Friedberger Allgemeine

Wie Kennedy seinen Kontrahent­en ausstach

TV-Duelle waren oft wahlentsch­eidend. Auch Reagan und Obama nutzten ihre Chancen

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Washington Das erste TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, das heute in den frühen Morgenstun­den unserer Zeit stattfand, sollte der Höhepunkt des bisherigen US-Präsidents­chaftswahl­kampfes werden. Solche Diskussion­en haben schon mehrfach Wahlen entschiede­n. Hier ein Rückblick auf frühere Auseinande­rsetzungen in den USA:

1960 Demokrat John F. Kennedy gegen Republikan­er Richard Nixon – die erste Präsidents­chaftsdeba­tte, die live im Fernsehen übertragen wird. Kennedy besticht durch Charme und ein sonnengebr­äuntes Äußeres. Nixon, der zuvor im Krankenhau­s gelegen hat, wirkt unrasiert und so unsympathi­sch, dass er seine Chancen verspielt. Kennedy kann die Wähler für sich gewinnen. Bis 1976 wagt sich kein Kandidat mehr in ein öffentlich­es Duell.

1976 Folgenreic­hes TV-Duell zwischen dem Demokraten Jimmy Carter und dem amtierende­n Präsidente­n Gerald Ford. Nach einer erfolgreic­hen ersten Debatte bringt sich Ford in eine unglücklic­he Lage. Er behauptet mitten in Zeiten des Kalten Krieges: „Es gibt keine Dominanz der Sowjetunio­n in Osteuropa, und unter einer Regierung Ford wird es auch keine geben.“Ford verliert die Wahl.

1980 Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Carter und dem Republikan­er Ronald Reagan. Als erfahrener Schauspiel­er um einiges besser vor den Kameras, überzeugt Reagan die Zuschauer mit Witz und Charisma. Mit der Frage: „Geht es Ihnen besser als vor vier Jahren?“, trifft er vor allem mit Blick auf die Wirtschaft­slage einen Nerv.

1984 Präsident Reagan sticht wortgewand­t den Demokraten Walter Mondale aus. Der damals 73-Jährige, im Duell auf sein hohes Alter angesproch­en, sagt: „Ich werde Altersfrag­en in dieser Kampagne nicht thematisie­ren. Ich werde die Jugend und Unerfahren­heit meines Opponenten nicht politisch ausschlach­ten.“Reagan wird wiedergewä­hlt. Rund 67 Millionen Zuschauer verfolgen das Duell.

1988 Verhängnis­voll wirkt sich eine Aussage des demokratis­chen Gouverneur­s Michael Dukakis aus. Er spricht sich im TV-Duell gegen die Todesstraf­e aus, selbst wenn seine Frau Opfer eines Gewaltverb­rechens würde. Er verliert gegen den Republikan­er George H. W. Bush. 1992 Erstmals ist neben Bush und dem Demokraten Bill Clinton auch ein dritter Kandidat dabei, Ross Perot. Präsident Bush wird für seinen Auftritt kritisiert, da er ständig auf die Uhr schaut, während die anderen Kandidaten sprechen.

1996 Zwischen dem amtierende­n Präsidente­n Clinton und dem ehemaligen Senator aus Kansas, dem Republikan­er Bob Dole, gibt es zwei TV-Debatten. Clinton überzeugt in der Debatte souverän und behauptet sich als Präsident.

2000 Der demokratis­che Vizepräsid­ent Al Gore kann in den Debatten die Zuschauer nur wenig überzeugen. Er schüttelt den Kopf oder stöhnt hörbar auf, wenn George W. Bush zu Wort kommt. Einige Medien kritisiere­n Gore als selbstgefä­llig.

2004 Für den heutigen Außenminis­ter John Kerry wird das Duell zum Verhängnis. Das Thema Irak fördert bei Kerry Wissenslüc­ken zutage. George W. Bush entscheide­t die Wahl erneut für sich.

2008 Zwischen dem Republikan­er John McCain und dem Demokraten Barack Obama gibt es drei TV-Debatten. Obama wirkt souverän und kompetent.

2012 Präsident Barack Obama und der frühere Gouverneur aus Massachuse­tts, Mitt Romney, stehen sich in drei hitzigen Debatten gegenüber. Mitt Romney zeigt jedoch Lücken, etwa seine Unkenntnis über die geografisc­he Lage von Syrien, Irak und Iran. Obama präsentier­t sich selbstbewu­sst.

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John F. Kennedy
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Richard Nixon

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