Ein Fall für Martin Schulz
Bei Bill McDermott könnten Kritiker exorbitant hoher Manager-Gehälter versucht sein, Gnade vor Konsequenz ergehen zu lassen. Denn der SAP-Chef ist ein toller Typ. Der Amerikaner leistet Großes, wie am hohen Börsenkurs abzulesen ist. Und der 55-Jährige mit dem George-Clooney-Charme hat viel mitgemacht. So ist er mit einem Glas Wasser in der Hand auf einer Treppe gestürzt, das Glas zerbrach und eine Scherbe bohrte sich in sein linkes Auge. Die Ärzte konnten es nicht retten. Mit dunkler Brille kämpfte er sich zurück ins Leben. Mitarbeitern ruft er schon mal zu: „I love you, guys!“
Kurzum: McDermott, der einst Zeitungen ausgetragen und in seiner Studienzeit einen Delikatessenladen aufgebaut hat, wirkt auf alle Fälle sympathischer als der frühere Volkswagen-Boss Martin Winterkorn. Wenn der VW-Mann in einem Jahr 17,5 Millionen Euro verdient hat, sollten doch knapp 14 Millionen für den SAP-Chef in Ordnung sein? Sind sie aber nicht.
Denn so viel Geld verdient kein Mensch. Auch in einem SoftwareUnternehmen, wo Fachleute exzellent bezahlt werden, kommen so die Relationen gehörig durcheinander. Ein Chef sollte – und da hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz recht – nicht das 200-Fache eines durchschnittlichen Angestellten kassieren. Selbst das 150-Fache ist zu viel. Für Top-Leute wie McDermott müsste in etwa das 50bis maximal 75-Fache reichen.
Was sagt wohl der Vater des SAP-Chefs zu den astronomisch hohen Bezügen seines erfolgreichen Sohns? Er musste sich, wie McDermott in seiner Autobiografie schreibt, das Geld einst als Angestellter beim New Yorker Stromversorger Con Edison auch körperlich hart erarbeiten. Genau solche Menschen sind die Zielgruppe von Schulz. Und genau solche Menschen machen Mega-Gehälter wütend.