Pokerspieler schläft hinterm Steuer ein
20-Jähriger aus dem Landkreissüden verursacht einen Unfall. Doch nicht nur die Karten wurden ihm zum Verhängnis
Aichach Friedberg Die Kombination aus Sport, Poker-Nacht und Schule wurde einem 20-Jährigen aus dem südlichen Altlandkreis zum Verhängnis. Trotz erheblichen Schlafmangels setzte er sich hinter das Steuer, nickte ein und verursachte einen Unfall. Jetzt musste sich der junge Mann wegen fahrlässiger Gefährdung im Straßenverkehr vor dem Amtsgericht Aichach verantworten.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, im Herbst vergangenen Jahres „Leib und Leben eines anderen gefährdet zu haben“, indem er extrem übermüdet Auto gefahren sei. Dies führte dazu, dass der junge Mann einschlief, von der Fahrbahn abkam und gegen eine Lärmschutzwand am Straßenrand prallte. Laut Staatsanwältin Kathrin Schmid hätte der Angeklagte seine Fahruntüchtigkeit erkennen und mit den Folgen rechnen müssen.
Der Mann aus dem südlichen Altlandkreis gestand umfassend und zeigte sich reumütig. So habe er sich bereits den Tag zuvor im Rahmen eines hochrangigen Squash-Spiels schwer körperlich betätigt. Anschließend habe er sich zum Pokern und Kartenspielen verabredet. Erst in den frühen Morgenstunden sei er nach Hause gekommen, habe wenig geschlafen und sei in die Schule gefahren. „Durch kritische Selbstüberprüfung hätte ich merken können, dass ich nicht mehr fahren kann“, räumte der 20-Jährige ein. Es tue ihm leid und er sei froh, dass keine weiteren Personen durch ihn zu Schaden gekommen sind. Er selbst zog sich nur leichte Verletzungen zu. Sein Wagen war dagegen ein Totalschaden. Der junge Mann, der momentan eine Ausbildung zum Industriekaufmann durchläuft, war vor wenigen Jahren bereits wegen anderer Delikte aufgefallen. Dennoch stufte ihn Sozialpädagogin Conny Metz in ihrem Gutachten als Jugendlichen ein und empfahl dem Gericht, Sozialstunden oder eine Geldauflage zu verhängen. „Er entwickelt sich gut, daher fällt auch die Sozialprognose gut aus“, so die Pädagogin.
Jugendrichterin Eva-Maria Grosse sprach den 20-Jährigen schuldig und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von drei Tagessätzen zu jeweils 100 Euro. Die gesamte Summe in Höhe von 300 Euro fließt an den Augsburger Verein Brücke. Zudem muss der junge Mann einen Monat lang auf seinen Führerschein verzichten. Damit wich die Richterin von den Forderungen der Staatsanwaltschaft ab, die 56 Sozialstunden und ein dreimonatiges Fahrverbot gefordert hatte.
In ihrer Begründung lobte Grosse die Ehrlichkeit des Angeklagten. „Das hätten Sie aus taktischen Gründen nicht sein müssen“, so die Jugendrichterin. Den Führerschein des 20-Jährigen kassierte das Amtsgericht sofort ein. Zudem muss er die Kosten des Verfahrens tragen. Den Schaden an der Gabionenwand hatte der Mann zu diesem Zeitpunkt bereits beglichen.