Kunstwerk ohne Heimat
Vor bald sechs Jahren musste eine moderne Plastik am Prinzregentenplatz weg. Die Auswahl eines neuen Standortes wird zum bürokratischen Marathon. Gibt es bald eine Lösung?
Am Prinzregentenplatz war sie im Weg. Eine moderne Plastik des Künstlers Klaus Mumm musste vor bald sechs Jahren weichen. Die AOK baute damals ihren Haupteingang um. Das Kunstwerk wurde aus Sicherheitsgründen entfernt. Die Krankenkasse schenkte die Skulptur der Stadt. Doch dort gestaltete sich die Suche nach einem neuen Standort schwierig. WSA-Stadtrat Peter Grab ist inzwischen mehr als sauer: „Ich möchte das Thema endlich mal abgeschlossen sehen“, sagt er. Nun scheint eine Lösung in Sicht.
Das moderne Kunstwerk, um das es geht, stammt von dem Künstler Klaus Mumm. Ursprünglich hatte es die AOK als „Kunst am Bau“gekauft und am Prinzregentenplatz aufgestellt. Dort stand es rund 20 Jahre, bis die Krankenkasse umbaute. Am 30. Juni 2011 sei das Kunstwerk dann von der Stadt abgebaut und eingelagert worden, sagt Grab. Dem Künstler und der AOK habe man damals zugesichert, die Skulptur „zeitnah“im Sheridan-Park wieder aufzustellen.
Doch nun zieht sich die Suche nach einem neuen Standort schon so lange hin, dass der Stadtrat und frühere Kulturreferent kein Verständnis mehr dafür hat: „Es gibt zwar Wichtigeres als dieses Kunstwerk“, sagt Grab, „aber auch Kunst im öffentlichen Raum hat eine Daseinsberechtigung.“Es sei ein Unding, dass er mit seinen Anfragen zur Suche nach einem neuen Standort von der Stadt so lange hingehalten werde.
Inzwischen ist es ein Jahr her, dass Peter Grab einen offiziellen Antrag an die Stadtspitze stellte. Sie sollte nach über fünf Jahren Suche eine Lösung herbeiführen. Doch auf eine konkrete Auskunft, wo das Kunstwerk hinkommen soll, wartet er noch immer.
Im August 2016 teilte das städtische Baureferat auf eine Anfrage unserer Zeitung mit: Alle Beteiligten hätten von Anfang an nicht damit rechnen können, dass die Plastik schnell wieder aufgestellt wird. Zuerst habe man einen Platz im neuen Sheridan-Park in Betracht gezogen. Die Bauarbeiten auf dem Gelände hätten das Kunstwerk aber möglicherweise gefährden können. Im Schenkungsvertrag gibt es deshalb eine spezielle Klausel: Danach ist die Stadt nicht verpflichtet, die geschenkte Plastik überhaupt wieder aufzustellen.
Bei der Suche nach einem Standort mussten auch mehrere Ideen verworfen werden. Eine Option sei ein Kunstlehrpfad beim Grasigen Weg gewesen, hieß es im Baureferat. Diese Planungen wurden jedoch zurückgestellt. Auch andere Stellen an der Westparkschule oder in der Nähe von Spielplätzen schieden aus. Die Experten der Stadt erklären das mit Sicherheitsgründen. Die Plastik, die ein wenig an eine Rampe für Skateboards erinnert, war nämlich schon am Prinzregentenplatz von jungen Skateboardern zweckentfremdet worden.
Inzwischen hat Grab zwei Folgeanträge an die Stadt gestellt, um die Suche voranzubringen. Eine Antwort zum neuen Standort bekam er wieder nicht. Zwar habe es im November einen Ortstermin mit dem Künstler gegeben, sagt Grab. Klaus Mumm habe aber noch Alternativen prüfen lassen wollen.
Das ist drei Monate her. Doch nun scheint ein Ende der fast unendlichen Suche in Sicht. Das Kulturreferat teilte auf AZ-Anfrage am Montagabend mit: Der „finale Standort“für das Kunstwerk im Sheridan-Park am westlichen Eingangsbereich des Grasigen Weges/ Ecke Nestackerweg sei nun festgelegt worden. Das Referat werde die weiteren Schritte mit der AGS abstimmen, in deren Obhut sich die Plastik gegenwärtig befindet. „Sobald die technischen Details wie Fundamente geklärt sind und die Witterungsverhältnisse es zulassen, möchten wir zeitnah die Umsetzung der Neuaufstellung angehen“, so ein Mitarbeiter des Referats. Einen Termin nannte er nicht.