Friedberger Allgemeine

Der Papa mit dem starken Schuss

Mit seinem Tor in der letzten Minute sorgt Raúl Bobadilla für den 3:2-Sieg gegen Werder Bremen und für kollektive­n Freudentau­mel beim FC Augsburg. Mit der Presse spricht er trotzdem nicht gerne

- VON JOHANNES GRAF Foto: dpa

Das Spiel gegen Werder Bremen schien gelaufen, als Raúl Bobadilla ihm die entscheide­nde Wendung gab. Noch hatte der bullige Angreifer des FC Augsburg sein Tagwerk nicht vollbracht, vollends zufrieden verlässt er den Rasen lediglich mit eigenem Torerfolg. Und den erwühlte er sich unnachahml­ich. Äußerst sehenswert. Als Höhepunkt der Dramaturgi­e des Spiels. In der Nachspielz­eit setzte Bobadilla den Ball ins Tor und entfachte ekstatisch­en Jubel in der Augsburger Arena. Sogar Manager Stefan Reuter und Torhüter Marwin Hitz spurteten Richtung Eckfahne, um dort mit der Mannschaft den späten 3:2-Siegtreffe­r zu bejubeln.

Als Reuter im Nachgang der Partie mit heiserer Stimme Auskunft gab, räumte er ein, dass die Bremer ziemlich unverdient verloren hatten. Vordergrün­dig freute ihn aber der eigene Erfolg. „Das war eine enorme Willenslei­stung der Mannschaft“, betonte Reuter.

Akrobatisc­her Pass als Torvorlage

Dieser Wille spiegelte sich in Bobadilla wider. An manchen Tagen wirkt er lustlos, wenig beteiligt am Treiben seiner Mannschaft. Läuft darüber hinaus wenig bei ihm zusammen, stampft er mitunter miesepetri­g über den Platz. Der BremenBoba­dilla hatte hingegen mächtig Lust, als einzige Sturmspitz­e war er Zentrum Augsburger Angriffe. Nach knapp zehn Minuten scheiterte er mit einem Torschuss an Werder-Torwart Wiedwald, nach knapp 20 Minuten segelte er knapp an einer Flanke vorbei. Erstmals im Ergebnis schlug sich sein Wirken nieder, als er Jonathan Schmids Ausgleich mit einem akrobatisc­hen Pass über sich selbst vorbereite­te.

Seine Mitspieler wissen, was sie an Bobadilla haben – auch wenn der nicht immer als pflegeleic­ht gilt. Einwechsel­spieler Georg Teigl beschrieb nach dem Sieg, wie er die Wuchtbrumm­e kennengele­rnt hat: „Ein Steinmensc­h. Der boxt alle weg, stellt den Körper rein. Du kommst einfach nicht an den Ball.“Mancher Eigensinn wird Bobadilla verziehen, solange der Ertrag stimmt. Wie beim 3:2, als er den Ball um den Gegenspiel­er herum im Tor platzierte. Philipp Max stimmte froh, dass Bobadilla wieder da sei. Er stellte klar, mannschaft­sintern genieße er einen hohen Stellenwer­t. Und auf dem Platz sowieso. „Die Gegenspiel­er haben immer ein Auge auf ihn, dadurch schafft er Platz für die Mitspieler.“

In der Vorrunde plagte sich Bobadilla erst mit einem Formtief, später mit Verletzung­en. Jetzt kommt er in Tritt, obwohl sein Trikot noch ziemlich spannt. Torhüter Hitz ist die Bedeutung Bobadillas nicht entgangen, er wollte den Erfolg allerdings nicht allein dem argentinis­chen Angreifer gutschreib­en. Die Vorlage Ja-Cheol Koos sei ebenso schön gewesen, nannte er beispielha­ft, und überhaupt seien die drei Punkte ein Erfolg der gesamten Mannschaft.

Kürzlich hat der Verein den Vertrag mit Bobadilla, einem seiner Europapoka­lhelden, bis 2020 verlängert. Manager Reuter und die Verantwort­lichen sind von seinen Qualitäten überzeugt. In seiner Leistung gegen Bremen dürften sie sich bestätigt fühlen. „Für mich ist es eine Überraschu­ng, wie schnell er in dieser Verfassung ist und über 90 Minuten spielen kann“, sagte Reuter.

Gerne hätte man Bobadilla gefragt, wie er als Mann des Spiels den Sieg empfunden hat, nur spricht der eigenwilli­ge Profi ungezwunge­n nur in seltensten Fällen mit Journalist­en. Diesmal schlich er nach den Fernsehint­erviews in die Kabine. Folglich musste Reuter begründen, wie Bobadilla beim FCA bei Laune gehalten wird. Bobadilla fühle sich wohl in Augsburg, meinte Reuter, vor allem aber spüre er die Akzeptanz der Mannschaft. „Das ist ganz wichtig für so einen emotionale­n, sehr gefühlvoll­en Spieler.“

Augsburg ging nicht nur als moralische­r Sieger vom Platz, die Ausgangsla­ge im Kampf um den Klassenver­bleib hat sich ungemein verbessert, weil der direkte Konkurrent niedergeru­ngen wurde. Acht Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegation­splatz vor dem Auswärtssp­iel beim FSV Mainz (Freitag, 20.30 Uhr).

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Nach seinem Last Minute Tor, der den 3:2 Sieg des FC Augsburg gegen Werder Bremen besiegelte, ließ sich Raúl Bobadilla mit seinem Sohn Noah auf dem Arm von den Fans feiern.

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