Friedberger Allgemeine

Das große Jucken

Gesundheit Das Thema Kopfläuse löst in der Regel Scham und Schweigen aus. Weshalb es wichtig ist, den Befall dennoch nicht zu verheimlic­hen, und wie man die lästigen Krabbeltie­re schnell wieder vertreibt

- VON PHILIPP KINNE

Augsburg Ist von Läusen die Rede, juckt vielen die Kopfhaut. Dass sich kleine Insekten im Haar tummeln, ist sicher keine angenehme Vorstellun­g. Besonders in der kalten Jahreszeit übertragen sich die ungebetene­n Gäste über Mützen oder Schals. Der Kinderarzt Dr. Martin Lang aus Augsburg verrät, was zu tun ist, wenn sich die lästigen Krabbeltie­re ausbreiten.

Gibt es im Winter mehr Kopfläuse als im Sommer?

Das könne man so nicht sagen, erklärt der Experte. Im Winter haben es Krabbeltie­re eher leicht, von einem Kopf zum anderen zu kommen. Denn in der kalten Jahreszeit übertragen sie sich sehr schnell über Winterklei­dung wie Mützen oder Schals, doch: „Kopfläuse lieben es warm.“Ideale Lebensbedi­ngungen habe die Kopflaus bei Zimmertemp­eratur.

Woher kommen die Kopfläuse?

Wie ihr Name verrät, leben die lästigen Insekten auf dem menschlich­en Kopf. „Sie können aber auch in den Klamotten oder auf dem Kopfkissen lauern“, sagt Dr. Lang. Allerdings nicht lange: „In der Regel sterben Kopfläuse nach einem Tag, wenn sie kein frisches Blut bekommen.“Entgegen häufiger Befürchtun­gen ist die Ansteckung­sgefahr über Plüschtier­e oder Spielzeug daher eher gering. Meist werden Kopfläuse über den direkten Kontakt von Kopf zu Kopf übertragen. Deshalb seien auch besonders häufig Kinder betroffen: „Die haben grundsätzl­ich mehr Körperkont­akt als Erwachsene.“

Woran erkenne ich die blutsaugen­den Insekten?

„Sie haben eine dunkelbrau­ne Farbe und sind etwas kleiner als Ameisen“, erklärt der Kinderarzt. Bei frühem Befall sind Kopfläuse jedoch nur schwer zu erkennen. Das wichtigste Erkennungs­merkmal sind Lauseier, die sogenannte­n Nissen. Sie kleben an den Haaren, meist etwa einen Zentimeter oberhalb der Haarwurzel. Die Schlüpfzei­t beträgt rund zehn Tage. Zu Beginn sind die Nissen weiß, später werden sie immer dunkler. Etwa 100 Eier legt eine Laus am Tag ab. „Meist an Haaren hinter den Ohren, der Stirn oder am Nacken“, sagt Dr. Lang. Bei Verdacht auf einen Befall sollte man daher diese Regionen mit einer Lupe untersuche­n.

Welche Mittel helfen nach einem Befall?

Als Sofortmaßn­ahme empfiehlt der Experte ganz normales Haarewasch­en: „Viele Kopfläuse ersticken dadurch.“Sinnvoll sind außerdem ölhaltige Läuseshamp­oos oder Kokosnussö­l zur Haarwäsche. „Die Nissen sterben dadurch aber nicht“, sagt Dr. Lang. Deshalb müsse das feuchte Haar nach der Wäsche zusätzlich mit einem engmaschig­en Lauskamm ausgebürst­et werden. Von chemischen Mitteln rät der Kinderarzt ab: „Die führen oft zu unerwünsch­ten Nebenwirku­ngen.“Denn die chemischen Stoffe müssten vom gesamtem Körper abgebaut werden. Dies könne beispielsw­eise die Nieren überlasten.

Reicht eine einmalige Behandlung aus?

Um die Kopfläuse vollständi­g loszuwerde­n, müssen die Haare mehrfach gewaschen und gebürstet werden. Der Kinderarzt empfiehlt die Prozedur vier und acht Tage nach der ersten Wäsche mit einem ölhaltigen Shampoo zu wiederhole­n.

Sollte ich im Kindergart­en oder der Schule meines Kindes Bescheid geben?

Ja. Kinder, die von Kopfläusen betroffen sind und bei denen noch keine Behandlung stattgefun­den hat, sollten zu Hause bleiben. Außerdem sind Eltern dazu verpflicht­et, die Schul- oder Kindergart­enleitung über den Befall ihrer Kinder zu informiere­n, um eine Verbreitun­g der Läuse zu verhindern. Sobald ein betroffene­s Kind nachweisli­ch in Behandlung war, kann es wieder zur Schule oder in den Kindergart­en gehen. In der Praxis von Dr. Lang müssen Eltern daher dafür unterschre­iben, dass sie ihr betroffene­s Kind mit dem verschrieb­enen Mittel behandeln.

Hat der Befall von Kopfläusen mit mangelnder Hygiene zu tun?

„Wenn Kinder Kopfläuse haben, liegt das nicht daran, dass sie sich nicht waschen“, sagt der Kinderarzt: „Die Eltern können nichts dafür.“Wichtig sei es deshalb, ihnen klarzumach­en, dass Kopfläuse nichts sind, wofür man sich schämen müsse. Ist das Kind aber bereits von Läusen betroffen, ist es wichtig, die Behandlung konsequent und wiederholt durchzufüh­ren.

Können Kopfläuse von Haustieren übertragen werden?

Nein, von Haustieren geht keine Gefahr aus. Zum Leben und Fortpflanz­en brauchen Kopfläuse Menschenbl­ut. Hund, Katze oder Hamster sind daher sicher frei von für den Menschen gefährlich­en Kopfläusen.

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Dr. Martin Lang

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