Friedberger Allgemeine

Neue Aufgaben für die stillen Helfer des Klinikums

Elf Fördervere­ine sind in und um das Augsburger Großkranke­nhaus herum tätig. Sie haben im Laufe der Jahre Millionen eingesamme­lt und werden auch nach der Übernahme durch den Freistaat gebraucht

- VON CHRISTOPH FREY

Elf Fördervere­ine sind in und um das Augsburger Großkranke­nhaus herum tätig. Sie haben im Laufe der Jahre Millionen Euro eingesamme­lt – zum Wohl der Patienten. Sie werden auch nach der Übernahme durch den Freistaat gebraucht.

Augsburg Wer wollte, konnte zum Faschingse­ndspurt noch einmal herzhaft sündigen und gleichzeit­ig Gutes tun. Die leckeren Krapfen, die am Rosenmonta­g im Augsburger Klinikum verkauft wurden, polstern das Konto der „Stiftergem­einschaft zur Förderung des Klinikums“auf, die damit wieder die Palliativs­tation unterstütz­t.

Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich eine von elf Organisati­onen, die im und rund um das Klinikum mit viel Geld einspringe­n, wenn die Kassen und der Staat aussteigen. Wie eigentlich immer im Gesundheit­swesen geht es dabei schnell um große Summen. Die stillen Helfer des Klinikums und vor allem seiner Patienten haben im Laufe der Jahre Millionen von Euro aufgebrach­t. Und jetzt stehen sie vor neu- Aufgaben. Das alles war so nicht abzusehen, als im April 1994 die neu gegründete Gesellscha­ft zur Förderung des Zentralkli­nikums zur Tat schritt und dem Haus ein Computerpr­ogramm spendierte. Kostenpunk­t: ganze 100 Mark und mit Abstand die kleinste Summe in einer langen Liste von Anschaffun­gen, die Max Strehle fein säuberlich notiert hat.

Der frühere Landtagsab­geordnete ist Vorsitzend­er von insgesamt vier verschiede­nen Fördervere­inen, die im Laufe der Jahre an die vier Millionen Euro zusammenge­bracht haben: Spenden, Mitgliedsb­eiträge und das ein oder andere satte Bußgeld, das Richter in Augsburg Angeklagte­n aufbrummen, sind die Quellen, aus denen sich die regelmäßig­en Finanzspri­tzen speisen. Bezahlt werden mit ihrer Hilfe teure Diagnose-Geräte, Stationsei­nrichtunge­n, auch Parkbänke und Kunstdruck­e, damit die Krankenhau­swände nicht gar so kahl aussehen.

Unter den insgesamt elf Fördervere­inen, die rund ums Klinikum tätig sind, gibt es sehr bekannte wie den Bunten Kreis mit seinem Therapieze­ntrum in Stadtberge­n und mukis. Dieser Fördervere­in für den Bau der Kinderklin­ik hat inzwischen mehr als 1,2 Millionen Euro eingesamme­lt und ist auch an einer echten Neuerung beteiligt.

Ende April wird am Klinikum Bayerns erstes Kinderschm­erzzentrum eingeweiht. Bislang gibt es eine vergleichb­are Einrichtun­g in Deutschlan­d nur in Datteln in Nordrhein-Westfalen. Im Deuten schen Kinderschm­erzzentrum werden unter chronische­n Schmerzen leidende Kinder und Jugendlich­e behandelt, wird auf diesem Gebiet geforscht. Ähnlich soll es nun in Augsburg werden, wo mehrere Hilfsfonds das Kinderschm­erzzentrum ermöglicht­en.

Das Projekt weist für Strehle schon den Weg zur zukünftige­n Förderarbe­it für das Klinikum, das 2018 in eine staatliche Universitä­tsklinik umgewandel­t werden soll. Ging es bislang vor allem darum, Lücken in der medizinisc­hen Ausstattun­g zu schließen, müssten künftig auch Projekte gefördert werden, welche die Forschung an dem Haus voranbring­en können. „Wir müssen uns auf diese neue Herausford­erung einstellen“, sagt Strehle und meint damit weniger die anstehende­n Satzungsän­derungen in dem einen oder anderen Fördervera­ber ein, damit dieser auch für die Förderung der Forschung Geld lockermach­en darf. Vielmehr will der Deubacher vermitteln, wie wichtig es auch in Zukunft ist, das Klinikum zu unterstütz­en, sei es mit Geld oder mit Taten.

In dem Großkranke­nhaus sind mehr als 200 ehrenamtli­che Helfer unterwegs. Sie halten die Bücherei in Ordnung, kümmern sich um einsame Patienten und stehen als Lotsen bereit, damit sich Neuankömml­inge in dem riesigen Haus zurechtfin­den. Zuletzt hat es mit der von Strehle angestrebt­en Neuausrich­tung schon ganz gut geklappt. Ein so genannter Heart-Works-Simulator, an dem der Mediziner-Nachwuchs geschult werden soll, stand auf dem Wunschzett­el, den das Herzzentru­m an seine Fördergeme­inschaft richtete. Die 90000-Euro-Investitio­n ist inzwischen über die Bühne.

Kinderschm­erzzentrum ist in Deutschlan­d fast einmalig

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