Ausverkaufte Häuser, wohin man auch schaut
In der Wirtschaft gehört die Verknappung zu den Mitteln, Waren zu einem begehrten Produkt zu machen. Wenn das gelingt, lassen sich höhere Preise durchsetzen. Dem Theater Augsburg gelingt die Verknappung in dieser Spielzeit auch, sehr viele Vorstellungen in diesen Wochen sind ausverkauft. Allerdings geschieht das beim Theater in dieser Spielzeit nicht absichtlich, sondern aus einer Notlage heraus. Das Große Haus fehlt, um die Nachfrage zu decken. Als streng wirtschaftlich denkendes Unternehmen könnte das Theater nun höhere Eintrittspreise verlangen. Zum Glück für alle Theatergänger macht es das nicht.
Für die Faust-Inszenierung, die vergangenes Wochenende Premiere hatte, gibt es keine Karten mehr. Alle Vorstellungen bis zum 18. April sind ausverkauft. Diejenigen, die einen Platz haben, können sich auf einen Abend freuen, der Gesprächsstoff für ein paar Tage bietet. Denn Regisseur Christian Weise hat in dem kurzweiligen, komödiantischen Abend viele Ideen, Anspielungen und Verweise ausgestreut – wie Goethes „Faust“selbst verhandelt der Abend nicht nur ein Thema, sondern viele Themen.
Dass es jenseits des Stadttheaters eine quicklebendige und vielgestaltige freie Theaterszene in Augsburg gibt, ist in dieser Woche auch deutlich geworden. Für elf freie Bühnen und Ensembles hat die Stadt ihre Zuschüsse erhöht – eine sinnvolle Förderung. Die freien Akteure spielen ja nicht vor leeren Häusern zum eigenen Zeitvertreib – im Gegenteil. Erst jüngst teilte zum Beispiel das Sensemble Theater mit, dass die letzten drei Produktionen restlos ausverkauft waren. Das war in dieser Kolumne so ähnlich doch schon einmal zu lesen? Die Theater in Augsburg stecken im Augenblick also in keiner Publikumskrise. Es verhält sich andersherum: Die kurzentschlossenen Theatergänger haben das Nachsehen. Und so rosig ist der Blick nach München auch nicht: Da meldet das Residenztheater am Freitagmittag: Nur noch elf Karten für die Abendvorstellung des „Weibsteufel“. ***