Friedberger Allgemeine

Sie sind dann mal weg

Leonore Sibeth und Sebastian Ohlert haben ihre Jobs an den Nagel gehängt und starten Anfang März eine Reise in Richtung Asien. Warum sie dabei nicht Fliegen wollen

- VON MIRIAM ZISSLER www.eins2frei.com

Eine Auszeit nehmen, raus aus dem Alltag, Tag für Tag entscheide­n, worauf man Lust hat. Diesen Wunsch haben schon viele Menschen verspürt. Leonore Sibeth, 32, und Sebastian Ohlert, 33, setzen ihn in die Realität um. In diesen Wochen räumen sie ihre Wohnung leer, verkaufen einen Teil ihrer Einrichtun­gsgegenstä­nde, stellen den anderen Teil bei Freunden unter oder bringen Gegenständ­e ins Sozialkauf­haus.

Anfang März soll es dann losgehen: Erst einmal zur Donau. Von dort aus bis zum Schwarzen Meer und dann über die Türkei, Iran, Turkmenist­an und Usbekistan immer weiter in Richtung Osten. Und das möglichst umweltfreu­ndlich – das ist die Devise des Paars. „Natürlich hätten wir uns ein Round-theWorld-Ticket kaufen können. Aber auf das Flugzeug wollen wir so weit es eben geht verzichten und mit Bus, Bahn, Schiff oder per Anhalter reisen“, sagt Leonore Sibeth.

Anfang 2016 haben die WahlAugsbu­rger erstmals an eine Auszeit gedacht. Beide sind in der Nähe von Stuttgart aufgewachs­en und kamen des Berufs wegen in die Stadt. Hier haben sie sich kennengele­rnt. Die Diplom-Pädagogin arbeitete zuletzt als Bildungsre­ferentin in der Umweltstat­ion in Augsburg. Nachdem ihr Vertrag auslief, begann sie im vergangene­n Jahr darüber nachzudenk­en, ob sie das Vertragsen­de als Wendepunkt nutzen sollte. Anfangs war es mehr eine „Schnapside­e“. „Doch Mitte des Jahres konkretisi­erten sich unsere Pläne. Unsere Eltern und unsere Freunde merkten, dass es uns wohl ernst ist“, sagt sie.

In den vergangene­n zehn Jahren ist die 32-Jährige bereits viel mit dem Rucksack unterwegs gewesen, auch als Paar sind sie schon viel ge- reist. Aber immer nur zeitlich begrenzt. „Wir wollten einfach einmal frei sein und dem Alltag entfliehen. Nicht nach den Terminen im Kalender leben und so lange an einem Ort bleiben, wie es einem eben gefällt“, sagen sie vor ihrer großen Reise.

Das Paar hat die Entscheidu­ng für diese Auszeit bewusst gewählt. Sebastian Ohlert verzichtet dafür auch auf einen besonderen Posten. Er gibt nicht nur seinen Teamleiter­job im Ersatzteil­verkauf der MAN auf. „Natürlich ist dann auch die gefühlte Sicherheit und die schöne Wohnung weg. Doch wir sind gut vorbereite­t und gut im Planen“, sagt er. Das Paar hat sich die nötigen Impfungen geben lassen, sie haben sich über die Visa-Formalität­en der einzelnen Länder informiert und bestücken gerade ihr Gepäck. Mehr als 15 Kilogramm pro Person sollen es nicht werden. Aber ein Zelt, Schlafsäck­e, Isomatten, Kleidung und Laptop müssen transporti­ert werden. „Wir werden bestimmt noch das eine oder andere Mal probepacke­n, bevor es losgeht“, sagen sie erwartungs­froh.

Neugierig auf die Länder und die vielen Menschen

Während sich Leonore Sibeth darauf freut, jeden Tag anders entscheide­n zu können, ist Sebastian Ohlert auf die vielen Begegnunge­n gespannt. „Ich bin neugierig auf die vielen Länder, die wir noch nicht kennen. Da hat man oft Bilder im Kopf, die womöglich gar nicht der Realität entspreche­n“, sagt Leonore Sibeth. Wer dem Paar auf ihrer Reise folgen will, kann ihrem Blog im Internet und im sozialen Netzwerk Facebook folgen. Dort sind bereits Berichte über frühere Reisen und die aktuellen Vorbereitu­ngen auf die Auszeit zu lesen.

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Foto: Bernd Hohlen Leonore Sibeth und Sebastian Ohlert wollen die Welt bereisen – aber nicht mit dem Flugzeug. Sie wollen unter anderem den Zug nutzen oder per Anhalter reisen.

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