Friedberger Allgemeine

Matthias Kagerhuber geht auf Goldjagd

Der Affinger kämpft bei der Weltmeiste­rschaft am Königssee im Team von Pilot Johannes Lochner um seinen ersten großen Titel. Wie der 31-Jährige seine Chancen sieht

- VON SEBASTIAN RICHLY

Affing/Berchtesga­den Nur wenige hundertste­l Sekunden entscheide­n im Bobsport über Sieg oder Niederlage. Enttäuschu­ng und Ekstase trennen nur Millimeter. Damit ist Matthias Kagerhuber aus Affing bestens vertraut. Und dennoch ist der 31-Jährige an diesem Wochenende etwas nervöser als sonst. Denn am Samstag und Sonntag kämpft er bei der Bobweltmei­sterschaft in Berchtesga­den um Gold. Im Viererbob von Pilot Johannes Lochner ist der 31-Jährige als Anschieber gesetzt und soll mit seinen 102 Kilogramm für den nötigen Schub sorgen. Für Kagerhuber ist es das Highlight seiner sportliche­n Karriere. „Ich habe gezittert und bin so glücklich, dabei zu sein.“

Es war eine komische Situation, als der Affinger von seiner Teilnahme erfuhr. Sein Team wurde gerade beim Weltcup Innsbruck, dem letzten Wettkampf vor den Titelkämpf­en, disqualifi­ziert. Die Kufen des Bobs waren laut Messungen am Start um 0,2 Grad Celsius zu warm. „Wir können uns diese Disqualifi­kation immer noch nicht erklären. Jetzt ist es kein Thema mehr, denn wir haben jetzt ein größeres Ziel.“Den WM-Titel. „Ich freue mich erst einmal, dass ich dabei bin. Eine Medaille wäre ein Traum, doch wir haben auch das Zeug, den Titel zu holen“, sagt Kagerhuber selbstbewu­sst. Obwohl der Berufssold­at bei den Wintertest­s im Dezember überzeugte, hegte er ein Zweifel. Denn ausgerechn­et als sein Team Anfang des Jahres die ersten beiden Weltcups in Altenberg und Winterberg gewann, trainierte Kagerhuber alleine in Schönau am Königssee, seiner neuen Heimat. „Als ich wieder dabei war, verletzte sich unser Pilot, sodass wir nicht unsere beste Leistung bringen konnten.“Prompt landete das Team mit Kagerhuber nur auf Platz vier in St. Moritz.

Doch der Affinger gab nicht auf und erfüllte sich im darauffolg­enden Rennen in Berchtesga­den den Traum vom Weltcupsie­g. „Es war ein tolles Gefühl, als Schnellste­r ins Ziel zu kommen und es endlich geschafft zu haben“, erinnert sich der Leichtathl­et, der im Sommer für die LG Aichach-Rehling startet. Somit gehört sein Team nun auch bei der WM zu den Favoriten. Zumal die vier Sportler die Bahn bestens kennen: „Wir mussten nicht mehr so viele Trainingsl­äufe machen wie die anderen.“Für den 31-Jährigen ist die Strecke nicht nur deshalb besonders: „Man muss die ganze Zeit konzentrie­rt sein. Bei anderen Rennen gibt es meist nur eine Schlüssels­telle. Hier sind es zwei.“Neben dem Start und der anschließe­nden S-Kurve sei auch der Kreisel zum Ende der Fahrt entscheide­nd. Es wird jedenfalls spannend, zumal es bei der Weltmeiste­rschaft vier Läufe gibt – nicht wie im Weltcup, wo nur zwei pro Wettkampf anstehen. „Das ist für uns sogar eher ein Vorteil.“ Kagerhuber begründet dies mit der Konstanz: „In zwei Rennen kann ein Außenseite­r eher überrasche­n. Vier Durchgänge kommen uns entgegen, denn keiner ist hier öfter gefahren.“Dass die WM nach dem Ausschluss von Sotschi nach Berchtesga­den vergeben wurde, freut den Affinger doppelt. Jetzt können Familie und Freunde ihn unterstütz­en.

Pilot Johannes Lochner machte zuletzt eine Grippe und eine Nackenverl­etzung zu schaffen: „Wir hoffen, dass er wieder bei 100 Prozent ist“, so Kagerhuber. Die größten Konkurrent­en sind die weiteren deutschen Teams um die Piloten Francesco Friedrich, Weltmeiste­r im Zweierbob, und Nico Walther. Ebenfalls gute Chancen hat der lettische Titelverte­idiger Oskars Melbardis, der Sieger von Innsbruck. Mittendrin im Zirkus der Großen wird aber auch Matthias Kagerhuber sein. Ob sein Traum in Erfüllung geht, das entscheide­n am Ende ein paar hundertste­l Sekunden.

 ?? Fotos: Peter Kleist ?? Der ehemalige Torjäger des TSV wird ab Juli 2017 neuer Trainer bei den Friedber gern: Ali Dabestani.
Fotos: Peter Kleist Der ehemalige Torjäger des TSV wird ab Juli 2017 neuer Trainer bei den Friedber gern: Ali Dabestani.

Newspapers in German

Newspapers from Germany