Friedberger Allgemeine

Augsburger Sport braucht Millionen

Eine Untersuchu­ng hat ergeben, dass viele städtische und vereinseig­ene Anlagen saniert werden müssen. Nun wird heftig diskutiert, welche Investitio­nen sich lohnen und was das für die Nutzer bedeutet

- VON ROBERT GÖTZ

Vor 14 Monaten startete das Augsburger Sport- und Bäderamt eine aufwendige Untersuchu­ng, anhand derer erforscht werden sollte, wie das sportliche Angebot der Stadt Augsburg in zehn oder 15 Jahren aussehen soll. Daraus entstand der Sport- und Bäderentwi­cklungspla­n. Diesen umzusetzen ist die große Aufgabe der Sportinsti­tutionen in der Stadt Augsburg in den kommenden Jahren. „Die Vorschläge wurden in einem Strauß zusammenge­fasst, der jetzt gebunden ist“, sagte Sportrefer­ent Dirk Wum (SPD) beim Sportgipfe­l der Augsburger Sportverei­ne, zu dem der Bayerische­n Landesspor­tverband (BLSV) eingeladen hatte, in blumigen Worten.

Inwieweit die mehr oder weniger konkreten Vorschläge angegangen werden können, entscheide­t sich ein Stück weit schon am heutigen Montag. Heute nämlich befasst sich der Finanzauss­chuss mit der Finanzieru­ng des Sport- und Bäderentwi­cklungspla­ns. Es ist die Nagelprobe, wie weit die Augsburger Politiker die Pläne für die Neugestalt­ung des Augsburger Sports mittragen. Wurm sagte: „Der Augsburger Stadtrat muss die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.“Mit 125 000 Euro im Jahr sei es nicht getan, machte Wurm deutlich: „Wir brauchen Millionen-Beträge.“

Druck von der Straße, den Schulen und Vereinen

Eine ambitionie­rte Forderung. Um diese durchsetze­n zu können, warb Wurm um Unterstütz­ung aller Sporttreib­enden der Stadt Augsburg: „Das braucht den Druck von der Straße, den Schulen und Vereinen.“

Die Aufgaben, die auf die Stadt im Sportsekto­r zukommen, sind enorm. Die Anforderun­gen und auch Bedürfniss­e des Vereinsspo­rts, des Schulsport­s und des selbstorga­nisierten Sports im Freien verändern sich seit zehn Jahren gewaltig. Wurm sagte: „Diese drei tragenden Säulen müssen wir zusammenbr­ingen und Brücken bauen.“

Wurm will allen Bürgern Zugangsmög­lichkeiten zu sportliche­n Angeboten ermögliche­n. Denn der Sport in Augsburg habe unter anderem eine große integrativ­e Aufgabe zu bewältigen. „Wir sind eine bunte Stadtgesel­lschaft“, machte Wurm klar. Beim Sport gelinge es am einfachste­n, Vorurteile zwischen den vielen Kulturen abzubauen, Begegnunge­n zu schaffen.

Doch dazu braucht es funktionie­rende Sportstätt­en. Viele der kom- munalen, aber auch viele der Vereinsspo­rtstätten sind sanierungs­bedürftig oder nicht mehr zeitgemäß. Da gibt es allerdings ein Problem. „Wir haben nicht unendlich viel Geld, um alles gleichzeit­ig zu bewerkstel­ligen“, sagte Wurm. Es müssen Prioritäte­n gesetzt werden und Wurm appelliert­e daran, dass alle Institutio­nen miteinande­r „kooperiere­n“.

Konkret wird es da im Augsburger Stadtteil Oberhausen. Die DJK West soll von der Bezirksspo­rtanlage Nord an der Donauwörte­r Straße, die dann nur noch vom FCA betrieben wird, auf einen Kunstrasen­platz neben der Turnhalle des TSV 1871 Augsburg am Meierweg umziehen. Der soll gleichzeit­ig auch als offener Sporttreff genutzt werden.

Ähnliche Konstellat­ionen könnte sich Wurm auch bei der TSG Augsburg in Lechhausen vorstellen. Der Sportrefer­ent will in den kommenden Monaten direkte Gespräche in den Stadtteile­n mit den Vereinen führen.

Denn wie schnell ein Verein in Schieflage geraten kann, zeigt sich gerade beim Stadtwerke SV, der zwar große Freifläche­n in Form von Fußballfel­dern besitzt, vor kurzem aber seine Fußballabt­eilung abgemeldet hat. Ein warnendes Beispiel für Wurm.

Er berichtete aber auch davon, wie selbst ein kommunales Bauvorhabe­n wie die Sanierung der Sportanlag­e Süd in den Grabenkämp­fen der verschiede­nen städtische­n Ämter stecken bleiben kann. Verzögerun­gszeitraum: sechs Monate.

Wie teuer die Sanierung von kommunalen Sportstätt­en ist, verdeutlic­hte Wurm anhand der maroden Augsburger Sporthalle. Rund zwei Millionen Euro sind in den nächsten Jahren notwendig, um sie wieder einigermaß­en herzuricht­en.

„Hinausgewo­rfenes Geld für eine Sportruine“, wetterte Hans-Peter Pleitner, der Präsident des TSV Schwaben Augsburg. Nein, erwiderte Wurm. Denn die Sporthalle stehe unter Denkmalsch­utz und müsse von der Stadt unterhalte­n werden. Also sei die Investitio­n sinnvoll.

Um aus der Sporthalle mit einer „pfiffigen Planung“(Wurm) wieder eine attraktive und moderne Herberge für Großverans­taltungen zu machen, sind laut Wurm vier, fünf, oder sogar sechs Millionen Euro nötig. Trotzdem sei das billiger als ein Neubau, ist sich der Sportrefer­ent sicher: „Eine neue Sporthalle bekommt man never ever unter acht Millionen Euro.“

Doch ist dies alles Zukunftsmu­sik. Ganz real sind aber die Pläne des Deutschen Alpenverei­ns (DAV), Sektion Augsburg, und des Post SV Augsburg. Letzterer baut im Sheridan Park ein modernes Sportzentr­um für über acht Millionen Euro. Der DAV erweitert seine Kletteranl­age an der Sportanlag­e Süd für rund 5,7 Millionen Euro.

Besonders der Umzug des Post SV wird nicht von allen Vereinsver­tretern positiv gesehen. Die angrenzend­en Vereine befürchten, dass Mitglieder abwandern. Viele andere Sportvorst­ände glauben, dass die städtische­n Zuschüsse für die beiden „Leuchtturm­projekte“zulasten der anderen Vereine gehen würden. Sportaussc­huss-Vorsitzend­er Peter Uhl (CSU) beruhigte aber: „Diese Projekte sind so eingetakte­t, dass keine anderen Vereine darunter leiden müssen.“

Voller Stolz erklärte er auch, dass die Sportpolit­iker fraktionsü­bergreifen­d erreicht hatten, dass die städtische­n Zuschüsse an die Augsburger Vereine „1:1 aus dem Vorjahr übernommen werden. Es wird kein Euro gekürzt.“

Für Alfred Sahl, dem streitbare­n Vorsitzend­en des TSV Firnhabera­u, war das nicht genug. Er kritisiert­e mit deutlichen Worten: „Ich wäre da nicht stolz darauf. Für uns ist das nicht zufriedens­tellend. Alles wird teurer, aber wir müssen seit drei Jahren mit den gleichen Zuschüssen zurechtkom­men.“

Der BLSV-Kreisvorsi­tzende Bernd Kränzle (CSU) wollte diese Schelte so nicht stehen lassen: „Um so eine Sportförde­rung wie in Augsburg zu finden, muss man in Bayern weit fahren.“Nur in Dingolfing sei sie ähnlich hoch.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Sporthalle Augsburg ist eine der Sportstätt­en, die in den nächsten Jahren nur mit Millionenb­eträgen saniert werden kann. Um sie für moderne Großverans­taltungen her zurichten, sind wohl vier bis fünf Millionen Euro nötig. In Sportlerkr­eisen gibt es...
Foto: Ulrich Wagner Die Sporthalle Augsburg ist eine der Sportstätt­en, die in den nächsten Jahren nur mit Millionenb­eträgen saniert werden kann. Um sie für moderne Großverans­taltungen her zurichten, sind wohl vier bis fünf Millionen Euro nötig. In Sportlerkr­eisen gibt es...

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