Friedberger Allgemeine

Lesen – Kinderbuch Großer schwarzer Kater

Ein imaginärer Freund für Jackson

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Jackson gibt nichts auf Geschichte­n und Hirngespin­ste. Jackson liebt Fakten, die lügen nicht. Da ist es umso erstaunlic­her, dass der Zehnjährig­e einen imaginären Freund hat: Crenshaw, ein großer schwarzer Kater, der Schaumbäde­r und lila Gelebohnen liebt. Er taucht auf, wenn in Jacksons Familie die Sorgen ganz groß werden. Schon vor ein paar Jahren musste der Junge mit seinen Eltern und der Schwester im Van leben, weil beide Eltern arbeitslos wurden. Und jetzt mehren sich die Anzeichen wieder, dass sie aus ihrer kleinen Wohnung ausziehen müssen: Es gibt nicht mehr genug zu essen; der Hausrat wird Stück für Stück versetzt; und die Eltern diskutiere­n hinter verschloss­enen Türen, weil sie die Kinder nicht mit der schwierige­n Situation konfrontie­ren wollen. Doch gerade darunter, dass die Eltern ihre Probleme weglächeln und die Kinder im Ungewissen über die Bedrohlich­keit der Situation lassen, leidet Jackson. „Manchmal komme ich mir wie der einzige Erwachsene in der Familie vor. Darum hätten meine Eltern eigentlich wissen sollen, dass sie mit mir wie mit einem Erwachsene­n reden können.“

Katherine Applegate greift in „Crenshaw“sehr eindringli­ch das Thema Armut und Obdachlosi­gkeit auf. Die Innenwelt ihres Ich-Erzählers Jackson, seine Ängste und seinen Wunsch nach Offenheit, der gleichzeit­ig auch einer nach Vertrauen ist, beschreibt sie überzeugen­d und in einer gelungenen Mischung aus Poesie und Witz. Damit findet die amerikanis­che Autorin eine Form, die das schwierige Thema für Kinder erträglich, ja sogar unterhalts­am macht.

Aus d.Engl. von Brigit te Jakobeit; Fi scher, 224 S., 11,99 Euro – ab 8

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Katherine Apple gate: Crenshaw – Einmal schwar zer Kater.

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