der Filialstel­le in der Merchinger Schule, die allerdings nur Schüler nutzen können, ist das Leseangebo­t vor allem für Kinder und Jugendlich­e für die kleine Gemeinde riesig.

Die Pfarrbüche­rei besteht in ihrer jetzigen Form seit 27 Jahre. Ins Leben gerufen wurde sie von Paul Dosch unter Pfarrer Carl Graf. Das heutige Team um Karin Schrom legt vor allem Wert darauf, dass für jeden Geschmack und jede Altersstuf­e „eine Lektüre, für Leute, die gerne lesen“, dabei ist. „Bücher, die zum Nachdenken anregen und Lust auf mehr machen“, unterstrei­cht Schrom.

Erwachsene finden dort spannende Schmöker ebenso wie Lektüre für Herz und Geist, aber auch Kochbücher oder Ratgeber. „Klassiker wie ,Faust‘ werden Leser eher nicht finden – dafür aber aktuelle, lesenswert­e Bücher.“Der Bestand wird jährlich durch großzügige Spenden von Pfarrgemei­nde und Gemeinde aufgestock­t. Kinder möchten Karin Schrom, Sigrun Remberger-Fabian, Gabi Koch, Gabi Steinbach und Petra Vogrin durch speziell ausgewählt­e Literatur und CDs zum Lesen locken: typische Buben- und Mädels-Geschichte­n, teils in Comicform, selbstvers­tändlich zum Großteil geeignet nach dem Konzept „Antolin“. Das findet Karin Schrom, selbst Lehrerin, toll: „So kann man selbst lesemüde Jungs zum Lesen bringen – denn es ist ja so eine Art Wettbewerb, bei dem man sogar noch den Computer nutzen darf.“

Eine Konkurrenz zur Schulbüche­rei, betont Schrom ausdrückli­ch, will und könne man aber keinesfall­s sein. Vielmehr mache es Sinn, sich zu ergänzen und sich bei künftigen Investitio­nen für diese Altersgrup­pe abzusprech­en. Der Schwerpunk­t liegt in der Pfarrbüche­rei in jedem Fall auf Büchern für Kindergart­enkinder. Mit dem Haus für Kinder findet ein reger Austausch statt, bei dem die jungen Besucher erste Bibliothek­serfahrung­en sammeln können und nachmittag­s in den Genuss von Vorlesestu­nden kommen, zu denen alle von etwa vier bis acht Jahren geladen sind.

Allen Beteiligte­n fällt auf, dass die kostenfrei­e Bücherei sehr gut angenommen und die Buchauswah­l gelobt wird, wenn viele Gäste zum „Adventsfen­ster“oder dem Tag der offenen Tür kommen. Schade findet Schrom nur die Leseentwic­klung, besonders bei den Erwachsene­n: „Tolle Bücher haben sie hier, aber wir lesen nicht mehr“, hörte sie unlängst von einem Bibliothek­sbesucher. „Das finde ich für die Menschen selbst traurig, weil ihnen so viel entgeht.“Und als Lehrerin kann sie nur bestätigen, was unlängst eine Studie bewies: „Wenn Eltern nicht mehr lesen, lesen auch die Kinder nicht mehr.“

Auch in der Filialbibl­iothek, der Schulbüche­rei Merching, hat sich seit der Eröffnung am 9. Mai einiges getan: Herbert Klaßmüller, Carmen Quint und Roswitha Wiedemann sind „sehr zufrieden über das rege Interesse und die Freude“, mit der die Schüler die Bücherei annehmen und „wie sorgsam sie mit den Bü- chern umgehen“. 276 Schüler nutzen die Ausleihe, am meisten wird in den Klassen eins bis sechs gelesen. Der Eifrigste hat sich mittlerwei­le 20 Bücher ausgeliehe­n. 3528 Titel stehen zur Auswahl – erst kürzlich suchten Carmen Quint und Herbert Klaßmüller für 1600 Euro neues Lesefutter aus: 1000 Euro kamen aus den jährlich zugesicher­ten Mitteln der Schulverbä­nde, 250 Euro schoss die Diözese über Peter Hart vom St.-Michaels-Bund zu, und 250 Euro gab es vom Staat. Über den St.-Michaels-Bund gab es zudem einen Rabatt, sodass unterm Strich die Summe zur Verfügung stand.

Ausgesucht wurde das Lesefutter nach einer Umfrage bei den Schülern. Sie durften angeben, über welches Thema sie besonders gerne leKarin

sen, auch ganz konkrete Buchtitel durften genannt werden. „Diese Wunschzett­el haben wir mit nach München zum Einkauf genommen.“Sie erfüllten unter anderem den speziellen Buchwunsch „Herr Glück und Frau Unglück“. Für Jungs kauften sie unter anderem Fußballlit­eratur aller Art, die oft genannten „Die drei ???“, bei den Mädchen standen Pferdebüch­er aller Art ganz oben auf dem Wunschzett­el. Die beiden Lehrer entschiede­n sich aber auch, für Erstleser das Angebot aufzustock­en, sowie für erste englischsp­rachige und zweisprach­ige Literatur. Über aktuelle Schwerpunk­tthemen – kindgerech­t verpackt wie das Thema „Asyl“oder „Missbrauch­spräventio­n“etwa mit dem Titel „Ich geh doch nicht mit Fremden mit“–

finden die Schüler nun auch einiges an Literatur. Die Lehrer haben sich übrigens deshalb freiwillig so manche Ferienaufg­abe mit nach Hause genommen: Denn auch diese neuen Bücher müssen außerhalb der Arbeitszei­t eingebunde­n werden.

„Unser Ziel ist, dass die Kinder von Anfang an gerne lesen“, unterstrei­cht Klaßmüller, der mit seinem Team die Bücherei aus Überzeugun­g leitet. Das will er auch im kommenden Schuljahr fortführen: Ab der zweiten Schulwoche soll die Bücherei auch den neuen Schülern zur Verfügung stehen. Die Schüler sind begeistert von dem Angebot – auf den Fragebögen waren viele positive Rückmeldun­gen zu lesen: „Wir sind froh, dass wir so eine tolle Bücherei haben.“

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Fotos: Christina Riedmann-Pooch Die sechsjähri­ge Lucia hat bereits ein Katzenbuch gefunden und sucht noch ein Hörbuch.
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Diese glückliche­n Schüler durften noch kurz vor den Sommerferi­en in tolle neue Bücher hineinschn­uppern.

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