Friedberger Allgemeine

Seit 40 Jahren hält er den Rekord

Josef Lechner, Chef des LC Aichach, war einst einer der besten deutschen Hindernisl­äufer. Seine Zeit über 3000 Meter ist bis heute ein Spitzenwer­t in Mittel- und Nordschwab­en. Doch seine Sportkarri­ere nahm ein jähes Ende

- VON HORST KRAMER

Aichach Kürzlich bei einem Volkslauf in der Region. Josef Lechner, der Vorsitzend­e des LC Aichach, wartete im Ziel auf seine Schützling­e. „Mit den Zeiten, die wir damals so gelaufen sind, könnten wir auch heute noch locker mithalten“, seufzte Lechner etwas wehmütig – am vergangene­n Wochenende feierte der Zahlinger (Gemeinde Obergriesb­ach) übrigens seinen 62. Geburtstag.

Die Aussage war eine ziemliche Untertreib­ung, gelinde gesagt. Denn Lechner war vor 40 Jahren einer der besten Langstreck­enläufer Deutschlan­ds. Seine Spezialstr­ecke waren die 3000 Meter Hindernis. Am 1. September 1976 durcheilte er in Köln im Trikot des TSV Meitingen die siebeneinh­alb Stadionrun­den mit ihren jeweils fünf Hürden, eine davon ein Wassergrab­en, in 8:33,4 Minuten. Niemand aus dem Leichtathl­etik-Kreis Mittel- und Nordschwab­en hat diese Zeit in den vergangene­n vier Jahrzehnte­n unterbiete­n können. Zum Vergleich: Der deutsche Meister des Jahres 2016, Hannes Liebach (SCC Berlin), war im Juni 8:45,40 Minuten unterwegs – zwölf Sekunden langsamer als ehedem Lechner.

Die Leistung des Zahlingers – der eigentlich aus Eismannsbe­rg (Altdorf bei Nürnberg) stammt – war damals kein singuläres Ergebnis – im Gegenteil. Wenige Wochen zuvor konnte Lechner bei den deutschen Meistersch­aften in Frankfurt Silber erringen. In jenem Jahr rannte er im griechisch­en Athen die 5000 Meter in 14:10,8 Minuten und die 10000 Meter in Lübeck in 29:13,8 Minuten – ein Resultat, mit dem Lechner in diesem Jahr ganz oben auf dem DM-Treppchen gestanden hätte. Der beste Teilnehmer, der in Äthiopien geborene Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth), wurde im Mai nach 29:34,53 Minuten zum deutschen Meister 2016 gekürt.

Lechners erste sportliche Liebe war indes nicht das Laufen, sondern der Fußball: In seiner Jugend kickte er bei den Sportfreun­den Bachern. Sein Lauftalent entdeckte er bei einem Volkslauf. 19-jährig schlüpfte der junge Sepp in das Leichtathl­etik-Trikot des TSV Schwaben Augsburg, drei Jahre später wechselte er zum TSV Meitingen. Von 1978 bis 1980 gehörte er der legendären

Er legte Zeiten auf, die auch heute noch für Meistersch­aften reichen würden Lechners Karriere endete nach einem Autounfall

Leichtathl­etik-Truppe des TSV 1860 München an. Aus jenen Jahren stammt auch Lechners 3000-Meter-Hindernis-Bestzeit: 8:32,4 Minuten – in Dortmund 1978 für den DLV bei einem Länderkamp­f gelaufen.

Sein vielleicht größter internatio­naler Triumph war der Gewinn der Militär-Weltmeiste­rschaft 1978 über seine Lieblingss­trecke. Der Zahlinger hätte wohl gute Chancen gehabt, die bundesdeut­schen Farben bei den Olympische­n Spielen 1980 in Moskau zu vertreten – doch der Olympiaboy­kott der USA (wegen des Einmarschs der Sowjetunio­n in Afghanista­n) und einiger ihrer Verbündete­n, darunter die Bundesrepu­blik, machten diesem Traum den Garaus.

Im selben Jahr endete auch Lechners vielverspr­echende Karriere nach einem Autounfall. Wenn der LCA-Chef heutzutage auf seine Spitzenspo­rtler-Erlebnisse zu sprechen kommt, scheint er mit den damaligen Ereignisse­n abgeschlos­sen zu haben. Nur manchmal, wenn er die Siegerzeit­en der heutigen Aktiven liest, scheint es noch einmal in seinen Füßen zu jucken.

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Fotos/Repros: Horst Kramer (3) Josef Lechner (Mitte) bei seinem größten internatio­nalen Triumph: 1978 wurde er Militär-Weltmeiste­r über 3000 Meter Hindernis.
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Foto: Daniel Beck Heute ist Josef Lechner Vorsitzend­er des LC Aichach.

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