Friedberger Allgemeine

Gut gemischt

Die deutsche Mixed-Staffel hat in Hochfilzen ein Heimspiel und nutzt den Vorteil zum ersten Gold. Es war ein Erfolg, nach dem es anfangs nicht ausgesehen hatte

- VON MILAN SAKO

Hochfilzen Simon Schempp genoss die letzten Meter in der Loipe und lief mit erhobenen Armen über die Ziellinie. Laura Dahlmeier, Vanessa Hinz und Arndt Peiffer stürzten auf den Schlussläu­fer der Mixed-Staffel zu, die soeben den ersten WM-Titel im ersten WM-Rennen geholt hatte.

„Besser geht es nicht, der Anfang ist gemacht. Wir sind extrem froh, gerade wo hier mehr deutsche Fans sind als Österreich­er oder andere Nationen“, freute sich der Uhinger Simon Schempp über den starken Start.

Es fühlte sich gut an: Unter dem Jubel der deutschen Fans holten die deutschen Biathleten gleich zum Auftakt Gold. Der kleine Ort mit rund 1100 Einwohnern liegt zwar in Österreich, doch gestern vor 10700 Zuschauern war es ein Heimspiel bei Sonnensche­in. „Am Ende ist die Piste zwar fast ein wenig eingebroch­en. Aber die deutsche Mannschaft hat das perfekt gelöst“, sagte der ehemalige Olympiasie­ger Michael Greis. Das Quartett des Deutschen Skiverband­es setzte sich nach zwei mal sechs Kilometern der Frauen und zwei mal 7,5 Kilometern der Männer mit 2,2 Sekunden Vorsprung vor Frankreich durch. Bronze holte sich Russland mit einem Rückstand von 3,2 Sekunden.

Anfangs zeigten die deutschen Frauen allerdings einige Schwächen. Vanessa Hinz übergab im Skistadion mit Fußball-Atmosphäre als Sechste an Dahlmeier. Die überragend­e deutsche Biathletin lief zwar gewohnt schnell, doch am Schießstan­d wackelte die Garmischer­in. Liegend und stehend benötigte sie vier Nachlader und zeigte sich selbstkrit­isch: „Vier Nachlader sind zu viel. Ich habe versucht, was zu riskieren.“

Doch dann kam Arnd Peiffer. Der 29-Jährige aus dem Harz spielte seine überragend­e Lauftechni­k aus und zielte ganz genau. Peiffer blieb ohne Fehler, während die Konkurrenz nicht alle Versuche ins Schwarze traf.

Mit einem Vorsprung von 21 Se- kunden auf den Italiener Windisch übergab Peiffer an den Schlussläu­fer Schempp. Der Uhinger vertrödelt­e zwar 19 Sekunden seines komfortabl­en Vorsprungs, doch der Auftaktsie­g geriet nicht mehr ernsthaft in Gefahr.

„Von den letzten fünf Höhepunkte­n haben wir es nur einmal in die Medaillenr­änge geschafft, deswegen freut es mich besonders“, sagte Peiffer nach der Siegerehru­ng.

Der überragend­e Weltcup-Spitzenrei­ter Martin Fourcade führte die Franzosen, die zwischenze­itlich 46,5 Sekunden zurückgele­gen waren, noch auf Platz zwei vor Russland. Zwischen den beiden Nationen herrschte gestern Eiszeit. Grund: Russland hatte den zuletzt wegen Epo-Dopings gesperrten Alexander Loginow aufgeboten.

„Wir dachten nicht, dass es möglich ist, aber sie haben es getan“, twitterte der Franzose. Russlands Schlussläu­fer Anton Schipulin verweigert­e daraufhin den Franzosen den Handschlag. Die siegreiche­n Deutschen wollten den handfesten Streit nicht weiter kommentier­en. Laura Dahlmeier konzentrie­rte sich schon auf ihren Auftritt am heutigen Freitag im Sprint und versucht, „den Rückenwind mitzunehme­n“.

Experte Greis rechnet mit dem nächsten Edelmetall: „Ich lege mich fest: Die deutschen Frauen holen wieder eine Medaille.“

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Foto: dpa Flotter Vierer: Die deutsche Goldstaffe­l mit Vanessa Hinz, Laura Dahlmeier, Arnd Peiffer und Simon Schempp (v.l.).

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