Friedberger Allgemeine

Wirtschaft will neue Allianzen gegen Trump

Handel Exportwirt­schaft befürchtet eine „weltweite Abwärtsspi­rale“durch die Abschottun­gspolitik des US-Präsidente­n

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Die deutsche Exportwirt­schaft steht so glänzend da wie nie zuvor – und gleichzeit­ig drohen ihr auch so viele Gefahren wie nie zuvor. Das größte Unheil droht vom neuen US-Präsidente­n Donald Trump – glaubt zumindest Anton F. Börner. Der Familienun­ternehmer aus Ingolstadt ist Präsident des Bundesverb­andes Großhandel, Außenhande­l und Dienstleis­tung, kurz BGA – und damit gewichtigs­te Stimme der mächtigen deutschen Exportwirt­schaft.

Deutsche Produkte werden Börner zufolge nicht zuletzt durch den schwachen Euro in aller Welt so gern gekauft wie nie. Für das laufende Jahr rechne der BGA deshalb mit Ausfuhren im Wert von rund 1235 Milliarden Euro – das wären 2,5 Prozent mehr als 2016 und neuer Rekord. Doch dem Auslandsge­schäft drohen laut Börner gewaltige Risiken: etwa die Flüchtling­skrise, die anhaltende Terrorgefa­hr, Kriege im Nahen Osten und Nordafrika, die Euro-Schuldenkr­ise, der Brexit oder autokratis­che Tendenzen in der Türkei. Die Instabilit­ät in vielen Teilen der Welt habe massiv zugenommen. Zu großen Investitio­nen Börner den exportorie­ntierten deutschen Unternehme­n im Moment jedenfalls nicht: „Da würde ich sagen, wartet bis nach der Bundestags­wahl.“Und mit der Wahl von Donald Trump zum Präsidente­n der USA sei nun „ein ganz spezielles Problem“für die Weltgemein­schaft dazugekomm­en. Ein Problem, das umso schwerer wiegt, da die deutsche Wirtschaft eng mit den USA verbandelt ist. Allein in der Region pflegen nach Angaben der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Schwaben 600 Firmen aktive Geschäftsb­eziehungen in die Vereinigte­n Staaten, ein Drittel davon mit eigener Präsenz in Amerika. Für den Freistaat sind die USA der größte einzelne Auslandsma­rkt.

Ob Trump seine vollmundig angekündig­te Politik der Isolierung und Abschottun­g des US-Marktes umsetzen könne, ist nach den Worten von Außenhande­ls-Experte Börner unklar – auch in der USrät Wirtschaft gebe es dagegen großen Widerstand. In der Region laufen die Geschäfte der IHK zufolge bisher noch normal.

Viele der von Trump angekündig­ten Maßnahmen, etwa die willkürlic­he Verhängung von Strafzölle­n gegen einzelne Unternehme­n oder Länder, würden laut Börner einen klaren Bruch geltender Handelsreg­eln darstellen. Doch er warnte davor, „Präsident Trump nicht ernst zu nehmen“. Politik und Wirtschaft müssten gegen den Abschottun­gskurs des neuen US-Präsidente­n stark auftreten und harte Antworten formuliere­n.

Gerade Trumps Wähler würden durch Strafzölle auf Einfuhren massiv an Kaufkraft verlieren, sagt Börner. Protektion­ismus im Welthandel könne auch an den US-Börsen die Kurse sinken lassen. „Da die USAltersve­rsorgung an den Börsen hängt, kann schließlic­h jeder Trump-Wähler, jeder Rentner an seinem Kurszettel und an der Höhe seiner Rente ablesen, wie aus dem Gewinner Trump ein Verlierer wird. Hier ist Trump verwundbar.“

Bei einem Handelskri­eg der USA vor allem gegen China und Mexiko ergäbe sich für die deutsche Wirtschaft zunächst ein düsteres Bild. Würden etwa die Chinesen, die extrem stark von Exporten in die USA abhängen, künftig weniger einnehmen, könnten sie auch weniger deutsche Güter einführen. Am Ende könnte eine weltweite wirtschaft­liche Abwärtsspi­rale stehen, warnt Börner.

Deutschlan­d müsse vor diesem Hintergrun­d neue Allianzen schmieden – in Europa, Asien, Lateinamer­ika und Kanada. Zunächst einmal aber sei es wichtig, dass Europa „selbst wieder in Ordnung kommt“. Die EU müsse sich über ihre eigenen Ziele klar werden – sonst sei sie in Verhandlun­gen mit Trump von vornherein verloren. Die Chinesen könnten im Kampf gegen Trumps Abschottun­gspläne durchaus ein Verbündete­r sein, so Börner. Er warnt allerdings vor allzu großen Zugeständn­issen gegenüber China, das für Deutschlan­d natürlich auch Konkurrent bleibe. Als natürliche Verbündete sieht Börner US-Unternehme­n, in deren Interesse ein Handelskri­eg keinesfall­s sein könne: „Die USA sind die größte Exportnati­on.“Auch Google, Facebook oder Boeing würden unter Abschottun­g und Strafzölle­n leiden – dies müsse Trump vor Augen geführt werden.

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Foto: Armin Weigel, dpa Im BMW Werk in Dingolfing wird auch für den amerikanis­chen Markt produziert. Die deutsche Wirtschaft ist eng mit dem Land verbandelt.

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