Friedberger Allgemeine

Wie die Rückkehrer wieder zur CSU kamen

Dass Rolf Rieblinger und Dimitrios Tsantilas jetzt wieder für die Partei im Stadtrat sitzen, ist vor allem einem Unterhändl­er zu verdanken. Die Aktion verlief lange Zeit im Geheimen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Rückholakt­ion galt als Geheimkomm­ando. Nur ein sehr kleiner Kreis war eingeweiht. Stillschwe­igen war vereinbart. Daher musste die Nachricht von der Rückkehr der beiden Stadträte Rolf Rieblinger und Dimitrios Tsantilas zur CSU in weiten Teilen der Partei für große Überraschu­ng sorgen. Sie tat es. Erst als alles schriftlic­h fixiert war, gingen Partei- und Fraktionss­pitze an die Öffentlich­keit und informiert­en die Parteifreu­nde. Mit stolz geschwellt­er Brust verkündete die komplett versammelt­e Führungsma­nnschaft dann am Montagaben­d, dass Rieblinger und Tsantilas die CSM verlassen hätten, um wieder für die CSU im Stadtrat zu agieren. Die Freude darüber war dem langjährig­en Vorsitzend­en des CSUKreisve­rbandes Ost, Rolf Rieblinger, nicht nur im Gesicht abzulesen, er drückte dies auch direkt aus. Ohne sich detaillier­t über seine politische Tätigkeit als CSM-Stadtrat auszulasse­n, sagte er: „Ich war unglücklic­h in dieser Fraktion.“So extrem war die Gefühlswel­t bei Dimitrios Tsantilas nicht. Er machte kein Geheimnis daraus, dass die Rückkehr zur CSU für ihn eine wohlüberle­gte Angelegenh­eit sei. Es gehe dabei nicht allein um kommunalpo­litische Themen, stellte er fest. Der Rechtsruck in Deutschlan­d mache ihm Sorge. Antworten auf die bundespoli­tischen Herausford­erungen der Zukunft liefere für ihn die Union von CDU und CSU. Wenn er zudem aus kommunaler Sicht auf die Zeit als CSM-Stadtrat zurückblic­ke, müsse er konstatier­en, „dass die kleineren Gruppierun­gen wenig Anklang haben“. Auch Tsantilas sieht seine politische Heimat daher in der CSU.

Dass es mit der Rückkehr geklappt hat, liegt am Verhandlun­gsgeschick eines CSU-Mannes. Bezeichnen­d für das offenbar strategisc­h ausgelegte Verfahren war, dass weder Parteichef Johannes Hintersber­ger noch Fraktionsc­hef Bernd Kränzle die Gespräche mit den Abtrünnige­n führten. Ralf Schönauer, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r, war auserkoren, Rieblinger und Tsantilas zur Rückkehr zu bewegen. Die beiden hatten im Herbst 2011 die CSU verlassen und waren Mitgründer der CSM. Rieblinger galt schon über eine längere Zeit als rückkehrwi­llig. Der Abschied von Tsantilas überrascht­e dagegen jetzt aber auch die CSM, ist zu erfahren.

Ausschlagg­ebend für den Einsatz von „Diplomat“Schönauer, wie Kränzle ihn nennt, waren dessen „gute persönlich­e Beziehunge­n zu beiden“. Formell wurde in den Gesprächen dann alles eingetütet. Rieblinger wurde wieder Mitglied im CSU-Ortsverban­d Ulrich, Tsantilas schloss sich dem Ortsverban­d Pfersee an. Mit dem Parteieint­ritt war die Rückkehr in die CSU-Stadtratsf­raktion Formsache.

Der Zuwachs beschert der CSU einen zusätzlich­en Ausschusss­itz, den die CSM verliert. Vereinbart ist, dass Tsantilas nun wieder als CSUStadtra­t dem Kulturauss­chuss angehört, Rieblinger unter anderem dem Bauausschu­ss. Von der Rückkehr der beiden Abtrünnige­n profitiere­n zudem andere CSU-Stadträte. Da Tsantilas und Rieblinger nicht in allen Ausschüsse­n, den vorberaten­den Gremien, vertreten sein werden, gibt es hier Ausschusss­itze zu vergeben. Die fraktionsi­nternen Gespräche darüber haben begonnen.

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Foto: Silvio Wyszengrad „Diplomat“Ralf Schönauer (Mitte) ist es zu verdanken, dass Dimitrios Tsantilas (links) und Rolf Rieblinger zur CSU zu rückkehrte­n.

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