Friedberger Allgemeine

Ulf Wallisch trainiert den Kopf der Panther

Der Mentalcoac­h arbeitet bereits im zweiten Jahr mit den Profis. Ab dem Viertelfin­ale bleibt der Österreich­er permanent in Augsburg. Vom Eishockey hat er keine Ahnung

- VON MILAN SAKO Foto: Ulrich Wagner

Alexander Thiel streckt sich auf der Liege aus und schließt die Augen. Ulf Wallisch geht um den PantherStü­rmer langsam herum, zuerst hält er die Hände in einiger Entfernung über dem Kopf, dann berührt er den Körper an mehreren Stellen. So laufen die Sitzungen mit dem Mentaltrai­ner der Augsburger Panther. „Mit sanften Berührunge­n will ich erreichen, dass der Körper des Spielers ein höheres Level der Regenerati­on erreicht.“Aber er macht noch viel mehr und sagt: „Es ist so schwer, meine Arbeit in so kurzer Zeit zu erklären.“Ulf Wallisch versuchte es dennoch. In gut einer Stunde bringt er den knapp 50 Gästen in der „Energiewel­t“des Werbepartn­ers LEW sein Wirken mit den Profis näher.

Zunächst gibt Wallisch unumwunden zu, dass er keine Ahnung vom Eishockey hat. Aber das sei gut so. Denn schließlic­h arbeitet er neben und nicht auf dem Eis mit den Profis. Wallisch hält es mit der Tennis-Legende Boris Becker, der nach seinen Triumphen auf dem Platz sagte: „Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren.“

Allerdings sei er weniger ein Mental-, sondern vielmehr ein Herz-Trainer. Der Österreich­er will die Panther im Kopf stärken, sie sollen sich große Ziele setzen. „Was du dir nicht vorstellen kannst, das kannst du auch nicht erreichen“, sagt Wallisch. Er gibt den Spielern Ratschläge, wie sie innerlich zur Ruhe, wie sie in den „Flow“kommen können. Wichtig sei es, sich täglich rund zehn Minuten hinzusetze­n, zu entspannen und die Gedanken zu sortieren: „Stell dir vor, wie du es gern hättest. Im Flow gelingt es, die Energie und die Gedanken auf die Aufgabe zu lenken.“Ulf Wallisch zeigt die Möglichkei­ten auf, sich zu konzentrie­ren und zu entspannen – mit Fingerübun­gen, mit Meditation.

Wichtig, nicht nur für EishockeyP­rofis, sei der Schlaf vor Mitternach­t. Denn nur so erhält der Körper die Chance, sich wirklich zu er- Der Mentalcoac­h erklärt in Kurzform, wie das Gehirn arbeitet. Die linke Hälfte ist für Vernunft, Logik und den Verstand zuständig. Die rechte Seite für Gefühle, Stimmungen und Kreativitä­t. „Die rechte Gehirnhälf­te ist für das Eishockeys­pielen wichtig“, sagt Wallisch. Er versucht die Geisteshal­tung der Panther-Profis zu verändern.

Die Arbeit mit einem Mentalcoac­h ist in der Deutschen Eishockey-Liga eher die Ausnahme. Auch die Spieler müssen den Gehirn-Trainer an sich heranlasse­n. Die Einheimisc­hen und jungen Spieler legten als Erste ihre Scheu ab, erzählt Ulf Wallisch. Ost- hätten dagegen meist eine ganz andere Mentalität: „Die muss ich extrem abholen.“Auch in der Panther-Kabine musste der Mentalcoac­h Berührungs­ängste abbauen. Ein Termin war bei Ulf Wallisch, der zu Saisonbegi­nn zum Turnier nach Südtirol mitgereist war, Pflicht für jeden. Danach kann jeder selbst entscheide­n.

Aber die AEV-Profis und selbst die Angestellt­en in der Geschäftss­telle nutzen inzwischen das Angebot des Österreich­ers aus Villach. Für Mike Stewart ist der Humanenerg­etiker ein wichtiges Mitglied im Trainertea­m. Seit vier Jahren arholen. beitet der Austro-Kanadier mit dem Mentalcoac­h zusammen, seit der vergangene­n Saison auch in Augsburg. In Bremerhave­n holte Stewart einen Zweitliga-Titel und im Jahr darauf die Vizemeiste­rschaft. Sein Budget an der Nordseeküs­te sei schmal gewesen, der Klub wollte sich keinen Assistente­n leisten und Stewart war auf sich alleine gestellt. Für die K.-o.-Runde wünschte sich der Cheftraine­r statt eines Assistente­n den Mentalcoac­h Ulf Wallisch an seiner Seite. „Ich habe nicht die Ausbildung und nicht die Zeit, das zu machen, was Ulf macht.“Vom Typ seien die beiden zwar grundeurop­äer verschiede­n, das Ergebnis schätzt der sonst eher hemdsärmel­ige Panther-Coach jedoch sehr: „Wallisch macht es möglich, dass die Spieler in die Halle kommen, und sich nur auf Eishockey konzentrie­ren. Das macht meinen Job leichter.“Wenn die Panther-Profis ab dem 8. März im Zwei-Tages-Rhythmus gegen Nürnberg im Viertelfin­al-Stress stecken, wird die Erholung ein zentrales Thema sein.

Ulf Wallisch möchte möglichst lange in Augsburg bleiben: „Hoffentlic­h bis zum 21. April.“Positiv denken – spätestens dann steht der deutsche Eishockey-Meister fest.

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Mentaltrai­ner Ulf Wallisch zeigt an Stürmer Alexander Thiel, wie er mit den Panther Profis arbeitet.

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