Friedberger Allgemeine

Baier identifizi­ert sich mit dem FCA

Fußball Seit Jahren zählt der Mittelfeld­spieler zu den Stützen der Bundesliga­mannschaft. Er ist stolz auf die Entwicklun­g des Klubs. Ob er gegen Mainz auflaufen kann, bleibt fraglich

- VON JOHANNES GRAF

Im schnellleb­igen Profifußba­ll, mit dessen verrücktem Wechselzir­kus, sind die identifika­tionsstift­enden Figuren selten geworden. Umso bedeutsame­r sind für Fans, Verantwort­liche und Marketings­trategen Spieler wie Daniel Baier, die einem Klub über Jahre hinweg die Treue halten. Mit kurzer Unterbrech­ung trägt der 32-Jährige seit über acht Jahren das Trikot des FC Augsburg. Er hat mit dem Verein die Zweitklass­igkeit, den Aufstieg, wiederholt den Klassenerh­alt und die Europa League miterlebt.

Diese Erlebnisse haben ihn spürbar geprägt, der gebürtige Kölner scheint FCA-DNA in sich zu tragen. Stolz schwingt in Baiers Stimme mit, wenn er von der Entwicklun­g des Vereins erzählt, von den gewachsene­n Strukturen, vom Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, und davon, wie es der Klub von Spielzeit zu Spielzeit bewerkstel­ligt, sich in der Bundesliga zu behaupten. Baier bekräftigt: „Mit Augsburg in die Europa League zu kommen, ist für mich weitaus höher einzuschät­zen, als mit dem FC Bayern Meister zu werden.“

Seit Jahren zählt Baier im Augs- burger Mittelfeld zu den Stützen, ist er gesund und fit, steht er in der Startelf. Baier zieht die Bälle im Zentrum des Spiels an sich, bedient Mitspieler, ist Taktgeber im Spielaufba­u und organisier­t das Verschiebe­n bei gegnerisch­em Ballbesitz. Der Trainerwec­hsel von Dirk Schuster zu Manuel Baum kommt Baier entgegen. Baum ist Befürworte­r einer aktiven Spielphilo­sophie, in der Ballerober­ung und schnelles Umschaltsp­iel bereits in der gegnerisch­en Spielhälft­e vonstatten­gehen sollen und in der der Kurzpass dem weiten Schlag vorzuziehe­n ist. Das komme ihm entgegen, bestätigt Baier.

Wie bedeutsam der Routinier in seiner führenden Rolle für den FCA ist, zeigte sich beispielha­ft gegen Werder Bremen. Baier musste wie schon gegen Wolfsburg wegen einer Achillesse­hnenreizun­g passen, er fehlte als Verbindung­sglied, zwischen Abwehr und Offensivab­teilung klafften Lücken. Statt mit den Kollegen den Last-Minute-Erfolg auf dem Platz zu feiern, talkte Baier in der Halbzeitpa­use mit einer TVModerato­rin vor der Kamera. Baier entzieht sich nicht bewusst der Öffentlich­keit, sucht sie aber auch nicht. Im unaufgereg­ten Vereinsumf­eld und der beschaulic­hen Stadt fühlt er sich wohl. Mit Frau und Kindern führt er ein weitestgeh­end zurückgezo­genes Leben.

Dies alleine hat ihn jedoch nicht dazu bewogen, dem FCA treu zu bleiben. Baier und der Verein sind zusammenge­wachsen, die gemeinsame Zeit auf und neben dem Platz hätten zusammenge­schweißt, begründet er. Bei anderen Klubs hätte er wohl mehr Geld verdienen können, womöglich wäre er zu noch größeren, sportliche­n Ehren gekommen, doch er blieb. „Jeder Spieler muss das selbst entscheide­n. Das ist seine Karriere und sein Leben“, sagt Baier. Er strahlt Zufriedenh­eit aus, wirkt reflektier­ter als früher.

Einerseits kann er Spieler wie Draxler verstehen, die egoistisch einen Karrierepl­an verfolgen, anderersei­ts kann er die Sichtweise eines Vereins nachvollzi­ehen. Opfer ist weder der eine noch der andere. Baier sagt: „Anscheinen­d hat es Erfolg, wenn man sich querstellt. Umgekehrt hat ein Verein Macht, wenn er einen Spieler nicht mehr will.“

Ob Baier bei der Auswärtsbe­gegnung mit dem FSV Mainz auflaufen kann, bleibt fraglich (Freitag, 20.30 Uhr). Das Gleitgeweb­e rund um die Achillesse­hne ist entzündet, schon seit Jahresbegi­nn plagt Baier sich damit. Dass er im Trainingsl­ager kürzertrat, half nicht dauerhaft. Anfang der Woche kehrte Baier allerdings ins Mannschaft­straining zurück, gestern stand er bei der Trainingse­inheit auf dem Rasen. Die Physiother­apeuten strahlen Zuversicht aus, Baier ebenso. „Ich habe ein gutes Gefühl.“

Kann Baier mitwirken, müsste Trainer Manuel Baum eine Planstelle weniger im Zentrum der Aufstellun­g besetzen. Das Pech mit Verletzung­en setzt sich im neuen Jahr fort, nachdem nun Ja-Cheol Koo mit einer Bänderverl­etzung am Sprunggele­nk mehrere Wochen ausfällt. Gegen Bremen hatte der Südkoreane­r das 2:2 erzielt und den Siegtreffe­r spektakulä­r vorbereite­t.

Baier müht sich, das Thema möglichst gering zu halten. Er verweist darauf, wie die Mannschaft bisher verletzte Mitspieler verkraftet habe. „Wir kommen eh über die mannschaft­liche Geschlosse­nheit“, sagt der Profi. Was damit möglich ist, weiß Baier als langjährig­er FCASpieler.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Daniel Baier (links, rechts Raúl Bobadilla) trainiert seit dieser Woche wieder mit der Bundesliga­mannschaft des FC Augsburg. Ob er am Freitag gegen den FSV Mainz auf laufen kann, ist indes noch nicht sicher.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Daniel Baier (links, rechts Raúl Bobadilla) trainiert seit dieser Woche wieder mit der Bundesliga­mannschaft des FC Augsburg. Ob er am Freitag gegen den FSV Mainz auf laufen kann, ist indes noch nicht sicher.

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