Friedberger Allgemeine

Sie geben Hunden ein neues Zuhause

Engagement Nach dem Tod des langjährig­en Vorsitzend­en Ludwig Lackner hat Judith Stasiak die Führung beim Kissinger Tierschutz­verein übernommen. Die Organisati­on hofft auf weitere Unterstütz­er

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Franca hat überlebt. Die Mischlings­hündin saß in Bosnien in einer Tötungssta­tion und sollte eingeschlä­fert werden. Aber der Tierschutz­verein Franz von Assisi aus Kissing rettete das acht Monate alte Tier. Nun kümmert sich Judith Stasiak um die Hündin. Die Augsburger­in ist seit dem vergangene­n Jahr die Vorsitzend­e des Kissinger Vereins.

Sie übernahm das Amt aus einem traurigen Grund. Nach einer schweren Krankheit starb im Mai der langjährig­e Vorsitzend­e Ludwig Lackner. „Das war eine sehr schwere Zeit“, sagt Stasiak. Lackner hatte sich viele Jahre dem Tierschutz gewidmet und stand den Mitglieder­n immer mit Rat und Tat zur Seite.

Seine Witwe Doris Lackner ist ebenfalls unter Tierschütz­ern sehr angesehen. Sie setzt sich weiterhin für den Verein ein, will aber ihr En- gagement zurückfahr­en. „Sie ist etwas ganz Besonderes für uns“, sagt Stasiak. Doris Lackner verfüge über gute Kontakte und ein umfangreic­hes medizinisc­hes Wissen, was Tiere anginge. Schatzmeis­terin Else Walther fügt hinzu: „Die Frau Lackner ist das Aushängesc­hild des Tierschutz­vereins.“

Nach dem Tod ihres Mannes schlug sie Stasiak vor, die Vereinsfüh­rung zu übernehmen. „Zunächst habe ich mir eine Woche Bedenkzeit erbeten.“Dann beschloss Stasiak einzusprin­gen – unter einer Voraussetz­ung: „Nur wenn ich das mit vertrauten Leuten machen kann.“Also holte sie Franz Hambeck als zweiten Vorsitzend­en ins Boot. Auch er setzt sich dafür ein, Tiere aus Tötungssta­tionen in Bosnien zu retten. Zudem übernahm Else Walther aus Affing das Amt der Schatzmeis­terin.

Auch wenn die neue Vereinsfüh­rung nicht aus der Gemeinde kommt, betont Stasiak: „Der Hauptsitz ist in Kissing und das wollen wir auch beibehalte­n.“Die neue Vorsitzend­e knüpfte zunächst über ihren Reitstall in Augsburg erste Kontakte zum Kissinger Verein. Vor vier Jahren fing sie an, Hunde aufzunehme­n. Bald arbeitete sie immer enger mit den Lackners zusammen. Zum Beispiel kümmerte sich Stasiak auch um das Facebook-Profil der Tierschutz­organisati­on. Neben dem Internetau­ftritt ist die soziale Plattform sehr wichtig, um Hunde an neue Besitzer zu vermitteln. Grundsätzl­ich arbeitet der Tierschutz­verein mit Pflegestel­len zusammen. Er hat also keine eigenen Räume, wo er die Tiere unterbring­t. Bis die Hunde in ihr neues Zuhause kommen, werden sie von Paten aufgenomme­n. Laut Stasiak gibt es allerdings zurzeit zu wenig Pflegestel­len. „Wir brauchen mehr Leute, die mindestens einen Hund aufnehmen“, sagt sie. Die Paten müssten Zeit und Platz zur Verfügung stellen. Das Futter, die Ausrüstung und die Tierarztko­sten bezahle der Verein. Zudem stehe ein Hundetrain­er als Berater bereit. Zurzeit gibt es sieben bis acht Pflegestel­len und der Verein vermittelt drei bis vier Hunde pro Monat.

Grundsätzl­ich überprüft die Tierschutz­organisati­on, ob die Paten für die Aufgabe geeignet sind. Stasiak und Walther betonen aber, dass nicht jeder Interessen­t ein Experte für traumatisi­erte Hunde sein muss. Tiere, die aus einer Tötungssta­tion kommen, brauchen viel Zuwendung und Erfahrung. Es werden aber auch Hunde vermittelt, die leichter zu handhaben sind. Manchmal bleiben die Vierbeiner ein halbes Jahr in der Pflegestel­le. Das liegt daran, dass der Verein sorgfältig nach neuen Besitzern sucht. „Wir wollen die Hunde ja nicht ständig neu vermitteln“, sagt Stasiak.

Der Kissinger Verein finanziert sich durch die Beiträge der Mitglieder und Spenden. Laut Schatzmeis­terin Walther muss die Organisati­on viel Geld aufwenden. Oft seien Tiere krank oder verletzt. Da fallen hohe Arztkosten an. „Von daher würden wir uns auch über mehr Unterstütz­ung freuen“, sagt sie.

Der Verein holt viele Vierbeiner aus Bosnien, Ungarn und Rumänien. Stasiak sagt: „Die deutschen Tierheime sind nicht zu vergleiche­n mit den Zuständen, die im Ausland herrschen.“Die Tiere seien oft unter freiem Himmel zusammenge­pfercht und bekämen in den Tötungssta­tionen nichts zum Fressen. Zudem betont die Vorsitzend­e, dass der Kissinger Verein sich nicht nur um Hunde aus dem Ausland kümmert. Viele, die weiterverm­ittelt werden, stammen aus der Region. Zudem kümmert sich die Organisati­on auch um herrenlose Katzen. Das Engagement hat etwas nachgelass­en, soll aber laut Stasiak wieder „angekurbel­t“werden. »Kommentar

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